Neue Macs "Beängstigend schnell": So lehrt Apples ungewöhnliches Event die Konkurrenz das Fürchten

Ganz in Schwarz und vor Nebelschwaden: Apple-Chef Tim Cook ludt zu einer ungewöhnlichen Halloween-Show
Ganz in Schwarz und vor Nebelschwaden: Apple-Chef Tim Cook ludt zu einer ungewöhnlichen Halloween-Show
© Apple / PR
Bei seinem nächtlichen Event hat Apple sein Portfolio für dieses Jahr komplett gemacht. Der Star ist der "beängstigend schnelle" M3-Prozessor.

Es war ein ungewöhnliches Event, zu dem Apple geladen hatte. Unter dem Motto "scary fast" – in der offiziellen Übersetzung "unheimlich schnell" – hatte man nicht nur ein Halloween-Event geplant, sondern mit 17 Uhr Ortszeit auch eine Veranstaltungs-Zeit nach der deutschen Geisterstunde gewählt. In den Videos waberten Nebelschwaden durch den ungewohnt dunklen Apple Park, selbst die Produktvorstellungen waren auf Grusel ausgelegt. Was Apple zu zeigen hatte, dürfte aber vor allem bei den Konkurrenten Schrecken auslösen.

Dabei wirken die Neuerungen auf den ersten Blick fast etwas unspektakulär: Zwar hat der Konzern mit Macbook Pro und iMac gleich zwei seiner beliebtesten Computer-Serien aktualisiert. Bei beiden handelt es sich aber eigentlich nur um Produktpflege: Die neuen Macbook Pro in 14 und 16 Zoll und der nach knapp 2,5 Jahren erstmals aktualisierte iMac sind auf den ersten Blick von den Vorgängern nicht zu unterscheiden. Eine Übersicht des schicken Looks finden Sie in der Fotostrecke unten.

Apples versteckter Star

Die größte Neuerung steckt tatsächlich im Innern. Der Star des Abends waren klar die neuen M3-Chips. Dass die Konkurrenten sie fürchten müssen, hat vor allem einen Grund: Als erste Computer-Prozessoren auf dem Markt sind die drei neuen Chips M3, M3 Pro und M3 Max nach dem 3-Nanomenter-Verfahren gefertigt. Und schaffen es dadurch, noch mehr Leistung auf noch kleinerem Raum unterzubringen.

"Die Transistoren sind so klein, dass man zwei Millionen von ihnen auf der Dicke eines menschlichen Haares unterbringen kann", erklärt Apples Technologie-Chef Johny Srouji. Das hat gleich mehrere Vorteile. Die Chips bieten mehr Leistung, verbrauchen dabei trotzdem deutlich weniger Energie. Bis zu 2,5 mal schneller als die M1-Modelle sollen die neuen Rechner so sein. "Das ist eine monströse Verbesserung", greift Srouji bei der Beschreibung schmunzelnd das Halloween-Thema erneut auf.

Klare Trennung

Abgesehen von dem massiven Leistungssprung bleiben die Rechner allerdings quasi unverändert. Die größte Änderung gibt es beim Einsteiger-Macbook-Pro: Hatte Apple letztes Jahr noch ein Modell in 13 Zoll angeboten, das noch mit der dynamischen Touchbar ausgeliefert wurde (hier finden Sie unseren Test), wurde dies nun gestrichen. Auch das Macbook Pro mit dem Basis-M3 kommt nun in 14 Zoll daher. Damit steigt der Einstiegspreis: Statt 1600 Euro kostet das günstigste Macbook Pro nun 2000 Euro.

Damit zieht Apple wieder eine härtere Grenze zwischen Normalnutzern und Pros: Hatte es bei den M2-Modellen noch Überlappungen zwischen dem Macbook Air und dem Macbook Pro gegeben, liegen nun alle Pros preislich klar über den Einsteiger-Modellen.

Schwarz als Hingucker

Wer eines der potenteren Notebooks mit M3 Pro oder M3 Pro Max wählt, kann sich zudem noch optisch absetzen: Mit Space Schwarz bietet Apple zum ersten Mal seit 2008 ein komplett schwarzes Notebook an. Mit einer neuen Beschichtungs-Methode soll es zudem vor Fingerabdrücken geschützt sein. Dass die Farbe nur der teuren Modelle vorbehalten ist, dürfte kein Zufall sein: Apple dürfte hier bewusst auf den schwarzen Look als Statussymbol abzielen.

