"Free Running" Dem Hype hinterher

Der Weg ist das Ziel: In "Free Running" dürfen PS2- und PSP-Traceure durch den Großstadtdschungel turnen. Verletzungsgefahr besteht dabei nicht, allerdings hält sich auch der Thrill in argen Grenzen.

Die Philosophie dahinter: Die Großstadt ist ein gigantischer Abenteuerspielplatz für Erwachsene. Architektonischen und physikalischen Grenzen zeigen Parkour-Läufer den Stinkefinger, um per Luftlinie durch die Stadt zu springen. Medienwirksam demonstriert wurden die Künste der so genannten Traceure (französisch tracer: eine Linie ziehen) beispielsweise in einer Verfolgungsjagd im letzten Bond-Streifen "Casino Royal" oder dem Madonna-Video "Hung up". Sowohl hinter beiden Stunt-Szenen als auch dem Konzept des Atari-Games steckt der Franzose Sébastian Foucan, der im Gegensatz zum klassischen Parkouring mit seinem eigenen Stil namens "Free Running" noch stärkere Akzente auf Ästhetik und Akrobatik setzt.

Nach der Lektüre des Warnhinweises, dass man sich als Laie mächtig weh tun kann, wenn man sich irrtümlich für Spider-Mans heimlichen Bruder hält und in der Wirklichkeit von Hausdach zu Hausdach hüpfen will, kann der Spieler sich eine Figur aussuchen, deren Outfit zunächst festgelegt ist. Im Verlauf des Spiels lassen sich allerdings neue Klamotten freispielen - ebenso neue Locations, Tricks, Videos und Musik. Elf Level mit knapp 60 Herausforderungen müssen dazu jedoch bewältigt werden. Begutachten dürfen PS2- und PSP-Zocker ihre Erfolge in der eigenen Bude - der einzigen Oase der Ruhe, den ein Free Runner kennt.

Sébastian Foucan selbst gibt in Form einer animierten Figur eine Einführung in das, was er als "Kunst der flüssigen Bewegung durch urbane Umgebung" bezeichnet. Wichtig dabei: den Flow am Laufen halten. Weniger stylish formuliert: immer in Bewegung bleiben, frei nach dem Motto "Wer bremst, verliert". In der Turnhalle einer alten Schule übt man die Basics: Laufen, springen, Rolle, Vault (eine stilvollere Art des Hüpfens) und den Vertical und Horizontal Wall Run, wie man ihn aus dem Film "Matrix" kennt. Außerdem lernt der Spieler, über Abgründen zu balancieren, indem er mit dem linken Stick die Gleichgewichtsstörungen seines Protagonisten ausgleicht.

Dann geht es auf die Spielwiese namens Großstadt: Baustellen, Docks, Hochhäuser und andere Bauwerke werden von den Free Runnern zu Hindernisparcours umfunktioniert. Punkte gibt's nicht nur für das Meistern der Strecke innerhalb des Zeitlimits, sondern auch für besonders gelungene Tricks und Stunts. Vorausgesetzt, man behält angesichts der bockigen Steuerung die Oberhand ...

Free Running

Hersteller/Vertrieb

Reef Entertainment/Atari

Genre

Sport

Plattform

PlayStation2, PSP

Preis

ca. 30 Euro

Altersfreigabe

ab 6 Jahren

Die Grafik von "Free Running" ist ordentlich geraten, flimmert allerdings extrem. Dafür kann sich der coole Musikmix aus Electroclash, Breakbeat und Acid Jazz hören lassen. Für eine Weile macht es Spaß, den Gesetzen der Schwerkraft zu trotzen und scheinbar mühelos wie eine Sprungfeder auf Ecstasy durch die Stadt zu hoppeln. Doch der Höhenflug ist nur von kurzer Dauer: Die Motivation zum Weiterspielen hat eine ähnliche Haltbarkeit wie ein Eiswürfel in der Hölle. Es fehlt schlicht der Thrill ...

TELESCHAU
Michael Eichhammer/Teleschau

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