Seinen jüngsten Liebesflop mit Liliana verfolgte das ganze Land, seine Trainerkarriere ist ins Stocken geraten, seit 14 Monaten ist er Deutschlands bekanntester Arbeitsloser. "Ich kann nicht sagen, dass ich im Moment mein Leben genieße", sagt Lothar Matthäus im Gespräch in der neuen, am Donnerstag erscheinenden Ausgabe des stern. Aber man müsse sich "Lothar Matthäus als einen optimistischen Menschen vorstellen", und so wisse er, dass "der Schmerz bald vergehen wird".
Der Schmerz - der öffentlich ausgetragene Rosenkrieg mit seiner "Noch-Frau". Der Schmerz - das Wissen, dass er in Deutschland "etwas verbrannt" sei: "Mein Image könnte besser sein", sagt Matthäus in dem Interview. Der Fußball-Rekordnationalspieler fühlt sich von seinem Heimatland entfremdet: "Ich hab gerade keine Heimat. Also, hier, Budapest, das ist im Augenblick mein Ruhepol. Hier fühle ich mich sehr wohl. Ich sitze gern dort unten auf dem Fährschiff, der Blick auf die Stadt, die Burg, dieses wundervolle Panorama genieße ich", sagt Matthäus im stern. Irgendwann, so hofft er, werde ihm auch in Deutschland "Gerechtigkeit" widerfahren, wenn "man Privates vom Beruflichen trennt".
Wie geht es einem, über den sich die Nation nur noch amüsiert? Er ärgert sich - und ist traurig. Denn der in aller Öffentlichkeit ausgetragene Rosenkrieg mit seiner "Noch-Frau" Liliana, so Matthäus im Gespräch mit dem Magazin, sei "brutal" für seine Eltern, die "einfache, ehrliche Menschen sind …Wenn meine Eltern einkaufen gehen, dann sind in ihrem Städtchen diese Blicke, das Getuschel. Es tut mir so leid für sie, sie schämen sich für ihr Kind". Er würde sich gern bei ihnen entschuldigen, "aber das Leben, das ich führe, kann ich meinen Eltern kaum vermitteln". Sein Leben: "Ein Jetset-Leben, ich sag das ohne Wertung, ohne Stolz." Er selbst frage sich "manchmal, ganz selten, vielleicht wäre ich ohne den Ball glücklicher".
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mit Lothar Matthäus im neuen stern
Gerade in jenen Tagen, nachdem die Bilder von seiner Frau Liliana einen Mann "fremdknutschend" auf einer Yacht vor Sardinien aufgetaucht sind, sagt Matthäus, habe er "manchmal in den Spiegel geschaut und gedacht: Was ist das für eine Welt? Was für eine schmutzige Welt! Da spricht man von Liebe, Treue, Sehnsucht, macht Pläne - und dann ist das alles plötzlich bloß noch ein Traum, der platzt." Der 49-Jährige sieht "das Leben wie ein Fußballspiel. Es gibt nicht nur Siege. In einer richtigen Biografie gibt es auch Niederlagen". Und gerade habe er "eine Niederlage kassiert. Ich habe ein Spiel verloren. Das war ein Foul hinter dem Rücken des Schiedsrichters. Rote Karte". Aber, so Matthäus zum stern: "Niederlagen haben mich immer gestärkt, mich motiviert, neu und besser anzugreifen."
Ob er vielleicht zu alt für seine Frau gewesen sei? "Hören Sie mal", ist seine Antwort im stern, "so alt bin ich ja nicht, und optisch, würde ich mal sagen, komme ich nicht wie eine 49-Jähriger daher. Ich fühle mich jünger." Allerdings: "Mich irritierte es auch, wenn ich den alten, kleinen Bernie Ecclestone mit seiner großen, jungen Frau sah."
Einen großen Wunsch hat Matthäus: "ein Leben jenseits der Schlagzeilen, das stelle ich mir schön vor, nur: Es ist nicht mehr möglich. Ich habe einen Namen und ein Gesicht, und die Boulevardpresse weiß, dass sie mit mir Auflage machen kann". Obwohl er bestreitet, mit "Bild" und "Bunte" zusammenzuarbeiten. "Mir wird immer eine Nähe zu diesen Blättern unterstellt, die ich nie hatte", sagt Matthäus.
Warum er immer reden muss
In dem stern-Gespräch denkt Lothar Matthäus, der sich "so akzeptiert, wie ich bin", über sein ramponiertes Image nach. Redet er zu viel? Sollte er öfters den Mund halten? Matthäus: "Ich kann es nicht, weil ich ehrlich sein will. Wenn ich gefragt werde, antworte ich offen und ohne Hintergedanken. Vielleicht ist das mein Problem." Matthäus, der aufgrund sportlicher Erfolge eine Lichtgestalt sein könnte, aber durch seine privaten Eskapaden im Abseits steht, meint, dass er sich "irgendwie daran gewöhnt hat, in einer Schublade zu stecken, obwohl man sich nicht dran gewöhnen kann". An Beckenbauer, der auch Affären hatte, "perlt alles ab, alles wird verziehen und vergeben. Oder nehmen Sie Diego Maradona, wie der sich bei der WM in Südafrika aufgeführt hat. Seine Uhren. Seine Brillanten. Sein Rosenkranz. Wenn ich mich so benommen hätte - ich wäre tatsächlich ein erledigter Fall. Er aber wird vergöttert, angehimmelt."
Das Leben auf den Rasen, so Matthäus zum stern, sei "einfach. Das Leben draußen ist komplizierter, undurchsichtiger, wie ein Dschungel". Und "das Brutale" sei, "wenn du die Kickschuhe an den Nagel hängst, bist du noch relativ jung, so um die 35 oder 40 du stehst voll im Saft, bist in der Mitte des Lebens, und das Leben ist noch lang. Du willst etwas Sinnvolles machen, dich nicht in der Leere verlieren. Aber für das Spiel hast du deine Ausbildung vernachlässigt, ich kann nicht mehr zurück in meinen alten Job, ich muss also von null anfangen, etwas Neues finden. Das ist schwer".
22 Jahre war Matthäus Profifußballer, und in ihm, sagt er zum stern sei "noch dieser Rhythmus, dass man ständig unterwegs ist. Ruhe finde ich beim Autofahren. Ich fahre gern nachts, weil dann keine Sonntagsfahrer stören. Ich fahre gern schnell, höre leise, leichte Musik, konzentriere mich auf das Auto, fahre von hier nach München, 700 Kilometer, ich mag das – nachts, das Geräusch des Motors, der dunkle Himmel, der Asphalt. Wunderbar beruhigend, optimal zum Nachdenken".
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