Tarifverhandlungen Bahn und GDL bremsen sich aus

Die Gewerkschaft der Lokführer und die Bahn geben sich gegenseitig die Schuld am Stillstand bei den Tarifverhandlungen. Während eine Seite Gespräche wünscht, will die andere Tarifverhandlungen. Eine Entscheidung über weitere Streiks steht kurz bevor.

Die Lokführergewerkschaft GDL will sich nach derzeitigem Stand nicht wie ursprünglich geplant am Mittwoch mit der Bahn treffen. "Es wird kein Treffen geben, so wie es im Moment aussieht", sagte der stellvertretende GDL-Chef Günther Kinscher. Bahn-Personalvorstand Margret Suckale sei nur an Tarifverhandlungen interessiert. Sie wolle also kein Treffen, erklärte Kinscher. Wenn die Bahn ein Angebot vorlege, über das die Gewerkschaft verhandeln könne und das einen eigenständigen Tarifvertrag ermögliche, dann werde die GDL in Verhandlungen eintreten, und "dann gilt natürlich die Friedenspflicht". Über das weitere Vorgehen der GDL einschließlich möglicher weiterer Streiks werde die Gewerkschaft am Mittwoch informieren, sagte Kinscher.

Die Bahn lud die GDL mehrmals zu Tarifverhandlungen an diesem Mittwoch ein. Die Gewerkschaft lehnte dies ab und war lediglich zu einem Sondierungsgespräch bereit. Während die GDL für Mittwoch eine Pressekonferenz ankündigt, sagte Bahn-Personalvorstand Margret Suckale in Berlin: "Wir werden am Mittwoch um 10 Uhr zu Verhandlungen bereitstehen." Diese könnten in Frankfurt, dem Sitz der GDL, oder in Berlin geführt werden. Sie wisse nicht, worauf die GDL noch warte. Zu einem weiteren unverbindlichen Gespräch sei die Bahn nicht bereit. "Damit würden wir nicht weiterkommen", sagte Suckale.

"Dann haben wir noch zu wenig gestreikt"

Die GDL bestand auf einem Gespräch, bevor entschieden werde, ob wieder Tarifverhandlungen aufgenommen würden. Es müssten zuvor ein paar Punkte geklärt werden. Wenn die Bahn weiterhin nichts außer bezahlten Überstunden anbiete, "dann haben wir noch zu wenig gestreikt", sagte GDL-Sprecherin Gerda Seibert. Das jetzige Angebot der Bahn sei nicht verhandelbar, deshalb könne es zunächst auch keine Verhandlungen geben, sondern nur ein Gespräch.

Die Bahn hatte am Montag der GDL einen eigenen Tarifvertrag angeboten, der sich im wesentlichen am Abschluss mit den anderen Bahngewerkschaften GDBA und Transnet orientiert und in das bestehende Tarifsystem eingepasst werden solle. Die Lokführer könnten sich nach dem Vorschlag bereits geleistete Überstunden auszahlen lassen und so in diesem Jahr 1400 Euro extra erhalten.

Die Bahn sei bereit, einen "eigenen Tarifvertrag" für Lokführer abzuschließen. Er müsse sich aber "konflikt- und widerspruchsfrei" in das gesamte Tarifgefüge des Unternehmens einpassen. Andernfalls sei der Betriebsfrieden im Bahn-Konzern in Gefahr. Die GDL lehnte das Angebot am Montag als "in jedem Fall unzureichend" ab. Die Gewerkschaft fordert einen eigenständigen Tarifvertrag für die Lokführer und Zugbegleiter und eine deutlich bessere Bezahlung, als dies Transnet und GDBA verhandelt haben.

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DPA/AP