Ein neuer Trend mischt gegenwärtig den Spielemarkt auf: Mit frischen Ideen und einfachsten Mitteln gelingt es kleinen, unabhängigen Entwicklerteams, selbst notorische Spiele-Verweigerer stundenlang an den Bildschirm zu bannen. Das Geheimrezept: die zündende Mischung aus Fantasie, Witz und Konzentration auf das Wesentliche. "World of Goo" von 2D Boy hat alle nötigen Zutaten, um vielleicht ein echter Klassiker zu werden.
Schwarze Schleimkugeln wabbeln konturlos in der Gegend herum. Kaum zu glauben, dass sich aus dieser instabilen Masse die höchsten Türme konstruieren lassen. Dass es geht, wenn man sich einfache physikalische Gesetze um Schwerkraft und Trägheit von Masse zunutze macht, hat Electronic-Arts-Veteran Kyle Gabler bereits mit dem Programm "Tower of Goo" gezeigt. Jetzt setzt er gemeinsam mit seinem Kollegen Ron Carmel buchstäblich noch eins drauf: "World of Goo" reichert das Konzept des "Towers" mit weiteren Elementen an, die bereits in Spielen wie "The Incredible Machine" (1993) oder "Bridge Builder" (2000) ihr suchtgefährdendes Potenzial entfalteten: Als Spieler fühlt man sich zurückversetzt in die Kinderzeit, als man genüsslich Bauklötze aufeinander stapelte, um die abenteuerlichsten Konstruktionen zu entwickeln - immer mit dem Nervenkitzel, dass ein einziger falscher Handgriff das ganze Gebilde zum Einsturz bringen könnte.
"World of Goo" funktioniert ganz ähnlich: Die Schleimkugeln lassen sich zu bedenklich instabilen Gebilden miteinander verbinden, um letztendlich ein Saugrohr zu erreichen, über das der Schleim dann in einen Glasbehälter transportiert wird. Je mehr Schleim man sammelt, desto besser. Leichter gesagt als getan - denn oft müssen scheinbar unüberwindliche Hindernisse bezwungen werden, um zum Ziel zu gelangen - mal sind es rotierende Sägeblätter, die die Kügelchen zum Platzen bringen, dann Flammen, die die leicht entzündlichen roten Schleimbälle abfackeln und so die komplette Konstruktion in sich zusammenfallen lassen. Noch mehr strategische Möglichkeiten bieten grüne Kugeln, die sich wieder entfernen und neu platzieren lassen. Mit Luftballons überwindet man Hindernisse, öffnet Schranken oder bewahrt wackelige Schleimtürme vor dem Umkippen.
Trash aus Schleim
Die einzelnen Aufgaben der vier "World of Goo"-Kapitel ähneln sich zwar, bieten aber ständig neue Herausforderungen für die grauen Zellen. Meist lassen sich die Puzzles in wenigen Minuten lösen, nur selten kommt der Spieler jedoch durch Zeitdruck ins Schwitzen. Die einfache Point&Click-Steuerung tut ein Übriges, um den ungetrübten Spielspaß zu gewährleisten. Einziges kleines Manko: Gelegentlich ist es bei all den herumwabbelnden Schleimbatzen schwierig, das "richtige" Kügelchen mit der Maus zu treffen. Trotzdem motivieren die witzige Präsentation im trashig-simplen Comic-Stil und die herrlich absurden Zeichentrick-Zwischensequenzen. Auf einen vollwertigen Mehrspielermodus verzichtet "World of Goo" derzeit leider noch. Dieser soll jedoch per Patch nachgereicht werden. Gegenwärtig ist es immerhin möglich, sich im Internet beim Bau des höchsten Schleimturms mit anderen Usern zu messen.
World of Goo
Hersteller/Vertrieb | 2D Boy/RTL Games |
Genre | Puzzle / Quiz |
Plattform | PC, Mac OS X |
Preis | ca. 20 Euro |
Altersfreigabe | o.A. |
Die Schleimsucht packt bei "World of Goo" Hardcore-Zocker und Gelegenheitsspieler gleichermaßen. Das Spielprinzip ist einfach, aber wirkungsvoll und bietet für einige Abende herrlich unbeschwerte Ablenkung von den Sorgen des Alltags. Bei dem günstigen Preis von rund 20 Euro fällt es noch leichter, zum Schleimer zu werden.