"Das Schwarze Auge: Drakensang" Zauberhaftes Aventurien

Zwölf Jahre hat es gedauert, bis nach "Schatten über Riva" mit "Drakensang" nun ein weiteres "Das Schwarze Auge"-Rollenspiel für den PC erscheint. Und man kann sagen: Das Warten hat sich gelohnt ...

Eine mysteriöse Mordserie überschattet das Leben in der sonst so beschaulichen Gegend um die Handelsstadt Ferdok - und natürlich wird der Spieler im Lauf von mehr als 40 Stunden immer tiefer in das Geschehen hineingezogen, bei dem am Ende mal wieder eine Verschwörung aufgedeckt und die Welt gerettet werden will. Wie er sich dafür rüstet, bleibt ganz seinen Vorlieben überlassen. Knapp ein Dutzend Archetypen stehen zur Verfügung - vom Krieger und Streuner über Elementaristen und Waldläufer bis hin zum tumben Thorwaler. Wer sich mit der Erstellung des Alter Egos nicht lange aufhalten mag, wählt den automatisierten Schnelleinstieg. Profis verleihen ihrem Helden individuellere Züge, indem sie manuell an seinen mehr als 20 Talenten herumschrauben.

Das Abenteuer beginnt in dem idyllischen Dörfchen Avestreu. Dort geht es noch vergleichsweise gemächlich zu - Zeit für den Helden, sich mit der Steuerung und dem Kampfsystem vertraut zu machen, ein wenig mit den Bewohnern zu quatschen und die ersten Weggefährten für seine bis zu vierköpfige Party zu gewinnen.

Dabei fällt auf: Optisch wirkt "Drakensang" zunächst wie die freundlichere Version von "The Witcher". Knallige Farben erfreuen das Auge, wenn es über Wiesen und Wälder schweift. Pittoreske Fachwerkhäuschen prägen die Ansiedlungen. Die Perspektive ist dabei frei zoom- und drehbar, was allerdings in beengten Umgebungen manchmal unerwünschte Nebeneffekte mit sich bringt. Die Maussteuerung der Heldengruppe geht jedoch intuitiv von der Hand, und das aufgeräumte Interface erlaubt den schnellen Zugriff auf deren Inventar, Zauber und Spezialfertigkeiten.

Die größte Schwäche, die sich "Drakensang" erlaubt, ist seine spärliche Sprachausgabe: Bei den meisten Unterhaltungen ist nur der Einstieg vertont, danach muss mit pantomimisch agierenden Figuren und schnöden Textfenstern vorlieb genommen werden. Ein echter Atmosphäre-Killer - allerdings auch der einzige.

Fordernd ist "Drakensang" von Anfang an - immer wieder gilt es, Kämpfe gegen meist zahlenmäßig überlegene Standardgegner auszufechten. Sind es anfangs nur Wildschweine, Wölfe und riesige Ratten, muss man sich später auch mit Untoten, Orks und tumben Trollen herumschlagen. Höhepunkt sind jedoch die Duelle mit ausgewachsenen Drachen und ihren Anhängern. Glücklicherweise lässt sich das Geschehen jederzeit pausieren, um den eigenen Recken neue Anweisungen zu geben.

Für besiegte Gegner hagelt es ebenso Erfahrungspunkte wie für das Erledigen der überschaubaren, aber äußerst vielfältigen Quests. Da wollen Banditen gejagt, Zauberer eskortiert und diverse Materialen gesammelt werden. Manchmal muss auch einfach nur ein Streit um einen Apfelbaum geschlichtet werden. Anders als in herkömmlichen Rollenspielen darf man die erworbenen Punkte sofort in die Verbesserung seiner Fähigkeiten investieren und muss nicht das Erreichen der nächsten Stufe abwarten. Und wer nicht nur seine Kampfgeschicke ausbaut, sondern sich als Handwerker der Schmiedekunst, dem Bogenbau oder der Alchimie verschreibt, erweitert seine Möglichkeiten zusätzlich.

Das Schwarze Auge: Drakensang

Hersteller/Vertrieb

Radon Labs/dtp entertainment

Genre

Rollenspiel

Plattform

PC

Preis

ca. 50 Euro

Altersfreigabe

ab 12 Jahre

Mit der enormen Handlungsvielfalt in der Welt von Aventurien, die dem Spieler auch Entscheidungen für die eine oder andere Fraktion abfordert, versteht "Drakensang", langfristig zu fesseln. Wer epische Geschichten vom Schlage eines "Baldur's Gate" oder "Neverwinter Nights" zu schätzen wusste, wird auch gerne in das "DSA"-Universum abtauchen. Sicherlich eines der interessantesten Singleplayer-Rollenspiele dieser Tage!

TELESCHAU
Herbert Aichinger/Teleschau

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