In Zukunft wird jeder siebten Liter Bier in Deutschland aus den Fässern von Oetker stammen. Der Bielefelder Lebensmittelkonzern verleibt sich den Getränkehersteller Brau und Brunnen ein. Die mehrheitlich an dem Dortmunder Unternehmen beteiligte HypoVereinsbank (HVB) willigte in den Verkauf ihres Aktienpakets für 220 Millionen Euro ein. Damit steige der Bierausstoß der Oetker-Beteiligungen auf ungefähr 15 Millionen Hektoliter, verlautete am Freitag in Branchenkreisen. Das entspreche auch einem Marktanteil von schätzungsweise 15 Prozent auf dem deutschen Biermarkt.
Oetker will von der HypoVereinsbank die Mehrheit an Brau und Brunnen übernehmen. "Für das Aktienpaket von 61,7 Prozent wurde ein Kaufpreis von rund 220 Millionen Euro vereinbart, was einem Preis von 80 Euro je Aktie entspricht", teilte die Münchener Großbank am Donnerstagabend mit. Die Oetker-Gruppe hatte schon seit langem Interesse an der im General Standard gelisteten Gesellschaft bekundet. Erst im Dezember waren monatelange Verhandlungen zwischen der HVB und einem Finanzinvestor über den Verkauf von Brau und Brunnen geplatzt.
Aktionäre erhalten 80 Euro je Stückaktie
Die Oetker-Gruppe beabsichtige, eine Aktienmehrheit von mehr als 75 Prozent des stimmberichtigen Kapitals an Brau und Brunnen zu erwerben, gab die HVB bekannt. Eine zur Oetker-Gruppe gehörende Beteiligungsgesellschaft hatte zuvor in einer Pflichtmeldung angekündigt, den Aktionären von Brau und Brunnen ein Übernahmeangebot vorzulegen. Dabei würde den Aktionären 80 Euro je Stückaktie geboten. Die Transaktion stehe noch unter dem Vorbehalt der Zustimmung der Kartellbehörden.
Die Münchener Großbank HVB erzielt nach Angaben aus Finanzkreisen beim Verkauf ihrer BuB-Mehrheitsbeteiligung einen Buchgewinn von rund 50 Millionen Euro. "Der Buchgewinn für die HVB liegt bei der Transaktion um die 50 Millionen Euro", erfuhr Reuters am Donnerstag aus den Finanzkreisen. Da der Verkauf an verschiedene Bedingungen geknüpft sei, sei offen, ob der Betrag noch in die Erfolgsrechnung im ersten Quartal eingehe, hieß es weiter. Der Verkauf ist ein weiterer Baustein in dem umfangreichen Beteiligungsabbau, den HVB-Vorstandssprecher Dieter Rampl im vergangenen Jahr vorangetrieben hatte.
Seit Sommer Interesse an Brau und Brunnen
Die Oetker-Gruppe hatte bereits bei der Bilanzpressekonferenz im vergangenen Sommer Interesse an Brau und Brunnen gezeigt. Damals hieß es, dass es zwischen den beiden Unternehmen Gespräche gebe. Im Dezember waren Gespräche zwischen der HVB und dem Finanzinvestor OEP abgebrochen worden. Als Grund für das Scheitern der Gespräche wurden damals das Bekanntwerden von Kontakten zwischen der US-Beteiligungsgesellschaft One Equity Partner (OEP) und der zur Oetker-Gruppe gehörenden Radeberger Brauerei genannt.
Mit der Übernahme von Holsten durch Carlsberg im vergangenen Monat hatte sich der Konzentrationsprozess auf dem mittelständisch geprägten und zersplitterten deutschen Biermarkt fortgesetzt. Zuletzt hatte der Braukonzern Radeberger seinen Einstieg bei Stuttgarter Hofbräu angekündigt. Aber auch internationale Brauereikonzerne wie die belgische Interbrew, die binnen drei Jahren durch Zukäufe (Diebels, Beck’s, Gilde/Hasseröder, Münchener Spaten) zum Marktführer in Deutschland wurde, haben ihr Engagement in Deutschland verstärkt.
Zum Dortmunder Getränkekonzern Brau und Brunnen gehören unter anderem die Biermarken Jever, Berliner Pilsner, Schlösser Alt, Sion Kölsch und Tucher. Zum Oetker-Konzern gehört bereits die Radeberger Gruppe mit Sitz in Frankfurt/Main, die früher unter dem Namen Binding agierte. Neben dem Radeberger Pils gehören dazu Clausthaler Alkoholfrei, Schöfferhofer Weizen und Henninger Radler.