Gnom Wilbur Wetterquarz hat es satt, mit Hilfe von Müll schluckenden Robotern auf Rattenjagd zu gehen und möchte endlich mal richtige Abenteuer erleben. Doch als ihm aus heiterem Himmel ein Gremlin vor die Füße fällt und ihm einen geheimnisvollen Ring anvertraut, gerät sein Gnomenleben ziemlich aus den Fugen. Er soll das Schmuckstück beim Erzmagier in der Menschenstadt Seefels abgeben. Doch wie kommt man da hin? Wilburs ebenso zahnloser wie militaristischer Großvater hat hierfür eine Idee - schließlich gilt es, die Allianz der freien Völker gegen die finstere Schattenarmee zu verteidigen.
Unterwegs stößt Wilbur auf eine Reihe von Gefährten, die ihn auf seinen Abenteuern begleiten: die Elfe Ivo, den Freibeuter Nate und ein Zottelmonster namens Vieh. Als Spieler hat man die Möglichkeit, im Lauf des Abenteuers zwischen den Protagonisten hin- und herzuwechseln - was sich allerdings etwas mühsam gestaltet, zumal die Figuren nur gehen, aber nicht zum Rennen animiert werden können. Notwendig ist es trotzdem - weil sich manche der insgesamt recht logisch und einsteigerfreundlich aufgebauten Puzzles nur im Team lösen lassen.
Vor unlösbare Aufgaben wird hier jedoch keiner gestellt - per Leertaste lässt sich der Spieler auf dem Bildschirm die manipulierbaren Hotspots anzeigen, betrachtet, benutzt und kombiniert Gegenstände mit der Maus. Oft plaudert zudem die eine oder andere Spielfigur in den Multiple-Choice-Gesprächen nützliche Tipps aus. Auch wenn sich der Schwierigkeitsgrad in Grenzen hält: Die Puzzles fügen sich hervorragend in die Story ein und sorgen an keiner Stelle zu ärgerlichen "Hängern" - wenn man mal von einem im Internet bereits heiß diskutierten "Sackgassen"-Bug absieht, der jedoch schon in Kürze per Patch ausgebügelt werden soll.
"The Book of Unwritten Tales" setzt das Fantasy-Reich Aventásia in wunderschönen, äußerst detailliert gezeichneten 2-D-Hintergründen in Szene. Die Charaktere bewegen sich fast so natürlich wie in einem guten Zeichentrickfilm und überzeugen durch ihre ausdrucksstarke Mimik. In den umfangreichen, mit witzigen Anspielungen gewürzten Dialogen sprechen sie mit prominenten Synchronstimmen - wie etwa der von Angelina Jolie, Daniel Craig, George Clooney und Gary Oldman. Letzterer gibt im Übrigen den frustrierten, weil arbeitslosen Tod - schließlich können in Adventures keine Figuren sterben ... Oder etwa doch?
Wie andere aktuelle Adventures vom Schlage eines "Ceville" oder "1 ½ Ritter" auch, setzt "The Book of Unwritten Tales" ganz auf die Persiflage von Klassikern aus Spiel, Film und Literatur. Der "Herr der Ringe" kriegt ebenso sein Fett weg wie "Star Wars" oder Terry Pratchetts "Scheibenwelt". Wilburs Heim erinnert mit seinem putzigen Radar auf dem Dach an die Bauten in "Command & Conquer", während der Lehrer der magischen Akademie einem Spiel namens "World of Bureaucracy" verfallen ist ...
The Book of Unwritten Tales
Hersteller/Vertrieb | King Art Games/HMH Interactive |
Genre | Adventure |
Plattform | PC |
Preis | ca. 40 Euro |
Altersfreigabe | ab 12 Jahren |
So liebenswert und professionell umgesetzt "The Book of Unwritten Tales" auch ist, die gegenwärtige Mode, ganze Adventure-Storys und Rätsel größtenteils auf Anspielungen und Wiedererkennungseffekte aufzubauen, nutzt sich allmählich etwas ab. Es wird Zeit, dass sich Spiele-Entwickler aus dem übermächtigen Schatten von LucasArts herausbewegen und Neues entwickeln statt vorwiegend Altes zu zitieren.