Geldanlage Privatrente wird zur Enttäuschung

Die gesetzliche Rente gilt längst als nicht mehr sicher, jetzt müssen auch Kunden privater Rentenversicherer den Gürtel enger schnallen: Für sie gibt es bis zu 30 Prozent weniger Rente als vorgerechnet.

Die gesetzliche Rente gilt längst als nicht mehr sicher. Doch auch Millionen Versicherungskunden mit einer privaten Rentenpolice müssen damit rechnen, dass die freiwillige Absicherung fürs Alter zur Enttäuschung werden dürfte. Ihre Privatrente kann zwischen zehn und 30 Prozent kleiner ausfallen als bei Vertragsabschluss vorgerechnet, wie Peter Grieble, Finanzexperte der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg, aus der Praxis weiß.

Branche steckt in schlimmer Krise

Besserung ist nicht in Sicht, im Gegenteil: Die Versicherungsbranche steckt in der schlimmsten Krise der Nachkriegszeit. Die Anbieter von privaten Renten- und Kapitallebensversicherungen können die Gewinnversprechen von einst nicht mehr einlösen. Die Überschussbeteiligungen, die einen Vertrag erst rentabel machen, mussten deutlich heruntergefahren werden. Auch 2003 wird es voraussichtlich weiter bergab gehen. Die Kassen vieler Unternehmen sind leer. Die Folge für die Kunden mit Privatrente: Ihre Rentenzahlungen werden gekürzt, Prognosen gesenkt.

Viele fühlen sich geprellt

Besitzern von Kapitallebensversicherungen wird die geschrumpfte Rendite erst bei Auszahlung so richtig bewusst. Rentner bekommen die Abstriche schon jetzt zu spüren. Einbußen von schlimmstenfalls "vielen hundert Euro" im Monat wirkten sich teilweise dramatisch aus, berichtet Grieble und meint: "Die Leute fühlen sich geprellt, um ihr Geld betrogen." In den Verbraucherzentralen gingen unzählige Beschwerden ein. "Statt fest kalkulierten 1.800 Euro kriegen manche jetzt nur noch 1.400 oder 1.500 Euro im Monat, bei anderen ist die Differenz weniger radikal, je nach Einsatz und Police", berichtet der Finanzfachmann.

Schmerzhafte Erfahrung

Doch auch die Verbraucherschützer können nicht weiterhelfen. Denn das Prinzip der Privatpolice mit lebenslanger Leibrente funktioniert so: Sicher ist den Kunden nur der Garantieteil der Auszahlung. Der zweite, variable Teil hängt vom Überschuss, also vom Profit ab, den der Versicherer erwirtschaftet. Die Garantiesumme muss eingehalten werden. In Aussicht gestellte Gewinne dürfen je nach Lage hochgefahren oder auch gekürzt werden, was die Kunden jetzt schmerzlich erfahren müssen.

Weitere Kürzungen nicht ausgeschlossen

Verbraucherschützer wie Grieble kritisierten immer wieder, dass Versicherer nicht ausreichend über dieses Risiko der Geldanlage aufklären und stattdessen mit überzogenen Gewinnversprechen Kunden anlocken. "Das Tragische ist, dass niemand auf die Garantierente von 700 Euro geguckt hat, wenn ihm weit über 1.000 vorgerechnet werden," erklärt Grieble.