Anschlagsfolgen Terror nicht versicherbar

Der zweitgrößte Rückversicherer der Welt, die Münchener Rück, verhandelt zurzeit einen Großteil der Verträge neu. Terroranschläge sind künftig nicht mit versichert, auch wenn andere Katastrophen stärker ins Kontor hauen.

Fünf Jahre nach den verheerenden Anschlägen vom 11. September hat die Münchener Rück ein ernüchterndes Fazit für die Versicherungsbranche gezogen: "Die Münchener Rück hält Terrorismus für nur sehr begrenzt versicherbar", sagte Konzernchef Nikolaus von Bomhard. Solche Ereignisse seien schwer zu prognostizieren, politische und gesellschaftliche Entwicklungen hätten einen großen Einfluss. Zudem sei es das Ziel der Täter, einen besonders hohen Schaden anzurichten.

Preis für Versicherungsschutz angemessen

Der weltweit zweitgrößte Rückversicherer schließe daher Terrorrisiken, wo immer es möglich sei, aus. Eine Deckung gewähre das Dax-Unternehmen nur, wenn die Haftung limitiert und der Preis für den Versicherungsschutz angemessen sei.

Der 11. September 2001 hatte die Branche hart getroffen und zum Umdenken gezwungen. Die Attentäter hatten damals entführte Flugzeuge in das World Trade Center im Herzen New Yorks gelenkt und die Zwillingstürme zum Einsturz gebracht. Rund 3000 Menschen starben.

Die Versicherer mussten nicht nur Schäden in Milliardenhöhe stemmen, wegen der nach dem 11. September weltweit fallenden Börsen verloren auch ihre Wertpapieranlagen massiv an Wert. Das führte zu Abschreibungen und kostete weitere Milliarden. Die Nettobelastung der Münchener Rück liegt allein bei 2,6 Milliarden Dollar. Der Gesamtschaden der Anschläge steht bis heute nicht fest. Die versicherten Werte werden - in einer groben Annäherung - auf rund 32 Milliarden Dollar geschätzt.

In den beiden vergangenen Jahren mussten die Rückversicherer dann immense Schäden verkraften, die Wirbelstürme in den USA und der Karibik anrichteten. 2005 hatten Naturkatastrophen wie der Hurrikan "Katrina", der weite Teile der US-Südstaaten-Metropole New Orleans zerstörte, die Münchener Rück netto mit 1,5 Milliarden Euro belastet. Dank Sondererlösen aus der Veräußerung von Kapitalanlagen wie Aktien konnte der Konzern dennoch einen Rekordgewinn von gut 2,7 Milliarden Euro einfahren. "Katrina" kostete die Assekuranz insgesamt 62 Milliarden Dollar, was bei vielen Versicherern deutliche Spuren in den Bilanzen hinterließ.

Zwei Drittel des Vertragsvolumens stehen zur Erneuerung an

Die Münchener Rück werde neue Verträge mit ihren Kunden, den Erstversicherern, nur zu risikogerechten Bedingungen abschließen, sagte von Bomhard. Bei der Münchener Rück stehen - außerhalb der Lebensversicherung - zum Jahresbeginn 2007 zwei Drittel des Vertragsvolumens zur Erneuerung an.

Schon Anfang 2006 hatte es im Naturkatastrophensegment starke Preiserhöhungen gegeben. Das erreichte Niveau sei nachhaltig, sagte von Bomhard mit Blick auf die nun anstehende Neugestaltung der Verträge. Der Münchener Rück-Rivale Hannover Rück, weltweit die Nummer vier, hatte zuletzt angedeutet, dass in der US-Katastrophenrückversicherung Preiserhöhungen von rund 50 Prozent möglich seien.

Reuters
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