Wer sich im Web umtut und eine E-Mail-Adresse besitzt, bekommt früher oder später Post aus der intellektfreien Zone. Manchmal gewünscht, meistens nur doof, in seltenen Fällen aber sogar richtig lustig. Beispielsweise, wenn eine gewisse Monika die Reklamegeschichte erzählt von der extramatten Anika.
Nicht alle Blondchen sind von Haus aus blöd. Anders Anika. Sie verbringt den lieben langen Tag mit unheimlich viel Luft im Oberstübchen. Und wenn sie ganz ehrlich zu sich ist, dann wird sie sich eingestehen, dass unter ihrem blonden Duschvorhang wirklich nichts außer Luft ist. Immerhin: Tolle Akustik mit ganz viel Hall.
"Bis zum Umfallen" durchgewaschen
Na ja, da war es wohl dann auch nur eine Frage der Zeit, erzählt Monika, bis Anika den Riesenschwamm kennen lernte. 20 Jahre war sie damals jung und wollte "am liebsten wieder gehen" als sie "diesen Monster-Schwamm sah". Doch wohin? Sie war ja nun mal da und hatte eh nichts anderes vor, die hohle Nuss. Also blieb sie so lange, bis der Monster-Schwamm sie "bis zum Umfallen" durchgewaschen hatte. Und zwar bei 30, 60 und 75 Grad. 90 Grad nicht, weil das Kochwäsche ist und ziemlich heiß. Und zwar richtig heiß mit ganz viel aua. Also Finger weg, Anika.
Thomas Hirschbiegel
Kolumnist für stern.de seit 1997 - und das H der H&A medien: Redaktion, Public Relations und Online-Konzepte.
Wenn der Schwamm baumelt
Doch glaubt man der Elektropost von Monster-Monika, wollte nicht nur Anika, sondern gleich eine ganze Schar "Girls am liebsten weg-rennen". Ist schon ein Kreuz mit der neuen deutschen Rechtschreibung: zusammen, getrennt oder quasi zusammen mit Bindestrich? Oder besser: Gedankenstrich? Oder ganz weglassen? Egal. Deshalb: Nicht schlimm mit dem Rechtschreibfehler, Monika, passiert selbst Dingern, die nicht so "vollkommen" sind wie du. Nun aber wieder schnell zurück zu den "Girls", denn: "andere sind richtig 'gut' drauf und einige versuchen stolz mit diesen Teilen klar zu kommen." Das ist nur zu verständlich, da ein ordentlicher Riesenschwamm nicht nur ein guter Freund werden kann, sondern auch eine wahre Zierde in jedem aufgeräumten Badezimmer. Sehr hübsch anzusehen, wenn der Riesenschwamm beispielsweise an einer Kordel aufgehängt am Warmwasserhahn in der Duschkabine baumelt. Oder eben sonst wo.
In jedes Loch...
Womit auch schon die nächste Frage beantwortet wäre - O-Ton Monika: "Wo sollen der denn reinpassen?" Vielleicht da, wo Stan Libuda seine Frau ihr Kiosk hat? Das wäre zu einfach, und außerdem hat Monika längst die Antwort parat: "überall rein, in jedes Loch und zwar ganz und gar". Und zwar mit zwei Ausrufzeichen. Verzeihung, verehrte Monika, aber das ist, Monsterschwamm hin oder her, ebenso kontraproduktiv wie typisch deutsch. Denn "jedes Loch" ist im Endeffekt keines. Handfest wie im übertragenen Sinn. Und genau daran krankt nicht nur Ihre Reklame, sondern gleich weite Teile der deutschen Wirtschaft. Keine Positionierung, alles irgendwie alles und letzten Endes doch nichts.
Ließe sich denn nicht "jedes Loch" durch ein ganz bestimmtes im Bad ersetzen? Waschbeckenabfluss, Badewannenabfluss, Duschabfluss: Da bleibt der Schwamm jedenfalls stecken. Nachteil: Er verstopft auch den Abfluss. Anders, wenn das größte aller Badlöcher verwendet wird. Aber dann wäre er weg, der Riesenschwamm. Auch nicht "so wirklich sexy", wie man in der Werbebranche gern sinnfrei daherfaselt, wenn etwas irgendwie irgendwie ist. Oder nicht.
Deshalb, liebe Monika: das bloß nicht Anika sagen, die macht das glatt.