Traditionsbiere Aus für Kindl und Brinkhoff's

Zwei Traditionsmarken fallen dem schleppenden Bierkonsum zum Opfer: Weil die Dortmunder Brau und Brunnen in Finanznöten steckt, werden deren Biere Kindl und Brinkhoff's bald nicht mehr gebraut.

Die Deutschen trinken zu wenig Bier, genauer: im letzten Jahr 1,5 Prozent weniger und vermutlich zwei Prozent in diesem Jahr. Weil es zudem zu viele, zu kleine Brauereien in Deutschland gibt, die auch noch bis zu 40 Prozent mehr Gerstensaft produzieren, als sie verkaufen, kommen immer mehr Brauereien ins Schlingern. Wie jetzt Kindl aus Berlin und Brinkhoff's aus Dortmund – beide im Besitz des Getränke-Konzerns Brau und Brunnen.

Das Dortmunder Brauereiunternehmen hat sich wegen anhaltender Verluste und sinkender Absätze einen radikalen Umbau verordnet. Erste Opfer werden die beiden Traditionsmarken sein, 450 Arbeitsplätze sollen abgebaut werden. Betriebsbedingte Kündigungen jedoch versuchen Unternehmensleitung und Gewerkschaften zu verhindern.

Brau und Brunnen nicht alleine überlebensfähig

"Die Brau und Brunnen ist und wäre allein nicht überlebensfähig", sagte der Geschäftsführer der Obergesellschaft RB Brauholding, Ulrich Kallmeyer. In mehreren Sanierungsschritten will er die 2004 übernommene Brau und Brunnen wieder auf Kurs bringen. Einen "hohen zweistelligen Millionen-Euro-Betrag" will Kallmeyer investieren, um Altlasten abzubauen und die Getränkefirma zu entschulden. Die Kosten sollen um 20 Prozent gedrückt und die Standorte Berlin und Dortmund mit Investitionen von 50 Millionen Euro überlebensfähig gemacht werden.

In Dortmund soll die die Traditionsbrauerei Dortmunder Actien-Brauerei ausgebaut und im Gegenzug die Produktion der Brinkhoff’s-Brauerei eingestellt werden. Im Berlin wird die Kindl-Brauerei aus Neukölln nach mehr als 130 Jahren geschlossen und zieht nach Hohenschönhausen, wo die ebenfalls zur Gruppe gehörende Brauerei Schultheiss ihren Sitz hat.

Brau und Brunnen ist Teil des Oetker-Konzerns, der durch Pizza, Backwaren und Pudding bekannt ist. Auch die Radeberger Brauerei gehört zu der Gruppe, die 2004 durch Zukäufe ein Absatzplus von drei Prozent verbuchen können. Brau und Brunnen habe im vergangenen Jahr entgegen ursprünglicher Prognosen seinen Absatz nicht steigern können und statt eines Gewinns einen operativen Verlust von voraussichtlich rund 30 Millionen Euro eingefahren, so Kallmeyer. Gewinne seien erst 2006 oder gar erst 2007 wieder zu erwarten.

Reuters
Mit Material von DPA/Reuters