Der Fleischkonsum in Deutschland sinkt seit Jahren, vegetarische Alternativen sind auf dem Vormarsch. Wenn man sich die Werbeprospekte der Supermärkte und Discounter zur aktuellen Grillsaison anschaut, ist davon allerdings wenig zu spüren. Dort werden Kunden weiterhin vor allem mit billigem Grillfleisch aus Massentierhaltung geködert, zeigt eine Auswertung der Umweltorganisation WWF. Bio-Fleisch und vegetarische Produkte werden dagegen kaum rabattiert angeboten.
Für seinen "Grillfleischcheck" hat der WWF von Ende April bis Mai 54 Werbeprospekte von Aldi, Lidl, Edeka, Rewe, Kaufland, Netto und Norma ausgewertet. Darin wurden insgesamt 705 Fleischprodukte wie Steaks, Koteletts oder Würstchen angepriesen und nur 34 Fleischersatzprodukte, außerdem gab es 58-mal Werbung für Grillkäse und Feta. "Damit setzt der Lebensmitteleinzelhandel einen hohen Anreiz zum Kauf von Wurst- und Fleischwaren, statt zukunftsweisend eine klima- und ressourcenfreundliche Ernährung aktiv zu unterstützen und zu bewerben", kritisiert der WWF.
Immerhin ist die Anzahl an Fleischprodukten in den Werbeprospekten im Vergleich zu den Vorjahren etwas gesunken. 2022 und 2021 hatte der WWF die Prospekte im selben Zeitraum ebenfalls untersucht und darin noch jeweils mehr als 900 Fleischwaren gefunden.
Tierwohl spielt keine Rolle
Das Tierwohl spielt bei den Rabatt-Angeboten allerdings so gut wie keine Rolle. Betrachtet man nur die Fleisch- und Wurstwaren, die zum Aktionspreis angeboten wurden – das waren 330 –, so befanden sich darunter nur zehn Bio-Produkte (Haltungsstufe 4) sowie zwölf Produkte der Haltungsstufe 3. Bei den meisten Fleischwaren nannten die Lebensmittelhändler die Haltungsstufe im Prospekt lieber gar nicht, was die Vermutung nahelegt, dass diese in die billigen Kategorien fallen. Die WWF-Experten gehen davon aus, dass 93 Prozent der rabattierten Fleischprodukte den konventionellen Haltungsformen 1 und 2 entstammen.
Fleischersatzprodukte werden laut der Untersuchung nicht nur deutlich seltener rabattiert angeboten. Sie sind auch absolut gesehen meist teurer als die Fleisch-Angebote. "80 Prozent der rabattierten Fleischprodukte sind günstiger als Fleischersatzprodukte", schreibt der WWF. Und 75 Prozent seien auch günstiger als Grillkäse und Feta. Den niedrigsten Kilopreis hat meist Schweinefleisch.
"An den Konsumentenwünschen vorbei"
Die Gestaltung der Preisaktionen ist in den Augen des WWF nicht nur schlecht für die Umwelt, sondern auch nicht im Sinne der Konsumenten. "Der Lebensmitteleinzelhandel rabattiert an den Konsumentenwünschen vorbei", erklärt WWF-Ernährungsreferentin Elisa Kollenda. Die Ernährungswende sei längst in der Bevölkerung angekommen, 2022 sei der Fleischkonsum auf ein Rekordtief gesunken. "Gleichzeitig setzt der Einzelhandel wie gehabt seine Preis- und Werbeanreize fast ausschließlich bei Fleisch und Wurstwaren und verfehlt damit die Bedürfnisse der Verbraucherinnen und Verbraucher", so Kollenda.
Der WWF fordert die Supermärkte auf, ihre Rabattaktionen auf gesunde vegetarische Grillprodukte auszurichten und bei Fleisch von Lockangeboten abzusehen. Zudem solle auch die Politik mit einer Senkung der Mehrwertsteuer auf Obst, Gemüse und Hülsenfrüchte ihren Beitrag leisten. Gesundes und nachhaltiges Essen dürfe kein Privileg für Besserverdienende sein.