Scheibes Kolumne: Schwachsinn - zum ersten, zum zweiten, zum...

Zugegeben: In den letzten Wochen habe ich bei Ebay ein Paket mit türkischem Honignougat, diverse alte Malko-Romane, Rollschuhe für die Kinder und drei externe Festplatten mit 160 Gigabyte Kapazität erstanden. Alles zum absoluten Schnäppchenpreis. Beim Suchen und Stöbern in den Angeboten fällt immer wieder auf, dass es bei Ebay wirklich alles gibt - und sei es noch so selten, ausgefallen und kurios. Ärgerlich ist nur, dass es immer wieder Abzocker gibt, die versuchen, den nicht ganz so schlauen Auktionär mit den verrücktesten Angeboten zu ködern.

Wir fahren nach Ostern in den Kurzurlaub. Vor Ort werden wir uns mit den Kindern vor allem im Schwimmbad aufhalten und um die Wette plantschen. Da fällt der kritische Blick schon einmal auf die eigene Wampe, die entschieden zu viele Rettungsringe angesetzt hat. Doch jetzt ist es schon zu spät, um noch etwas gegen das eigene Gewicht zu tun. Oder doch nicht? Direkt auf der Startseite von Ebay springt mir eine Offerte ins Auge: "24 Pfund bis Mai abnehmen". Mensch das wären ja 12 satte Kilo. Vielleicht klappt es ja auch, nur 6 Kilo bis zum April abzunehmen. Per Mausklick springe ich direkt in das Angebot hinein. Nur zehn Euro soll ich bezahlen, um mir FatAway500 zu besorgen. Diese Kapseln sollen im Magen auf natürliche Weise das Nahrungsfett binden und es unverdaut aus dem Körper schleusen. Auf diese Weise lassen sich anscheinend täglich bis zu 700 Kalorien einsparen. Ich müsste nur eine halbe Stunde vor dem nächsten Eisbein eine Pille nehmen und sie mit viel Flüssigkeit herunterwürgen. Eine Packung mit 30 Kapseln kostet etwa zehn Euro. Toll: Kaufe ich gleich vier Packungen, ist die fünfte umsonst. Trotzdem: Ich lasse lieber die Finger von den Wunderpillen. Ich habe keine Lust, für den Rest meines Lebens jeden Tag zwei Pillen einzuschmeißen, nur um mein Gewicht zu halten. Mehr Sport macht mehr Spaß und ist sicherlich gesünder.

Nicht uninteressant ist auch dieses Angebot: "Ihre eigene Erotik-Hotline". Nur 39,90 Euro soll ich im Sofortkauf dafür bezahlen. Ein Blick in die Auktionsagenda zeigt mir, dass von 30 verfügbaren Hotlines schon acht verkauft sind. Vielleicht sollte ich da schnell zuschlagen. In den heutigen Krisenzeiten ist es schließlich nie verkehrt, ein zweites Standbein zu haben. Und der Verkäufer garantiert ja auch: "eines der besten Geschäfte am Erotik Markt". Für die knapp 40 Euro erhält der Kunde zwei Hotline-Nummern, die auf einen bereits vorhandenen Live-Chat aufsetzen. Die Nummern müssen anschließend nur noch in Eigenregie beworben werden. Für jeden Anrufer, der sich den Sex-Smalltalk anhört, kassiert der frischgebackene Erotik-Profi dann 1,25 Euro in der Minute. Bei zehn Anrufern am Tag, die jeweils fünf Minuten in der Leitung verweilen, wären das bereits 3.900 Euro im Monat an reinem Gewinn. Ungeheuerlich. Aus Erfahrung weiß ich aber, dass es alles andere als leicht ist, eine solche Telefonnummer zu bewerben. Am Ende ruft ja dann doch niemand an. Auf jeden Fall keine zehn Leute am Tag. Und überhaupt weiß ich ja vor dem Kauf auch gar nicht, ob der Hotline-Chat das hält, was der Ebay-Verkäufer da verspricht. Auch von diesem Angebot lasse ich besser die Finger.

Was gibt es sonst noch zu erstehen? Ein echtes Schnäppchen sind sicherlich die 10.000 Einwegfeuerzeuge, die ich für 400 Euro einkaufen kann. Würde ich noch rauchen, bräuchte ich sicherlich mein ganzes Leben lang kein einziges Feuerzeug mehr zu kaufen. Und wenn ich doch noch am Glimmstängel hängen würde, dann könnte ich für 9,95 Euro 400 Milligramm Power-Kudzu kaufen. Das Extrakt aus einer Heilpflanze hilft mir laut Ebay dabei, das Quarzen sofort sein zu lassen. Andere Anbieter verkaufen mir 10.000 neue Besucher auf meiner Homepage, bieten mir einen Pass, einen Adelstitel oder einen Doktor an oder locken mich mit echten Pheromonen aus Amerika, die sofort jede Frau in meinem Umkreis schwach werden lassen. Beim Abnehmen sollen mir auch noch Kohlsuppenkapseln helfen, die Packung für 12 Euro - igitt. Eine medizinische Penisverlängerung ohne Operation für 149 Euro verschafft mir das Gefühl, ich befände mich im Spam-Fach meines E-Mail-Accounts.

Kurz vor Schluss finde ich dann doch noch ein Ebay-Angebot, das mich fast zum Kauf verleitet. Da gibt es für fünf Euro ein Zungen-Piercing mit integriertem Minivibrator. Das Gerät wird mit einer winzigen Knopfbatterie betrieben und soll beim angewandten Oralsex für die nicht mehr zu toppende Ekstase bei allen Frauen sorgen. Klar: Mit einem solchen Vibrator im Hals wäre ich sicherlich der King. Obwohl: Sprechen könnte man mit dieser Murmel auf der Zunge ganz bestimmt nicht mehr. Der Verkäufer warnt außerdem: Bitte den Zungenvibrator nicht herunterschlucken. Schweren Herzens lasse ich auch diese Offerte sausen. Ich habe nämlich gar kein Loch in der Zunge.

Eine Glosse von Carsten Scheibe, Typemania