Zunächst wird die Gesundheitsreform den Wechsel schwerer machen. Bisher können freiwillig Versicherte die Krankenkasse verlassen, wenn der Verdienst über der Versicherungspflichtgrenze von derzeit 47.250 Euro jährlich liegt (3937,50 Euro monatlich). Künftig sollen sie mit ihrem Verdienst mindestens drei Jahre über dieser Grenze liegen. Das ist eine hohe Hürde, vor allem für junge Menschen, für die der Wechsel wegen des hohen Sparpotenzials besonders interessant ist.
Keine Extras im Basistarif
Andererseits fragt sich, wie lukrativ die private Lösung in Zukunft noch sein wird. Denn die privaten Kassen dürfen sich nicht mehr nur die Rosinen aus dem Kuchen picken, sondern müssen sich für alle Interessenten öffnen - mit einem Basistarif, der auch ohne Gesundheitsprüfung erhältlich sein muss. Der Haken für Wechselwillige mit Vorerkrankungen, die sonst kaum privaten Schutz bekämen: Der Tarif muss nur den Leistungsumfang der gesetzlichen Kassen bieten. Extras wie Chefarztbehandlung oder Einzelzimmer müssen nicht angeboten werden.
Weitere Infos
Mehr Dateils dazu finden Verbraucher auf der Homepage der Stiftung Warentest.
Lukrativ ist das kaum, zumal die Beitragsentwicklung in der privaten Kasse wenig vorhersehbar ist. Während die Prämien für junge und gesunde Singles anfangs verführerisch niedrig sind, können sie später dramatisch steigen und im Rentenalter ein Mehrfaches des Einstiegsbeitrags ausmachen. Darauf weist die Zeitschrift "Finanztest" der Stiftung Warentest immer wieder hin. Hinzu kommt: Während Kassenmitglieder im Rentenalter weniger zahlen, weil ihr Einkommen sinkt, bleibt der Beitrag für Privatversicherte auf einem hohen Niveau. Um ihn zahlen zu können, sind Rücklagen erforderlich.
Höhrere Zahlung versus bessere Versorgung
Dem gegenüber stehen oft bessere Leistungen für Vollversicherte in der privaten Kasse. Der Arzt sieht Privatpatienten gerne, denn er kann höhere Honorare nehmen. Auch im Krankenhaus ist eine bessere ärztliche Betreuung und Unterbringung versicherbar. Aber in manchen Bereichen sind Privatversicherte schlechter gestellt: Bei teuren Medikamenten stellen sich Privatkassen schon einmal quer bei der Erstattung der Kosten. Auch teure und aufwändige Operationen können schon mal zu Streitereien führen.
Ein weiterer Nachteil für Privatversicherte: die fehlende Familienversicherung. Während die gesetzlichen Kassen Kinder und Ehepartner mit keinem oder geringem Einkommen gratis mitversichern, müssen Privatversicherte für sie eigene Verträge abschließen und bezahlen. Wer sich für einen Wechsel entscheidet, sollte bei der Wahl des neuen Partners wählerisch sein. Dabei hilft der Computerservice der Stiftung Warentest. Die Verbraucherschützer ermitteln gegen eine Gebühr von 18 Euro den Anbieter mit dem günstigsten Preis-Leistungs-Verhältnis und geben Informationen zur Beitragsentwicklung.