Den Antrag des Großaktionärs, Aufsichtsratschef Krumnow abzuwählen und ihn selbst in das Kontrollgremium des Reise- und Schifffahrtkonzerns zu berufen, lehnten 57,24 Prozent der anwesenden Aktionäre auf der Hauptversammlung am Mittwochabend ab. Das wäre die Voraussetzung dafür gewesen, um sich selbst in den Aufsichtsrat wählen zu lassen. Die Präsenz des stimmberechtigten Kapitals in Hannover war mit 71,7 Prozent ungewöhnlich hoch. Im Vorjahr hatte der Anteil bei 47 Prozent gelegen.
Fredriksens Vertreter Tor Olav Troim gab sich trotz der Niederlage nach der Abstimmung kämpferisch. "Aller guten Dinge sind drei", sagte er: "Wir kommen wieder." Er zeigte sich zufrieden, dass Fredriksen den Großteil der Aktionäre, die keine geschäftlichen Verbindungen zur Tui unterhielten, für sein Anliegen gewinnen konnte.
Weitere Zukäufe nicht ausgeschlossen
Weitere Zukäufe, um den Anteil aufzustocken, schloss Troim nicht aus. Voraussetzung sei allerdings, dass die Aktien aus dem Lager der bisherigen Unterstützer des Kurses von Vorstandschef Frenzel kämen. "Wir brauchen die Aktien der Anteilseigner, die Geschäftsbeziehungen mit dem Konzern unterhalten - das sind die für uns wertvollen Aktien", sagte Troim. Ein Tui-Sprecher wollte das Abstimmungsergebnis auf Anfrage nicht kommentieren.
Das Ergebnis ist dennoch ein Rückschlag für den Großaktionär, der mit dem Einzug in den Aufsichtsrat seinen Einfluss ausbauen wollte. Fredriksen hält derzeit 11,7 Prozent der Aktien und hat im März die Abspaltung der Containerschifffahrtstochter Hapag-Lloyd durchgesetzt. Jetzt dringt er auf eine Abspaltung, bei der die TUI-Aktionäre Anteilsscheine der dann selbstständigen Gesellschaft erhalten würden.
Strategiewechsel könnte nur eine "vorübergehende Pause" sein
TUI-Vorstandschef Frenzel ist trotz des Etappensiegs angeschlagen. Neben Fredriksens Vertrauten Troim übten Vertreter institutioneller Investoren und Kleinaktionäre scharfe Kritik an der Leistung des Konzerns. Das knappe Abstimmungsergebnis erschwert es Frenzel, statt eines Spin-offs den von ihm angestrebten Verkauf von Hapag-Lloyd durchzusetzen. Er bekräftigte auf der Hauptversammlung die Absicht des Vorstands, die Erlöse aus einem Verkauf in den Ausbau der Tourismussparte und zum Abbau der Schulden des Unternehmens einzusetzen.
Troim hatte in seiner Rede auf der Hauptversammlung Zweifel geäußert, dass Frenzel die vom Aufsichtsrat beschlossene und vom Vorstand nach langem Widerstand akzeptierte Abspaltung von Hapag-Lloyd im Sinne der Aktionäre vorantreiben werde. Es sei zu befürchten, dass dieser erfreuliche Strategiewechsel nicht mehr als eine "vorübergehende Pause" in der langjährigen schwachen Entwicklung des Unternehmens unter dem gegenwärtigen Management sei, sagte der Vertreter Fredriksens.
Alexej Mordaschow unterstützt Frenzels Kurs
Frenzel muss damit rechnen, dass Fredriksen den Vorstand weiter unter Druck setzt. Schon am Vormittag hatte Troim bekräftigt, auch im Falle einer Abstimmungsniederlage am TUI-Anteil festhalten zu wollen. "Es ist unwahrscheinlich, dass wir verkaufen - eher werden wir aufstocken und eine neue Abstimmung verlangen", sagte er am Rande der Aktionärsversammlung. Fredriksen habe bereits den mit einem Anteil von rund zehn Prozent zweitgrößten Tui-Aktionär Alexej Mordaschow auf den Verkauf seiner Aktien angesprochen. Dieser habe aber abgelehnt, sagte Troim.
Der Russe unterstützt Frenzels Kurs. In seiner Rede unterstrich Troim das langfristige Interesse des norwegischen Großaktionärs. "Wir glauben an dieses Unternehmens mehr als der Vorstand", sagte er. Fredriksen sei mit rund 1 Milliarden Euro in Tui investiert, während sich die Anteile der Topmanager des Konzerns zusammen auf gerade einmal 50.000 Euro addierten. Troim sagte, es gebe keine Interessenkonflikte des Reeders, die gegen eine Wahl Fredriksens in den Aufsichtsrat sprächen. "Sie können entweder das amtierende Management in ihrem Kampf gegen den größten Anteilseigner unterstützen oder für den Wechsel votieren", schloss Troim seine Rede, die von den TUI-Aktionären mit anhaltendem Applaus bedacht wurde.
Vor der Wahl hatte Troim einen Kompromiss angeboten, den Frenzel jedoch ablehnte. Danach hätte sich Fredriksen statt der ursprünglich geforderten zwei Vertreter im Aufsichtsrat mit einem Mandat zufriedengegeben. Der zweite Platz war ihm aber faktisch schon versperrt, nachdem Tui kurz vor dem Aktionärstreffen einen Vertrauten Mordaschows installiert hatte.