Steuersoftware Richtig berechnend

Haben Sie auch keine Lust auf Ihre Steuererklärung? Versuchen Sie es doch mal mit Steuersoftware. Die ist nicht nur bunter als Finanzamtsformulare, sondern macht sogar ein bisschen Spaß

Na gut, haben sie es also wieder geschafft, die Verbraucheraufklärer von "Öko-Test", "Finanztest" und "Computer-Bild": Fehler und verschenkte Euro haben sie aufgespürt. "Quicksteuer" und "Taxman" lagen demnach bei der Berechnung des Solidaritätszuschlags daneben, die "Steuer-Spar-Erklärung" hätte bei einem Musterfall 45,40 Euro mehr herausholen können. Es ist in jedem Jahr das Gleiche: PC- und Verbraucher-Magazine setzen ihre Mitarbeiter auf die soeben erschienenen neuen Versionen der wichtigsten Steuerprogramme an und lassen so lange komplizierte Daten eingeben, bis sie schließlich stolz ein paar Fehler melden können.

Davon aber sollte sich niemand verrückt machen lassen: So stellt sich beim genauen Hinsehen heraus, dass "Öko-Test" seinen Fehler bei einer komplizierten Berechnung ausländischer Kapitalerträge gefunden hat und "Finanztest" Spekulationsverluste aus Aktienverkäufen, einen behinderten Sohn aus erster Ehe und "Fondsgewinne, die nach dem Doppelbesteuerungsabkommen steuerfrei sind", vorausgesetzt hatte.

Für den Normalbürger völlig ausreichend

Solche Spezialfälle gehören wohl ohnehin zum Steuerberater aus Fleisch und Blut - ebenso wie jene Absetzakrobaten, die auch noch den allerletzten Steuertrick ausreizen wollen. Alle anderen, die einfach keine Lust haben, sich mit graugrünen Anlagen N, AV und GSE herumzuschlagen, werden von der Steuersoftware für den PC bestens bedient - und sie erfahren nebenbei schon im Voraus, ob's was zurückgibt vom Finanzamt oder ob es noch mehr einfordern wird.

Seit Jahren schon vertrauen Millionen Deutsche den immer bequemer werdenden elektronischen Formularausfüllhilfen - ohne dass es im Alltag bislang zu größeren Problemen gekommen wäre. Auch die Mitarbeiter der Finanzämter freuen sich meist über am PC erstellte und womöglich gar per Internet eingereichte Steuererklärungen, die ihnen das Abtippen von Formularen ersparen und die zudem schon vom PC auf Stimmigkeit und Vollständigkeit überprüft wurden.

Sachprüfung und Beratung

Denn so kompliziert das deutsche Steuersystem auch sein mag - ein Pentium-Prozessor wird allemal damit fertig. Die Sachprüfung und die elektronische Beratung mit Tipps und Tricks sind die große Stärke der PC-Software: Auf Wunsch wird jedes Formularfeld ausführlich erklärt und auf Sparmöglichkeiten hingewiesen. Die Programme unterstützen auch das ELSTER-Verfahren, mit dem die Abgabe der Steuererklärung über das Internet möglich ist. Nur Belege und ein Formular mit der aus rechtlichen Gründen erforderlichen Unterschrift müssen per Post nachgeschickt werden.

Gleiches Produkt, unterschiedliche Verpackung

Ein gutes Dutzend aktueller Programme ist derzeit auf dem Markt. Sie kosten 15 bis 40 Euro - die selbstverständlich steuerlich absetzbar sind. Doch wenn man genauer hinsieht, verbergen sich hinter den unterschiedlichen Labels oft dieselben Produkte. "Taxman" und "Quicksteuer" sind in manchen Teilen identisch, die "Starmoney Steuererklärung" ist eine umlackierte Ausgabe der "Steuersparerklärung", Data Beckers "Steuersparpaket" nur eine andere Version von "Quicksteuer", und sogar die Billigangebote von Aldi und Tchibo sind nichts anderes als einfache Miniversionen von "Taxman".

Bleiben fünf Große übrig, die allesamt empfehlenswert sind (siehe Tabelle). Sie unterscheiden sich vor allem darin, wie sie bedient werden: Manche Programme machen es sehr bunt, andere zeigen auf dem Monitor nur die bekannten Formulare.

Lieber nüchtern oder lieber bunt?

Wer viele bewegte Bilder mag, fährt mit "Wiso Sparbuch 2004" am besten. Die nach Herstellerangaben meistgekaufte Steuersoftware Deutschlands liegt mit einem Verkaufspreis von etwa 40 Euro zwar am oberen Ende der Preisskala, beeindruckt aber durch zahlreiche Erklär-Videos und verständliche Hilfetexte. Besonders Einsteiger finden sich hervorragend zurecht. Vom gleichen Hersteller ist "t@x 2004", das in seiner Standardversion nicht einmal die Hälfte kostet, aber im Prinzip das Gleiche kann - nur dass es auf dem Monitor eben etwas ruhiger zugeht. In Tests immer hoch eingeschätzt wird die "Steuerspar-Erklärung" der Akademischen Arbeitsgemeinschaft, die eher nüchtern daherkommt und die es jetzt erstmals in einer abgespeckten Variante für "leichte Fälle" gibt. An Einsteiger wenden sich auch das preiswerte "Quicksteuer" und das umfangreichere "Taxman".

Jedes Jahr eine neue Chance

Welche Software für wen am besten taugt, bleibt letztlich Geschmacksache. Das Berechnen ist in allen Programmen ohnehin nur die kleinste Funktion - entscheidend sind Erscheinungsbild und Umfang des Hilfesystems, Multimediaeffekte, Beratungsvideos, Handbücher, Gesetzestext-Sammlungen, Urteilsdatenbanken und Musterbriefe. Und da gilt: Was dem einen hilft, verwirrt den anderen eher.

Im Übrigen: Wer mit seiner Auswahl nicht glücklich war, bekommt schon im nächsten Jahr die Chance, seine Kaufentscheidung zu korrigieren - alle Programme bearbeiten nämlich immer nur das jeweils zurückliegende Steuerjahr. 2005 ist also wieder die nächste Version fällig, wobei sie im Abo billiger sein kann. Dann werden sich "Finanztest" und "Öko-Test" zweifellos auch wieder auf Fehlersuche machen.

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Ulf Schönert

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