Technisch unterscheiden sich die neuen Macs nur in den Chips von den Vorgängern. Ob Display, Anschlüsse oder Ausstattung: Nahezu alles ist identisch mit den bisherigen Modellen. Lediglich das Spitzenmodell des M3 Max bietet nun 128 GB statt bisher 96 GB als mögliche Arbeitsspeicher-Ausstattung. Das dürften allerdings die wenigsten Kunden benötigen – zumal der Aufpreis dieser Spitzenausstattung zum mit 36 GB ausgestatteten Basismodell bei 1500 Euro liegt.

Erschreckend schnell

Überraschend ist die Ankündigung der neuen Notebooks auch deshalb, weil sie ungewohnt schnell kommt. Die Macbook Pro mit M2 Pro und M2 Max haben noch nicht mal ein Jahr auf dem Buckel, Apple hatte sie erst im Januar vorgestellt (hier finden Sie unseren Test). Dass der Konzern nun so schnell nachlegt, dürfte vor allem einen Grund haben: Nachdem die leistungsfähigeren M2-Chips letztes Jahr das Weihnachtsgeschäft verpasst hatten, will man es dieses Jahr offenbar unbedingt wieder mitnehmen. Wohl auch, weil nach der Homeoffice-Welle die Kaufzahlen bei Rechnern allgemein gesunken sind.

Das erklärt vielleicht, dass Apple offenbar vor allem auf Kunden setzt, die bislang ältere Rechner nutzen. In der Präsentation wurde zwar auch der direkte Vergleich zur Vorgänger-Generation gezogen, noch stärker wurden aber die Leistungssprünge zu älteren Modellen hervorgehoben. Immer wieder wurde betont, wie viel schneller die neuen Macs gegenüber solchen mit Intel-Chips sind. Und damit Vergleiche zu mehr als drei Jahre alten Rechnern gezogen.

Spieletauglich

Dass auch mehr Games gezeigt wurden als sonst, hängt wohl direkt mit den neuen Chips zusammen. Die Grafik-Einheit GPU nimmt nun nahezu die Hälfte der Prozessor-Oberfläche ein. Das ermöglicht Apple eine neue Herangehensweise: Die "Dynamic Caching" genannte Technologie ermöglicht es erstmals, der GPU dynamisch soviel Speicher zuzuweisen, wie sie wirklich gerade braucht. Das soll die Auslastung verbessern. Und die Performance dramatisch erhöhen, verspricht der Konzern.

Was sehr technisch klingt, hat sichtbare Folgen. Mit Raytracing lassen sich beeindruckende Lichteffekte nun erstmals ohne eigene Grafikkarte berechnen, Spiele wirken dadurch deutlich natürlicher.

Dass Apple mehr auf Games setzt, hatte sich schon im Sommer abgezeichnet. Mit einem speziellen Entwickler-Kit hat der Konzern es erleichtert, Spiele auch für den Mac zu portieren. Mit "Resident Evil Village" oder "Assassins Creed Mirage" (hier unser Test) werden dadurch auch wieder vermehrt Toptitel für Apples System angeboten.

Dauerläufer

Eine weitere wichtigere Neuerung dürfte aber fast alle Nutzern gelegen kommen: Die neuen M3-Chips verbrauchen durch die Bank weg deutlich weniger Energie. Das erreicht Apple, indem auch die auf Effizienz getrimmten Rechenkerne bis zu 50 Prozent Leistung hinzugewinnen. Im Alltag müssen die neuen Macs dadurch seltener auf die Energie-hungrigeren Performance-Kerne zugreifen. Der Effekt soll spürbar sein: Die Leistung eines M1-Chips soll so etwa nur mit der Hälfte von dessen Stromverbrauch erreicht werden, erklärt Srouji. Die Konkurrenten sollen demnach bis zu fünfmal soviel Energie verbrauchen, um dieselbe Leistung zu erreichen.

Die Auswirkungen auf die Akkuleistung ist in einer Zahl einfach zusammengefasst: Bis zu 22 Stunden Laufzeit verspricht Apple. Bemerkenswert ist das, weil der Konzern bei diesen Angaben in der Regel eher unter- als übertreibt. Und die Geräte die angegebenen Werte in Tests eher übertreffen. Auf Vollleistung dürfte es aber weniger werden: Die neuen Notebooks können auch ohne Kabel die volle Leistung abrufen und werden nicht gedrosselt.

Quelle: Apple

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