Tausende Riester-Kunden der Ergo-Versicherung können nach fehlerhaft ausgestellten Verträgen mit Entschädigungen im Gesamtumfang von mehreren Millionen Euro rechnen. Ergo-Chef Torsten Oletzky sagte der "Wirtschaftswoche": "Wir rechnen mit Kosten dafür von fünf bis sechs Millionen Euro." Zu möglicherweise weitaus höheren Kosten durch Sammelklagen äußerte sich Oletzky gelassen: "Davor fürchte ich mich nicht."
Der Konzern ist neben den Riester-Verträgen auch seit Wochen wegen einer Sexreise nach Budapest in den Schlagzeilen. Der Vorstandsvorsitzende bekräftigte, dass es nicht absichtlich zu Fehlern in den Konditionen der Riester-Verträge gekommen sei, sondern weil 2004/2005 beim Nachdruck eines Formulars aus Versehen alte Kostensätze übernommen worden sein. Allerdings sei es falsch gewesen, "auf erste Hinweise 2005 nicht konsequent reagiert" zu haben, räumte er ein.
Ergo hatte zuletzt angekündigt, dass etwa 14.000 Kunden wegen Fehlern in Riester-Formularen zusätzliche Leistungen erhalten werden. Nach neuen Überprüfungen korrigierte Ergo die Zahl der Betroffenen jetzt auf rund 12.000. Nach Ansicht von Juristen wie dem Ex-Staatsanwalt und Strafrechtsexperten Volker Hoffmann aus Mainz könnte das abwartende Verhalten auch strafrechtliche Folgen haben.
Versicherungskunde erstattet Strafanzeige wegen Untreue
Ergo hatte im Juni zunächst einen Bericht des "Handelsblatts" über zahlreiche falsche Riester-Verträge dementiert. Wenig später räumte die Versicherungsgruppe dann aber doch Fehler in bestimmten Riester-Verträgen ein. In einem Formular, das im zweiten Halbjahr 2005 von der Vertriebsorganisation HMI verwendet wurde, sei irrtümlich ein zu niedriger Kostensatz genannt worden. Für die 12.000 betroffenen Kunden will die Versicherungsgruppe jetzt die Verträge mit dem jeweils niedrigeren Kostensatz neu berechnen.
Nach einem Bericht von "Bild am Sonntag" hat inzwischen ein Versicherungskunde Strafanzeige wegen Untreue erstattet. Unklar ist noch, ob sich die Anzeige auf die Ausgaben für die Sexreise bezieht. Die Staatsanwaltschaft Düsseldorf war für eine Klärung nicht erreichbar. Es ist nicht die einzige Anzeige. Das Unternehmen selbst hat sich wegen eines Erpressungsversuchs an die Staatsanwaltschaft gewandt. Es soll um Enthüllungen gehen. Hintergrund soll ein millionenschwerer Streit über Abfindungen früherer Versicherungsvertreter sein.