SCHEIBE Nörgel-Service

Ist ein Gerät kaputt, bringt Scheibe es zum Service-Techniker. Reparatur gegen Cash: Ist das wirklich so einfach? Mitnichten. Zum Frickeln und Reparieren gehören immer noch der vorwurfsvolle Blick und die lange Ermahnungsrede.

Ganz egal, was bei mir im Büro oder im Haushalt kaputt geht: Ich rufe einfach den Service-Techniker an oder fahre das Gerät bei der passenden Reparaturwerkstatt vorbei. Dabei fällt mir sehr störend eine Verhaltsweise auf, die mich glatt auf die Palme bringt: Ohne vorwurfsvolle Ermahnung geht die Sache einfach nie über die Bühne. Das ist wie beim berühmten Ticket von der Polizei. Einmal habe ich vor einem Geschäft in zweiter Reihe geparkt, um rasch ein paar schwere Fensterrahmen zur Glaserei zu bringen - es war in der Nähe kein Parkplatz zu finden. Als ich wieder einsteigen wollte, stand auch schon die Polizei hinter meinem Auto. Der Polizist füllte den Strafzettel aus. Ich ging hin und bat darum, mir den Schein doch bitte gleich auszuhändigen, weil ich es eilig hätte. Der Polizist schaute mich an, als ob ich ihm gerade vor das Schienbein getreten hätte: »Nein, nein, junger Mann, die Ermahnung gehört schon mit dazu. So viel Zeit muss sein.« Anscheinend ist dieser spezielle Hang zur verbalen Kommunikation auch bei Technikern anzutreffen.

Kieselsteine + Rasenmäher = Rien ne va plus

Letztens war mein Rasenmäher kaputt. Der muss auf meinem Grundstück auch ganz schön etwas aushalten, weil er zum Teil auch dafür eingesetzt wird, kniehohes Unkraut zu jäten. Am Teich kommen auch ständig die Kieselsteine unters Messer, dass es nur so kracht. Neulich dann die Krise. Der Motor jaulte auf, dicker Qualm kam aus dem Motor und mit einem letzten Aufheulen rasteten die Messer ein: Rien ne va plus.

Der Service-Mann hatte Schmerz in den Augen

Zum Glück gibt es gleich bei uns um die Ecke einen Baumarkt. Und da hat sich seit Kurzem eine Reparaturwerkstatt eingenistet. Ich wuchtete den Mäher ins Auto und fuhr ihn rasch zum Service-Mann. Der schlich zunächst um den Mäher wie der Tiger um die Beute und piekte ihn hier wie dort mit dem Schraubenzieher. Ohne ein Wort zu sagen, zupfte er hier und da ein paar Grasbüschel aus dem Gerät und fuhr mit dem Finger über das Gehäuse - wie eine Gouvernante, die schauen möchte, ob noch Staub liegt. Der Finger war schwarz. Dann holte er zwei Handvoll Laub aus dem Lüftungsschacht. Mit Schmerz in den Augen schaute er mich an.

»Der kann ja gar nicht funktionieren«

Und dann ging es auch schon los: »Der kann ja gar nicht funktionieren, der Mäher. Die Lüftungsschächte sind voller Laub. Haben Sie die Zündkerzen gereinigt? Aha, anscheinend nicht. Sie müssen ab und zu die Messer schleifen. Haben Sie denn die Wartungsanleitung nicht gelesen? Weggeworfen? Oh weh. Wenigstens Öl nachgefüllt?«

Ohne meine gestammelten Antworten abzuwarten, ging der Mann weiter um den Mäher herum. »Ist da auch das richtige Benzin drin? Wissen Sie, Sie müssen das Gerät nach jedem Mähen auch einmal säubern. Die halbe Stunde haben Sie doch - nicht?«

1:0 für mich

Mein Blick verfinsterte sich bereits. Ich sagte ihm, dass ich dafür leider keine Zeit habe und dass der Mäher für mich nur ein reines Nutzgerät und kein heiliger Gral ist. Er solle ihn reparieren und mir keine Vorträge halten. Beleidigt zog er ab. Am Ende stellte sich heraus, dass irgendeine Membrane im Motor sich gelöst hatte und dass der Motor deswegen zu viel Luft ansaugte. 1:0 für mich - meine Missachtung der amtlichen Wartungshinweise hatten nichts mit der Sache zu tun.

Kurz darauf fiel der Wäschentrockner ins Koma

Wie das nun einmal so ist, geht immer alles auf einmal kaputt. Vor ein paar Tagen erwischte es den Wäschetrockner. Mit zwei kleinen Kindern im Haus ist das Gerät beinahe wichtiger als der Computer im Büro. Der Techniker ließ nicht lange auf sich warten. Wir erklärten ihm, dass die Elektronik spinnt und ständig wirre Zeichen anzeigt, sodass sich kein Programm mehr einstellen lässt.

