Der Supermarkteinkauf ist in den vergangenen Monaten deutlich teurer geworden. Nahrungsmittel waren neben Energie der große Treiber der Inflation. Nun kommen die Lebensmittelhändler mit einer guten Nachricht für Verbraucher um die Ecke: Milch und Milchprodukte werden günstiger.
Discounter Aldi senkt ab dem heutigen Mittwoch die Preise für mehr als 50 Molkereiprodukte – "dauerhaft", wie es in einer Mitteilung heißt. Unter anderem kostet der Liter frische Vollmilch jetzt nur noch 99 Cent statt zuvor 1,15 Euro. Gleiches gilt für H-Milch. Auch Speisequark oder Kondensmilch werden günstiger. Konkurrent Kaufland bietet ab heute sogar 350 Molkereiprodukte günstiger an, auch hier kostet der Liter Vollmilch 99 Cent und die Packung Quark 85 Cent. Es wird erwartet, dass weitere Discounter und Supermärkte nachziehen.
Milch als Preissignal an die Kunden
Der Liter Milch ist das, was Handelsexperten einen "Eckpreisartikel" nennen. Das bedeutet, dass er bei Verbrauchern besonders im Fokus steht, weil er viel und oft gekauft wird. Wer die Milch günstig anbietet, wird meist auch allgemein als günstig wahrgenommen. In der aktuellen Inflationsphase, in der viele Kunden stark aufs Geld gucken, ist das den Lebensmittelhändlern besonders wichtig.
Dementsprechend offensiv kommunizieren die Discounter die aktuelle Preissenkung auch. Aldi preist sich selbst in einer Mitteilung zur Milchsenkung als "zuverlässiger Grundversorger" und "Preisführer". Kaufland erklärt, da die Rohwarenpreise zuletzt gesunken seien, gehöre es dazu, "Preisvorteile direkt an seine Kunden weiterzugeben". Die Preissenkung ist möglich, weil die großen Lebensmittelhändler zuletzt die Konditionen mit den Milcherzeugern neu verhandelt haben. Laut "Lebensmittel Zeitung" gelten seit dem 1. Juni neue Konditionen.
Inflationsdruck lässt nach
Werden Lebensmittel jetzt auch allgemein wieder günstiger? Ökonomen hoffen, dass die Inflation ihren Höhepunkt überschritten hat: Im Mai lag die Inflationsrate nach vorläufigen Zahlen des Statistischen Bundesamts bei plus 6,1 Prozent gegenüber Mai 2022. Im Vergleich zum April waren die Verbraucherpreise im Mai sogar minimal rückläufig. Das lag aber vor allem an niedrigeren Energiepreisen. Bei Lebensmitteln hat der Preisdruck in diesem Jahr zumindest etwas nachgelassen. So lag die Teuerung gegenüber dem Vorjahresmonat von Oktober bis März bei Nahrungsmitteln jeweils bei mehr 20 Prozent, im Mai waren es nach vorläufigen Angaben nur noch 14,9 Prozent. Das bedeutet aber auch: Im Mai waren Lebensmittel immer noch fast 15 Prozent teurer als ein Jahr zuvor.
Allgemein besteht Hoffnung, dass die Teuerung bei Lebensmitteln weiter zurückgeht. So waren etwa zuletzt EU-weit die Erzeugerpreise überraschend wenig gestiegen, was als Früh-Indikator für eine geringere Steigerung der Verbraucherpreise gilt. Die Entspannung bei den Erzeugerpreisen werde sich "nach und nach in den Lebensmittelverkaufspreisen sichtbar machen", sagte Franz-Martin Rausch, Hauptgeschäftsführer des Handelsverbands Lebensmittel (BVLH) den Zeitungen der Mediengruppe Bayern. In einzelnen Bereichen seien die Preissenkungen bereits jetzt sichtbar.
Ob insbesondere die Milch dauerhaft so günstig bleibt, ist allerdings fraglich. Die Milchwirtschaft rechnet laut "Lebensmittel Zeitung" für das zweite Halbjahr wieder mit steigenden Preisen. Generell unterliegen insbesondere frische Lebensmittel auch immer saisonalen Schwankungen, unabhängig von allgemeinen Entwicklungen wie Energiepreisen. Für Verbraucher bleibt die tröstende Botschaft, dass es bei Lebensmitteln in Zukunft wieder mehr auf und ab statt nur nach oben gehen könnte.