Scheibes Kolumne Bitte registrieren lassen!

Immer häufiger wird Kolumnist Scheibe am Computer gebeten, sich doch bitteschön registrieren zu lassen. Die Datenerhebung am PC hat Methode. Merkwürdig, dass darauf nicht noch ganz andere gekommen sind.

Gibt es ein Problem am Computer, findet sich meistens eine kostenfreie Software im Internet, die dazu in der Lage ist, das Problem geschickt zu lösen. Früher hat man sich diese Freeware-Tools einfach heruntergeladen und darüber gefreut, dass es da einen armen, verwirrten Tropf gibt, der seine mühsam zusammengehackten Programme so einfach mir nichts, dir nichts verschenkt.

Der Preis: Werbung

Heute sieht das freilich ganz anders aus. Bevor sich das Programm nutzen lässt, bittet der Entwickler erst zu einer "kostenlosen Registrierung". Das bedeutet, dass ich seine Homepage besuchen muss, um mich in ein Online-Formular einzutragen. Mein Name und die E-Mail-Adresse reichen den Entwicklern in der Regel bereits aus, um mir einen Freischaltcode mitzuteilen. Mehr Daten benötigen sie auch gar nicht, um mich anschließend wöchentlich mit Werbe-Mails zu bombardieren, die mich auf die Vorzüge der gebührenpflichtigen Vollprodukte aus dem konsultierten Software-Hause hinzuweisen.

Was erlauben...

Ich habe mich natürlich schon gewundert, warum ich auf einmal so viele Werbe-E-Mails erhalte, die mich auf die Vorzüge erektionsverstärkender Pillen hinweisen. Wahrscheinlich war der genannte Freeware-Entwickler ganz einfach nur der Meinung, dass es seinen Anwendern ganz gewiss nicht schaden könne, ein wenig Geld in genau diesen Bereich zu investieren. Frei nach dem Motto: Wer freiwillig so viel Zeit am Rechner verbringt, kann ja nur einen sexuellen Notstand haben.

Registrierung als Rache

Nun frage ich mich, ob sich das Prinzip der freundlich erzwungenen Registrierung nicht auch noch in anderen Bereichen zur Datenerhebung verwenden lässt. Natürlich, natürlich: Jede im Laden erworbene Software fordert inzwischen dazu auf, sich registrieren zu lassen. Aber wer gibt schon freiwillig seine Daten preis, wenn er es nicht wirklich muss? Klar, das machen nur Anwender, die entweder eine ausgebildete Fantasie beim Erfinden von gefälschten Adressen haben. Oder die der Meinung sind, dass sich der unbeliebte Kollege aus dem Büro 04 wohl ganz bestimmt über üppig verschickte Werbepostings freut.

Ich denke da eher an den nächsten Arztbesuch. Während die Kunden nach dem 10-Euro-Schein für das ärztliche Begrüßungsgeld suchen, könnten sie doch auch mal eben eine Zwangsregistrierung am Büro-Terminal durchführen. Klarer Fall: Wer sich nicht registrieren lässt, darf auch nicht ins Wartezimmer. Da der Arzt die Adresse seiner Patienten eh von der Karte der Krankenversicherung auslesen kann, erheben die Vorzimmerschwestern bei der Registrierung ganz einfach weiterführende Daten. Sie sind zu dick? Dann wird automatisch gleich die nächste Kur beantragt. Sie rauchen gerne einmal eine Zigarette? Ihr Termin zur Lungenspiegelung wird Ihnen automatisch zugestellt. Sie essen gerne beim Italiener? Was haben Sie gegen die türkische Küche?

Das Film-Popcorn-Profil

Oder wie wäre es mit einer Registrierung im Kino? Nach dem Ausfüllen eines Formulars bekommen Sie dann die Karten zum neuesten Actionfilm automatisch zugeschickt, während am Tresen bereits die Medium-Tüte mit dem gezuckerten Popcorn bereitsteht. Dabei haben die Verantwortlichen den Kinotermin bereits mit den eigenen sportiven Aktivitäten abgestimmt und auch Oma Klaras Geburtstag mit bedacht. Na klar, da müssen eine ganze Menge Daten in das Formular eingehackt werden, damit dieser Dienst greifen kann. Besser wäre es dann sicherlich, alle Fakten zur eigenen Person auf einem Chip zu speichern, den man wie eine Militärmarke permanent um den Hals trägt. Dann steckt man in Zukunft den Chip nur noch in ein Lesegerät hinein und erledigt so die bald überall durchgesetzte Zwangsregistrierung in Sekundenschnelle.

Ich sehe das Potenzial dieser Idee bereits vor mir. Schnell gründe ich die Firma "Gläserner Mensch" und warte auf die ersten Aufträge, um eine solche Hundemarke herzustellen. Doch Vorsicht: Wer bei uns anruft, muss sich erst noch registrieren lassen. Eine Glosse von Carsten Scheibe, www.typemania.de

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