Private Rentenversicherungen im Test Gute Tarife sind selten

  • von Tanja Vedder
Die Leistungen privater Rentenversicherungen sind meist nur mäßig. Wirklich gute Angebote gibt es laut "Finanztest" nur wenige. Und vor dem Abschluss sollten Interessenten besser die Alternativen prüfen.

Im kommenden Jahr sinkt der Garantiezins für Lebensversicherungsprodukte. Anstatt wie bisher 2,25 Prozent bekommen Neukunden ab dem 1. Januar 2012 nur noch maximal eine Verzinsung von 1,75 Prozent zugesichert. Viele private Rentenversicherer werben deshalb jetzt für einen schnellen Abschluss. Doch Kunden sollten genau durchrechnen, ob sich ein Vertrag lohnt. Und: Auf den Anbieter kommt es an. Denn es gibt große Qualitätsunterschiede zwischen den Tarifen.

Die Stiftung Warentest kommt in ihrer aktuellen Ausgabe von "Finanztest" (Oktober 2011) zu dem Schluss: Nur neun private Rentenversicherungen sind tatsächlich "gut" – die meisten anderen kommen nur auf ein "befriedigend", einmal verteilten die Tester sogar ein "mangelhaft". Im Check waren 72 klassische private Rententarife für Männer und Frauen von 36 Versicherern. Einen wirklich sehr guten Tarif fanden die Experten darunter nicht.

Die Rente, die später einmal fließt, variiert laut der Untersuchung von Anbieter zu Anbieter enorm. Grund: Zur Garantieverzinsung kommt die Beteiligung aus eventuellen Überschüssen hinzu, die die Versicherer am Kapitalmarkt erwirtschaften. Und nicht jeder Versicherer wirtschaftet gleich gut - und beteiligt seine Kunden auch nicht gleich stark an seinem Gewinn. Außerdem berechnen die Anbieter meist unterschiedlich hohe Kosten. Mehr noch: Viele Anbieter sind in der Tarifgestaltung wenig flexibel und informieren nicht hinreichend über Überschussbeteiligung und Kosten.

Tipps der Finanztest-Experten

• Wer sich definitiv für eine private Rentenversicherung entschieden hat, sollte noch 2011 abschließen, um sich den höheren Garantiezins zu sichern.

• Achten Sie auf Flexibilität: Gut sind Angebote, die zeitweise Zuzahlungen oder eine vorübergehende Beitragspause zulassen.

• Eine vorzeitige Kündigung oder Beitragsfreistellung ist eventuell ein Minusgeschäft. Denn die Versicherer legen die Abschlusskosten auf die ersten fünf Jahre um.

• Ein Wechsel zu einem anderen Tarif lohnt sich deshalb nur in den ersten Vertragsjahren, wenn der Kunde noch nicht alle Abschlusskosten getilgt hat.

• Zahlen Sie, wenn möglich, jährlich. Das ist günstiger als eine vierteljährliche oder monatliche Zahlungsweise.

• Vereinbaren Sie eine Rentengarantiezeit für Ihre Angehörigen. Bei einem frühen Tod hat wenigstens die Familie noch einige Zeit etwas von Ihren Einzahlungen.

• Die Todesfallleistung sollten Sie abwählen – so erhöht sich die monatlich garantierte Rente. Für den Hinterbliebenenschutz besser eine Lebensversicherung wählen.

Wenig Transparenz

Finanztest untersuchte die ausgewählten Tarife anhand der Kriterien Rentenzusage, Anlageerfolg am Kapitalmarkt, Flexibilität und Transparenz. Testsieger sind die Debeka, gefolgt von der Huk24 und der Interrisk. Schlusslicht Generali (Note "mangelhaft") macht den Kunden nicht nur die geringste Rentenzusage, der Versicherer hat sich auch in der Finanzkrise seit 2008 schlechter geschlagen als die meisten geprüften Konkurrenten. So bekommt der Testkunde, der 30 Jahre lang 1200 Euro jährlich einzahlt, bei der Interrisk die höchste garantierte Rente: Hier fließen im Ruhestand monatlich 188 Euro, bei der Generali sind es dagegen nur 166 Euro.

Allerdings schnitt die Interrisk in punkto Transparenz nur sehr schlecht ab. Hierbei prüften die Tester beispielsweise, ob die Versicherer dem Kunden die Risiken schwankender Kapitalmärkte anhand von Beispielrechnungen plausibel darstellen, oder ob es Verlaufstabellen für Rückkaufswerte, Stornokosten oder beitragsfreie Rentenwerte gibt, anhand derer der Kunde die Entwicklung seines Vertrages erkennen kann. Gerade in Sachen Transparenz landeten viele der Testkandidaten nur im Mittelfeld. Viele andere aber machten erst gar nicht mit – fast 40 Versicherer weigerten sich, an der Untersuchung teilzunehmen.

Riester ist besser

Finanztest rät außerdem, vor dem Abschluss einer privaten Rentenversicherung immer erst die Alternativen zu prüfen. Denn in den meisten Fällen ist eine Betriebsrente oder ein Riester-Vertrag günstiger – schließlich gibt es bei diesen Verträgen Steuervorteile, und bei Riester fließen sogar noch Zulagen vom Staat. Außerdem ist eine Rentenversicherung immer auch eine Wette auf ein langes Leben: Wer sich für den monatlichen Rentenbezug entscheidet, muss oft sehr alt werden, um überhaupt erst einmal seine langjährigen Einzahlungen wieder herauszubekommen - bei den getesteten Angeboten zwischen 82 und 84 Jahre (bei einem Renteneintritt mit 67 Jahren).

Fazit der Tester: Interessenten sollten sich daher genau überlegen, ob sie sich überhaupt so lange an einen Vertrag binden wollen - der überdies auch noch recht niedrige Renditen abwirft.