Scheibes Kolumne PC-Freak im Supermarkt

Eigentlich verbringt Stern.de-Kolumnist Scheibe den ganzen Tag vor dem Computer. Das findet seine Frau überhaupt nicht gut. Sie fordert ihren Mann auf, doch mal wieder den Wocheneinkauf zu erledigen. Kein Problem, nichts leichter als das. Doch Scheibe weiß nicht, worauf er sich da einlässt. Hinter dem Gemüsestand wartet das Grauen auf ihn.

Ich soll nicht so ein Macho sein, sagt meine Frau. Sie würde im Supermarkt ganz und gar nicht ihre Zeit vertrödeln. Einkaufen sei echt harte Arbeit. Das könne ich als Mann doch ruhig auch mal wieder machen. Hey, kein Problem, das mach ich doch gerne. Meine leichteste Übung. Schalte ich den Computer einfach aus, wage mich ins "real life" und gehe einkaufen.

Auffahrunfall mit dem Hacken-Porsche

Im Supermarkt um die Ecke stopfe ich meinen letzten Euro in einen Einkaufswagen, bei dem eines der vorderen Räder klemmt. Ich rase mit dem bockenden Wagen in den Laden, als würde Schumi seinen Formel-1-Boliden mit angezogener Handbremse in die Kurven schliddern lassen. Weit komme ich aber nicht. Die Rentner-Fraktion parkt ihre Wagen überall mitten im Gang. Zunächst warte ich noch geduldig, dass die rüstigen Frauen mit der Begutachtung ihrer Konservenbüchsen aus einem Zentimeter Entfernung fertig werden. Nachdem mir eine nachrückende Hausfrau allerdings ungebremst ihren Wagen in die Fersen gerammt hat - "Tschuldigung. Sie stehen aber auch blöd rum hier so in der Mitte" - fahre ich lieber Slalom zwischen den geparkten Wagen. Was mir einige sehr böse Blicke einhandelt.

In der Obstabteilung finde ich nur noch vergammelte und angeschimmelte Sachen. Das liegt vielleicht daran, dass alle Kunden stets mit dem durchgedrückten Daumen prüfen, ob die Waren wohl auch noch frisch sind. Omas Fingerabdrücke finde ich auf Orangen, Avocados, Gurken, Paprika und auch auf den Äpfeln. Ob die wohl auch die Kartoffeln drücken? Ich finde nach langem Suchen endlich einen Zweig Tomaten, der noch nicht schlecht ist. Gerade will ich danach greifen, als eine voluminöse Frau mich mit einem wütenden Beckenschwung einfach beiseite drückt. Ihre kleinen Äuglein funkeln mich wütend an: "Hab ich zuerst gesehen".

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Showdown an der Wursttheke

Endlich komme ich mit ersten Prellungen und blauen Flecken bei der Wursttheke an und reihe mich in die lange Schlange an. Die drei Damen im Kittel planen anscheinend, einen neuen Rekord bei der Geschwindigkeit der Kundenbedienung aufzustellen. Die Wurstscheiben fliegen nur so, und ehe ich mich versehe, bin ich an der Reihe: "Und Sie wünschen, bitte?" Ich schaue die Verkäuferin an, durch deren unterkühlten Blick Eiskristalle in der Luft entstehen und zu Boden schweben könnten. Freundlich sage ich: "Salami, etwa so viel" - und zeige mit Daumen und Zeigefinger etwa zwei Zentimeter an. Die Verkäuferin verdreht die Augen: "Was für Salami?". herrscht sie mich an. "Edelsalami, ungarische Salami, gepfefferte Salami?" Ich kratze mich am Kopf, während hinter mir Gemurmel ansetzt. Gibt es denn da Unterschiede? Ich finde, die ungarische sieht gut aus, bestelle sie und verzichte auf weitere Wurst. Den Käse kaufe ich lieber abgepackt.

An der Kasse werde ich selbst zum Akkordarbeiter. Ich muss die gescannten Waren schneller in den Korb verpacken, als sie vom Band fallen können. Der Schweiß steht mir auf der Stirn. Am Ende werde ich auch noch gefragt, ob ich eine Kundenkarte habe und Rabattaufkleber brauche. Werden die Aufkleber denn auf die Karte geklebt? Ich schüttele den Kopf und sehe zu, dass ich zahle und aus dem Laden komme. Als Mann bin ich anscheinend zu soft für den Kampfsport Einkaufen. Zuhause falle ich ins Bett und mache zum ersten Mal seit vielen Jahren wieder einen Mittagsschlaf.

Eine Glosse von Carsten Scheibe, Typemania

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