Private Krankenversicherung Die Qual der Wahl

Private Krankenkassen werden als wahre Wundertüten dargestellt: Privat Versicherte zahlen wenig, bekommen bessere Medikamente als gesetzlich Versicherte und müssen beim Arzt nie warten. Doch es gibt auch Nachteile.

Glaubt man manchen Berichten der Versicherungsunternehmen, ist eine private Krankenversicherung das Beste, was einem als Verbraucher passieren kann.Tatsache ist: Trotz vieler Vorteile kann der Wechsel in die private Kasse ein Bumerang werden. So sind die Leistungen nicht automatisch besser. Einige Versicherer locken mit Billigtarifen vor allem für junge Leute. Allerdings handelt es sich hierbei nicht um Sonderangebote, sondern schlichtweg um Tarife mit verringerten Leistungen. Zuweilen finden sich privat Versicherte dann auf einmal doch auf dem Leistungsniveau der gesetzlichen Kasse wieder. Ein anderes Mal werden Kosten für den Heilpraktiker oder die Psychotherapie nicht abgedeckt. Und wieder andere Tarife sehen hohe Selbstbeteiligungen vor, die im Krankheitsfall für eine hohe finanzielle Belastung sorgen - ein echter Vorteil ist das kaum.

Ein Bund fürs Leben

Was viele vergessen: Die Wahl eines privaten Krankenversicherers ist in der Regel eine Wahl fürs Leben. Wer nach ein paar Jahren unzufrieden ist, würde bei einem Wechsel zu einem anderen Privaten seine Altersrückstellungen verlieren, die die Kostenexplosion im Alter erträglicher gestalten sollen. Damit ist man einem Krankenversicherer bis ans Lebensende ausgeliefert, auch wenn die Preise explodieren.

Ein weiteres Problem: der Preis. Die Prämien der privaten Versicherung sind anders als die der gesetzlichen weder an das Einkommen gebunden noch bei einem bestimmten Höchstbetrag gedeckelt. Da ältere Menschen im Durchschnitt höhere Gesundheitskosten verursachen als jüngere, steigen die Prämien mit dem Lebensalter an. Unterstützt wird diese Entwicklung dadurch, dass gerade für ältere Versicherte die Rückkehr in die gesetzliche Kasse im Alter fast unmöglich ist. Damit bleiben Privatpatienten auch im Alter Privatpatient und müssen entsprechend hohe Beiträge zahlen.

Günstigere Tarife = weniger Leistung

Daran ändert auch das Wechselrecht in einen günstigen Basistarif nichts. Denn dieser orientiert sich zwar am Preisniveau der gesetzlichen Kasse, aber gleichzeitig sind die Leistungen dann auch auf dem Niveau der gesetzlichen.

Viele private Krankenversicherer bieten Tarife an, die durch eine hohe Selbstbeteiligung auf den ersten Blick sehr günstig scheinen. So zahlen Angestellte beispielsweise nur einen Beitrag von 200 Euro, den ihre Firma auch noch mit 100 Euro Arbeitgeberanteil "subventioniert". Dafür müssen sie allerdings im Krankheitsfall erst einmal alle Rechnungen bis 1500 Euro selbst bezahlen. Solange man gesund ist, geht die Rechnung auf. Aber bei einer Krankheit kommen zu den Prämien noch einmal bis zu 1500 Euro dazu, die der Versicherte voll aus eigener Tasche zahlen muss. Denn anders als bei den monatlichen Beiträgen muss der Chef zu dem Selbstbehalt nichts zusteuern - und an einer Arztrechnung über 1500 Euro wird der eine oder andere sicher schwer zu schlucken haben.

Problemfall Kind

Auch für Familien kann eine private Krankenversicherung beim Hauptverdiener zum Bumerang werden. Wenn dieser mit einem Gehalt von mehr als 3937,50 Euro (diese Grenze gilt ab 2006, bis 2005 waren es 3900 Euro) monatlich in der privaten Versicherung und der andere Elternteil mit dem geringeren Einkommen in der gesetzlichen Kasse ist, besteht keine Möglichkeit, das Kind beitragsfrei mitzuversichern. Das aber heißt: Die Eltern müssen für ihren Nachwuchs eine eigene Krankenversicherung (privat oder gesetzlich) abschließen und zahlen damit am Ende mehr, als wenn alle in der gesetzlichen Kasse sind.

mit DDP