Das Flusensieb des Grauens

Ungeachtet unserer Ausführungen nahm der Techniker gleich die ganze Maschine auseinander und kam kurz darauf mit dem tropfenden Flusensieb in unser Büro gelaufen. Ich wusste, was jetzt kam - und richtig: »Schauen Sie mal da durch«, meinte der Techniker und hielt mir den metallenen Kasten mit dem Sieb vor Augen. »Ich seh nix«, sagte ich und wollte noch nachtragen - »nur die Tropfen auf meinem neuen Parkett«, aber das sparte ich mir dann doch. Ich wischte die Tropfen rasch mit dem Socken trocken.

»Das darf nicht sein«

»Eben, eben. Da kann man nicht durchgucken. Weil alles völlig verstopft ist. Das darf nicht sein. Da kann das Gerät leicht kaputtgehen dran. Reinigen Sie denn das Flusensieb regelmäßig? So eine Maschine muss man pflegen, dann hält sie länger. Sie steht auch viel zu eingekesselt neben der Waschmaschine. Da wird das Gerät leicht aufgeheizt.«

Die Flusen - vom Sieb in die Dusche

Bummelnd zog er auch schon ab, ohne ein weiteres Wort zu sagen. Immerhin hatte er mir nichts von Kalkinfarkt erzählt. Aber das betrifft ja wohl auch nur die Waschmaschine. Das Flusensieb reinigte er in unserer Bürodusche, die seitdem verstopft ist. Eine halbe Stunde später war er wieder da: »Es liegt am Elektronikteil, das ist kaputt.« Als ob ich das nicht gleich gesagt hätte.

»Natürlich ist das Prozedere nicht anders, wenn es um einen Computer geht. Vor ein paar Wochen verabschiedete sich bei uns mit lautem Rumpeln eine Festplatte. Natürlich mit zahllosen ungesicherten Dateien darauf. Schnell holten wir den PC-Notdienst ins Haus und baten den Techniker, sich einmal um das Gerät zu kümmern. Der schaute erst einmal unter den Tisch: «Ganz schön unordentliches Kabelgestränge hier.»

»Der Rechner muss atmen!«

Frau Junge fragte in ihrem höflichsten Ton, ob das vielleicht etwas mit dem Absturz der Festplatte zu tun haben könnte. Nein, meinte der Techniker, aber es zeige ihm, mit wie viel Respekt der Anwender seiner Maschine begegnet. Seine missmutig hochgezogene Augenbraue angesichts der Staubflusen zwischen den Kabelknoten zeigte, dass er sich bereits eine Meinung gebildet hatte. Dann schaltete er das Gerät ein und wartete auf die Fehlermeldung, um sie sich anzuschauen: »Der Rechner steht hier auch ganz falsch. Der braucht Luft zum Atmen. Nehmen Sie hier mal die Ordner weg.« Dann griff er auch schon zu den Ordnern und stellte sie einfach Herrn Franz auf den Tisch. Frau Junge schnappte nach Luft.

Und dann war's doch die Festplatte

Der Techniker schraubte den Rechner auf und wedelte auf einmal mit der Hand: »Ist ja alles voller Staub hier drinnen. Das darf nicht sein. Das müssen Sie einmal im Monat beseitigen, sonst gibt es noch mal einen Kurzschluss. Wahrscheinlich reinigen Sie auch Ihre Tastatur nicht, was?« Frau Junge blickte schuldbewusst zu Boden. Immerhin hatte er die Maus nicht erwähnt. Der Techniker pustete in die Maschine, dass der Staub durch das ganze Büro wallte und sich auf jeder freien Fläche niederlegte. Dann das Ergebnis der Recherche: »Die Festplatte ist kaputt, da ist nichts zu machen.«

Ärzte sind auch nicht besser

So ist das mit den Technikern. Leider ist das bei den Ärzten nicht anders. Vor kurzem war ich wieder bei einem und musste mir anhören: »Als Allergiker müssen Sie Ihre Mäuse abschaffen. Sofort, kein Aber. Treiben Sie auch regelmäßig Sport? Sie haben etwas Übergewicht. Achten Sie auf Ihre Ernährung? Eine halbe Stunde Zeit am Tag müssen Sie sich schon nehmen. Nehmen Sie auch Ihre Medikamente regelmäßig? Nicht? Sie müssen aber....«

Können die Jungs nichts alle einfach nur ihren Job machen und mir am Ende eine Rechnung ausstellen? Ausgerechnet beim Auto klappt das zum Glück problemlos. Keine Ermahnungen, nur Service. Na bitte...

Carsten Scheibe

PRODUKTE & TIPPS