"Evochron Alliance" Universum aus dem Untergrund

Man muss nicht Chris Roberts heißen und ein 50 Mann starkes Team hinter sich haben, um eine halbwegs packende Weltraumsimulation auf die Beine zu stellen. Es soll Leute geben, die sowas nebenher als Hobby betreiben ...

Eigentlich ist das der Stoff, aus dem der American Dream ist: Da ist einer derart vernarrt in Weltraumsimulationen, dass er sich zuhause hinsetzt, um selber den ultimativen Vertreter des Genres zu programmieren. "Evochron Alliance" ist aus einem derartigen Hobby-Projekt hervorgegangen - ohne großes Entwicklerstudio und ohne dickes Budget im Hintergrund. Trotzdem ist das Endergebnis erstaunlich professionell ausgefallen. Doch zunächst zur flüchtig skizzierten Hintergrundgeschichte ...

Die Allianz hat zunehmend unter den Angriffen der Vonari-Streitkräfte zu leiden. Ehemals friedliche Händler verdingen sich deshalb zu Söldnern und nehmen den Kampf gegen die Störenfriede auf. Als Spieler schlüpft man in die Rolle eines solchen Haudegens und steuert ein Schiff durchs All, mit dem man sowohl aufdringliche Gegner zerbröselt, als auch brisante Frachten von einem Sektor in den anderen transportiert.

Die Handlungsmöglichkeiten sind vielseitig - bevor man sich jedoch mit vollem Elan auf die sehr knackigen Weltraumgefechte einlässt, sollte man sich erst mal in aller Ruhe mit der Umgebung vertraut machen und sein Konto aufbessern, um seine alte Mühle mit ein paar wehrhaften Extras ausstatten zu können. Dazu besorgt sich geneigte Gamer auf der nächsten Raumstation einen Traktor-/Schürfstrahl, setzen Kurs auf nahe Planeten oder Asteroidenfelder und beginnen, Bodenschätze abzubauen. Interessenten dafür finden sich wiederum auf anderen Schiffen oder Stationen - mit etwas Glück kassiert man für seine Ausbeute einen guten Preis. Nach den ersten schüchternen Anfängen können PC-Söldner dann etwas mehr wagen: die Besatzungen anderer Raumkreuzer bestechen oder gar bestehlen - immer mit der Möglichkeit, dabei seinen eigenen Ruf zu ruinieren ...

In Sachen Präsentation ist "Evochron Alliance" naturgemäß etwas spartanischer ausgefallen als große Vorbilder wie "Freelancer" oder "Wing Commander". Auf hollywoodreife Zwischensequenzen hofft man hier vergebens. "Billig" wirkt das Programm trotzdem an keiner Stelle - und bei der Lokalisierung hat The Games Company geklotzt statt gekleckert: Zu hören gibt's unter anderem die deutschen Stimmen von George Clooney und Tom Hanks.

Die spielerischen Qualitäten von "Evochron Alliance" erschließen sich erst nach und nach. Zunächst muss das dröge Tutorial überstanden werden, das in seiner Textlastigkeit den Charme einer einschläfernden Uni-Vorlesung hat. Ein paar kleine situationsorientierte Hilfestellungen im Spiel wären wohl angebrachter gewesen.

"Evochron Alliance" präsentiert ein wunderschönes Weltall, ausreichend texturierte Raumschiffe und steuert sich butterweich per Maus, Tastatur oder Joystick. Um sich alle Keyboard-Befehle sofort zu merken, bräuchte der Raumpilot das Gedächtnis eines Elefanten. Damit er nicht ganz so hilflos durchs Universum irrt, hat der Entwickler im Installationsverzeichnis auf der Festplatte eine Grafik des Tastaturlayouts zum Ausdrucken versteckt. Dort findet sich übrigens auch ein kleines Video, das die wichtigsten Taktiken erklärt. Leider quasselt der Sprecher so schnell, das man sich als Einsteiger nur denkt: "Hä?!"

Evochron Alliance

Hersteller/Vertrieb

Starwraith 3D Games/The Games Company

Genre

Simulation

Plattform

PC

Preis

ca. 40 Euro

Altersfreigabe

ab 6 Jahren

Sicher ist "Evochron Alliance" kein Spiel für die breite Masse. Dazu ist der Einstieg zu mühsam und der Tastaturkommando-Overkill zu umfassend. Erfahrene Space-Piloten, die womöglich schon auf dem "Battlecruiser 3000AD" Dienst getan haben, kann sowas jedoch nicht schrecken. Sie bekommen eine solide, mit 40 Euro Ladenpreis aber etwas teure Weltraum-Sim mit Ecken und Kanten.

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Herbert Aichinger/Teleschau

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