"Saw III" Das Ende sei nah!

Die ebenso blutrünstige wie erfolgreiche "Saw"-Filmreihe geht in die dritte Runde. Noch auf dem Sterbebett spielt der geniale Serienkiller Jigsaw seine kranken Spiele. Hart gesottene Horrorfans erwartet ein fieses Finale - das leider keines ist.

Die wichtigsten Erkenntnisse aus "Saw II" waren: Der Serienkiller Jigsaw ist unheilbar krebskrank. Und Amanda, das einzige Opfer, das je eines seiner fürchterlichen Spiele überlebt hat, ist inzwischen seine Komplizin. Die junge Frau ist es auch, die zu Beginn von "Saw III" die Ärztin Lynn in das Versteck ihres Herrn und Meisters verschleppt und auf unbarmherzige Weise mit dessen Gesundheitszustand verbindet: Stirbt der Mörder mit dem Sinn für kranke Rätsel und bizarre Todesarten, verliert die Medizinerin ihren Kopf - durch einen mit Schrotpatronen ausgestatteten Metallkragen, der mit Jigsaws Herzmonitor verbunden ist. Lynns Aufgabe ist zeitlich begrenzt: Jigsaws Tod ist nah, doch den Verlauf seines letzten perfiden Spiels will er unbedingt noch miterleben.

Auftritt Jeff: Er hat seinen Sohn durch einen Autounfall verloren, seitdem sind seine Tage geprägt von Depressionen und Hass auf den geflohenen Unfallverursacher. Jigsaw und Amanda verschaffen ihm seine Chance auf Rache. Jeff muss einige Tests bestehen, um am Ende dem ihm unbekannten Unfallverursacher gegenüberzustehen. Doch der Preis ist immens: Jede Prüfung legt Jeff das Leben einer Person in die Hände, die zumindest mittelbar etwas mit dem Tod seines Sohns zu tun hatte. In der ersten Aufgabe beispielsweise ist es eine Unfallzeugin, die sich nicht bei der Polizei gemeldet hat. Sie hängt nackt in einer Kühlkammer und wird mit Wasserdampf besprüht, während die Temperatur ständig sinkt. Jeff kann ihr Leben nur retten, wenn er auf seine Rache verzichtet. Wie wird er sich entscheiden? Mit diesem ethischen Dilemma verändert Drehbuchautor Leigh Wannell ein entscheidendes Erzählelement der Serie. In den Vorgängerfilmen mussten immer Jigsaws Opfer selbst ihr Schicksal in die Hand nehmen.

Währenddessen kämpft Lynn nicht nur um das Leben Jigsaws, auch mit der eifersüchtig werdenden Amanda, die ihre Position als die Frau im Leben des Killers gefährdet sieht, gibt es jede Menge Ärger. Auch das hat der Patient mit eingeplant.

Mehr Psychologie als erwartet

"Saw III" ist eine Überraschung. Nicht wegen unerwarteter Wendungen, um die geht es weniger als bei den beiden Vorgängern. Die bösartige Brillanz des Originals bleibt zwar unerreicht, aber die Story und Charaktere sind wesentlich ausgefeilter als bei "Saw II". Dieser Film bot grundsolides, spannendes Splatterkino, wirkte aber zusammenstoppelt und nervte vor allem mit einem Haufen Idioten als Hauptpersonen. Im dritten Teil hingegen gibt es endlich wieder echte Figuren, die Emotionen wecken. Besonders die Auseinandersetzungen zwischen Amanda und Lynn, toll gespielt von Shawnee Smith und Bahar Somekh, gehören zu den Höhepunkten des Films.

Mehr Infos, weniger Spannung

Außerdem wird deutlich: Die "Saw"-Schöpfer Leigh Wannell und James Wan, die auch für die dritte Folge die Story schrieben, hatten von Anfang an das große Ganze im Auge: In Rückblenden wird das Leben von Jigsaw und seine Beziehung zu Amanda beleuchtet, auch werden die Hintergründe zu fast allen Schlüsselszenen der beiden ersten Filme dargestellt. Diese Flashbacks ergeben allerdings nur einen Sinn, wenn man die Teile eins und zwei kennt. Sonst ist der Zuschauer so aufgeschmissen, als stiege er mitten in eine Staffel von "24" oder "Lost" ein.

"Saw III" ist so etwas wie ein Nachschlagewerk für die gesamte Trilogie. Nur leider sind die wenigsten Lexika so spannend wie ein Roman. Regisseur Darren Lynn Bousman, der auch Teil zwei inszenierte, ist überfordert mit den ständigen Rückblenden. Sie stören das Tempo und vor allem die Spannung des gesamten Films.

Konzept ausgereizt

Die "Saw"-Reihe ist berühmt-berüchtigt für ihre absurd-extremen Gewaltszenen. Auch diesmal wird die Ekelschraube weitergedreht - bis zum Anschlag. Das Konzept ist ausgereizt. Zeit, Schluss zu machen. "Saw III" hat seine Schwächen, wäre aber dennoch ein würdiger Abschluss einer der besseren Serien im Horrorgenre.

Doch einige Leute kriegen den Hals nicht voll.

Mehr als 250 Millionen US-Dollar haben die beiden ersten Filme weltweit eingespielt, und auch "Saw III" hat allein in den USA mit rund 80 Millionen Dollar seine Kosten mehr als sechsmal reingeholt. Die Folge: Nach dem Finale kommt noch eine kleine, sehr überflüssige Szene, die den Anschluss für die nächste Fortsetzung ermöglicht.

Die Dreharbeiten zu "Saw IV" beginnen in Kürze. Wenn kein Wunder passiert, wird das eine Nervensäge.

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