Insolvente Drogeriekette Rossmann hat kaum Interesse an Schlecker-Filialen

Der Konkurrent ist kein Helfer in der Not: Drogeriemarkt-Betreiber Rossmann will nicht mehr als 50 bis 80 Filialen der insolventen Schlecker-Kette übernehmen.

Die Drogeriemarkt-Kette Rossmann hat Interesse an lediglich 50 bis 80 Märkten des insolventen Konkurrenten Schlecker. Das sagte Unternehmenschef Dirk Rossmann der neuen Ausgabe des Magazins "Focus". "Ich wage die Prophezeiung, dass der Insolvenzverwalter nicht viele Läden weiter betreiben wird können", sagte er. Die allermeisten der noch rund 7000 Märkte bundesweit müssten schließen, weil sie nicht mehr zeitgemäß seien. Geschäfte in guten Lagen befänden sich vor allem in Bahnhöfen, die häufig von der Schlecker-Tochter "Ihr Platz" betrieben würden.

Die Schlecker-Insolvenz hat Rossmann nach eigenen Worten nicht überrascht. "Die Wettbewerber Rossmann, dm und Müller sind dieser Kette schon vor Jahren meilenweit enteilt", sagte der Unternehmensgründer. Schlecker habe zu lange an dem alten Konzept festgehalten, immer nur neue Läden zu eröffnen. Mit einem durchschnittlichen Monatsumsatz von 20.000 Euro wie bei Schlecker könne ein Drogeriemarkt-Konzept auf Dauer nicht erfolgreich sein. "Rossmann und dm kommen monatlich im Schnitt auf Erlöse von 300.000 Euro", betonte er.

Unternehmensumbau soll weitergehen

Die Gewerkschaft Verdi bezeichnete nach der angekündigten Insolvenz die Probleme bei Schlecker als "hausgemacht". "Das Unternehmen hat die Zeichen der Zeit verschlafen, zu wenig investiert und über die Jahre zu viel Geld aus der Firma gezogen", sagte ein Einzelhandelsexperte von Verdi der "Leipziger Volkszeitung". Erste Sanierungsmaßnahmen seien viel zu spät eingeleitet worden.

Die Drogeriemarktkette hatte am Freitag angekündigt, Insolvenz zu beantragen, um damit unter Gläubigerschutz den laufenden Unternehmensumbau fortzusetzen. Der Geschäftsbetrieb soll unverändert weiterlaufen, die Zahlung der Gehälter für die Angestellten sei über das Insolvenzausfall-Geld gesichert. Schlecker macht seit drei Jahren Verluste. Mitte 2011 verfügte die Kette nach eigenen Angaben noch über rund 7500 Drogeriemärkte in Deutschland. In ganz Europa gab es demnach etwa 11.000 Filialen. Die Zahl der Mitarbeiter gab Schlecker europaweit mit rund 47.000 an, davon etwa 35.000 in Deutschland.

AFP
mlr/AFP