"Geist" Mens sana sine corpore

GameCube-Besitzer dürfen aufatmen: Ja, es erscheinen noch Spiele für ihren kleinen Würfel. Und nein, es muss sich dabei nicht zwangsläufig um Titel handeln, die ohnehin für jede Konsole auf den Markt geworfen werden. "Geist" ist so ein Game, das nicht nur wegen seinem Raritätenwert Aufmerksamkeit verdient.

Top-Agent John Raimi riskiert bei einem Auftrag Kopf und Kragen - und verliert dabei seinen gesamten Körper: Während eines grausamen Experiments wird sein unwilliger Geist vom Fleisch getrennt. So treibt John fortan als Phantom sein Unwesen - stets auf der Suche nach den Drahtziehern und seiner sterblichen Hülle. Trotz ätherischer Konsistenz kommt er allerdings nicht weit: Neben verschlossenen Türen machen ihm Geistersperren und das in Alarmbereitschaft versetzte Personal schwer zu schaffen.

Doch das Herumspuken hat auch seine Vorteile: Johns Geist darf von nahezu allem Besitz ergreifen. Schön und gut, aber was hat man davon, ein Laptop, ein Spiegel oder ein Duschkopf zu sein? Klare Antwort: Neben einer recht außergewöhnlichen Sicht der Dinge bietet sich die Möglichkeit, Angst und Schrecken zu verbreiten. Einmal als Mülleimer gerumpelt oder als Telefon unheimliche Geräusche von sich gegeben, schon befällt die Jungs der Volks Corporation die Panik - zu erkennen an einer roten Aura. Ist das der Fall, lassen sich deren Körper auf Knopfdruck kapern.

Steckt John in einer festen Hülle, mutiert das Game meist zu einem etwas unmotiviertem Ego-Shooter, in dem dank unendlichem Munitionsvorrat nach Herzenslust auf menschliche Gegner, grässliche Viecher und dicke Level-Bosse geballert werden darf. Zusätzlich wollen ein paar - nunja - geistreiche Rätsel gelöst werden. Streng abgeriegelte Bereiche lassen sich beispielsweise nur als hochrangiger Wissenschaftler betreten. Ein anderes Mal gilt es, als Fledermaus einen Ausweg aus einer Höhle zu finden oder in der Haut eines Irren den Stationsarzt solange abzulenken, bis man an eine Zugangskarte gelangt.

Leider hält Nintendo das innovative Gamedesign nicht bis zum Schluss durch und verfällt immer wieder in alteingesessene Action-Standards. Zum Aus-der-Haut-fahren ist allerdings die detail- und effektarme 3-D-Grafik von "Geist", die schon N64-Besitzern einen Schauer über den Rücken gejagt hätte und bei Feuergefechten immer wieder von heftigen Ruckelanfällen geplagt wird.

Geist

Hersteller/Vertrieb

Nintendo/Nintendo

Genre

Action-Adventure

Plattform

GameCube

Preis

ca. 60 Euro

Altersfreigabe

ab 16 Jahren

Fazit: Schade um die tolle Idee. "Geist" hätte das Zeug zu einem Kracher, wären nicht die altbackene Präsentation und die eher müßigen Action-Kompromisse. Für ein paar schöne Stunden mit dem vereinsamten GameCube reicht's dennoch, zumal sich im Multiplayer-Modus bis zu vier Spieler per Splitscreen gegenseitig austreiben können.

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Gerd Hilber/Teleschau

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