Was sind die häufigsten Suchbegriffe, die täglich in die Suchmaschinen des Internets gehämmert werden? »Sex« und »MP3« stehen sicherlich ganz weit oben auf der Liste. Wir möchten uns aber nicht länger von Statistiken blenden lassen und schauen dem Volk lieber direkt auf die Finger. Ein Bildschirmschoner namens »PeePing Tom« macht's möglich.
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Was ist das Begehr des Volkes? Was suchen die Millionen Anwender, die täglich eine Suchmaschine aufrufen, wirklich? Jeder Suchdienst führt eine ewige Statistik und nennt etwa die zehn am häufigsten eingegebenen Begriffe für den vergangenen Monat. Doch lässt sich das Suchverhalten einer ganzen Nation auf eine Top-10 zusammenstreichen? Wer ganz nah am Puls des Netzes sein möchte, muss den Leuten live auf die Finger schauen. Das ungefilterte Ausspionieren der Suchbegriffe kann aber auch schockierend sein. Der elektronische Suchdienst kennt keine Schamgrenze, der neugierige Spion im Hintergrund schon. Trotz aller Vorbehalte: Der Schweizer Bildschirmschoner »PeePing Tom« ist schnell installiert und steht in einer Windows- und in einer Macintosh-Version bereit. Vor allem Anwender mit einer DSL-Standleitung haben Freude an dem Tool, da die Software auf eine bestehende Internet-Verbindung angewiesen ist, um zu funktionieren. Was tut es genau? »Peeping Tom« blendet live die Suchbegriffe ein, die gerade in diesem Moment bei Metaspy, Fireball, Excite und Search.ch eingegeben werden.
Ganz vorn dabei: Jedi-Ritter und Schäfer
Und schon geht es los. Hat sich was mit Sex! Der erste Anwender sucht nach »Star Wars Pictures« und outet sich somit als Laserschwert-Liebhaber, der wahrscheinlich bunte Filmtapeten für seinen Desktop sucht. Auch nach Jobs wird anscheinend online gefahndet. Der nächste tippt jedenfalls »Weiterbildung Koch« ein und landet so vielleicht bei Hans-Peter Wodarz, seiner Ente von Lehel und dem zurzeit in Berlin gastierenden »Pomp Duck and Circumstance«. Auch nach »Bud Light«, einem »billigen Flügel«, dem Buchstaben »P« und »SMS Sprüchen« fahndet die Nation. Musik? Völlige Fehlanzeige. Sex? Mit etwas Fantasie könnte man Suchbegriffe wie »Liebesblume«, »Tochtertag« und »Sauerstoffpumpe« mit in die Erotiksparte einsortieren. Auch bei der »Schermaschine« sind wir uns nicht einig. Sucht hier ein Schäfer nach einem neuen Instrument, oder soll doch nur ein Friseurinstrument angefragt werden, das dabei hilft, nicht nur die Bikinizone haarmäßig abzuholzen? Und was ist mit den »Ballettschuhen«? Müssen die vielleicht gebraucht sein?
Die nackte Wahrheit kommt immerhin bei jedem zehnten Suchbegriff durch, der abends mit zittrigen Fingern in die Tastatur gehämmert wird. Nach den »Mature Woman« wird da gefahndet, ebenso nach der »Pantyhose« und dem »Asianporn«. Auch die klassischen »Titten« (sorry, aber so steht's nun mal geschrieben) sind in der Auswahl mit dabei. Die Suche nach der »Beschneidung« sortieren wir eher in den medizinischen Bereich ein und leiden mit dem Anwender mit, der vielleicht auf Drängen seiner Freundin sein Zipfelchen verlieren soll. Sex ist also weiterhin eines der Topthemen im Netz, so steht es nach der kurzen Online-Recherche fest. Das Netz wird aber auch zusehends als Lexikon eingesetzt, dem man Begriffe wie »Landkartenzunge«, »Zucht Gerbile«, »abdomen simple« oder »Anleitung Tapezieren« anvertrauen kann. Verwundert sind wir nur über den Suchbegriff »list of war crimes done by Irak«. Lieber Präsident Bush: So funktioniert das nicht mit den Suchmaschinen. Wenn Sie nach neuen Argumenten für die Kritiker Ihrer Kriegsvorbereitungen suchen, dann müssen Sie »Irak Crimes« in die Suchmaschine eingeben. Sonst werden Ihnen nur alle Listen präsentiert, in denen das Wörtchen »of« vorkommt.
Carsten Scheibe