Onlineshopping Erst denken, dann klicken

Von Maximilian Geyer
Im Internet liegt oft nur ein Fingerzucken, nur eine Millisekunde zwischen Lust und Frust beim Onlineshopping. Und selten gibt es ein Zurück. So bekam meine Mutter zum Geburtstag ein Geschenk von mir, dass ich mit ihrer Kreditkarte bezahlt hatte. Peinlich.

Kürzlich musste ich mal kurz ins Internet. Meine Mutter feiert bald Geburtstag, und ich hatte noch kein Geschenk. Ich wollte ihr ein schönes Buch schicken. Tipp, klick - schon erledigt, online, in Rekordzeit. "Die Große Gartenschule" war bestellt und sollte noch am selben Tag verschickt werden. Dann ploppte die Bestätigungsmail auf: "Ihr Artikel wurde versandt... Zahlung mit Visa." Moment mal! Ich habe gar keine Visa-Kreditkarte! Oh nein! Meine Mutter hatte soeben ihr Geschenk selbst gezahlt. Das wird eine gelungene Überraschung.

Und das nur, weil sie mir vor Wochen ihre Kreditkartennummer verriet - ich sollte ihr etwas im Netz bestellen. Nun hatte ich mich eilig durch den Bestellprozess geklickt und übersehen, dass unter "Zahlungsart" noch ihre Kreditkarte vom letzten Einkauf gespeichert war. Das ist peinlich. Und so etwas passiert mir öfter.

Vergangene Woche überkam mich zum Beispiel bei der Arbeit an einem anderen Text ungemeines Fernweh. Spontan besuchte ich die Seite eines Billigfliegers. Und buchte noch spontaner einen Flug nach Irland - für vier lächerliche Cent. Hin und zurück, zwei Personen, ein Wochenende: Ich musste es tun. Endlich hatte ich auch mal eines dieser raren Super-Urlaubsschnäppchen aus der Werbung ergattert. Euphorisiert und im Eiltempo klickte ich mich durch die weiteren Buchungsschritte. Mit jedem Klick wurde der Flug teurer - bis er schließlich 3250-mal so viel wie am Anfang kostete: 130 Euro. Inklusive Steuern, Sicherheits- und Flughafengebühren, Kerosinzuschlag, Gepäckgebühren, einer Reiserücktrittskostenversicherung (die hätte ich wegklicken müssen) und Kreditkartengebühren (gut, dass ich noch die Nummer meiner Mutter hatte). 3250-mal so viel - und ich habe trotzdem wieder auf "Abschicken" geklickt, weil ich es eilig hatte und zu faul zum Lesen des Kleingedruckten war.

Da fällt mir gerade ein: Ich brauche ja noch eine Übernachtungsmöglichkeit in Irland. Es juckt mir schon im linken Zeigefinger, der sich auf irgendeinem Hotelportal austoben will. Vielleicht aber lenke ich mich einfach ab mit den letzten Zeilen dieses Artikels - und versuche, den Text konzentriert zu Ende zu schreiben. Dann lese ich noch mal in Ruhe drüber. Und dann ... dann gehe ich zur Abwechslung ganz gemütlich ins Reisebüro.

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