Kommunikation Endlich wieder Offline

Freisein, einfach mal nach draußen gehen – so ist es, wenn man, wie die die Studentin Katie Achille, eine Zeit ohne Internet verbringt. Experten sind sich einig: Eine Pause von der permanenten Erreichbarkeit ist ab und an nötig.

Katie Achille ist mit dem Internet aufgewachsen. Sie war neun, als sie das World Wide Web das erste Mal nutzte und wurde schnell eine eifrige E-Mail-Schreiberin und Web-Surferin. Als die heute 19-Jährige aber kürzlich wegen eines Computerproblems keinen ständigen Internet-Zugang hatte, passierte etwas für sie völlig Unerwartetes: sie fühlte sich plötzlich frei.

"Ich fand die Pause vom Internet sehr erfrischend", sagt Achille, die jetzt an der Rutgers-Universität in New Jersey studiert. "Nachdem ich die ersten Jahre hier in meinem Studentenzimmer damit verbracht habe, weit entfernten Freunden zu schreiben, hatte ich richtig das Gefühl, es verpasst zu haben, einfach mal nach draußen zu gehen."

"Man verliert sich"

So wir ihr geht es etlichen jungen Menschen Anfang 20, die sich - zumindest zeitweilig - vom Internet und von High-Tech-Geräten lösen. Das sei eine Gegenbewegung zur permanenten Erreichbarkeit, sei es über E-Mail, Instant Messaging oder Handys: "Man verliert sich", sagt Michelle Weil, Psychologin und Koautorin des Buchs "Technostress: Coping with Technology". "Man verliert sich in der Welt des Internets, der Spiele oder Instant-Messaging-Chats." Und manchmal brauche man eben eine Auszeit. Weil schrieb das Buch mit ihrem Kollegen Larry Rosen, nachdem sie festgestellt hatten, dass die Technik, die dem Menschen eigentlich das Leben erleichtern soll, viele nur ermüdet oder stresst.

Junge Menschen passen sich dabei noch leichter an und betrachten die Technik auch viel eher als wesentlich für ihr Leben. In einer Untersuchung für die Industrievereinigung Business Software Alliance (BSA) erklärte ein Drittel der Befragten, sie könnten ohne die Technik "nicht leben". Weitere 50 Prozent erklärten sie für "wichtig". Jeder findet dabei wohl die Technik oder Kommunikationsform, die am besten zum ihm passt - ob nun Textnachrichten in den Computer oder in das Handy eingegeben werden, ob man lieber telefoniert oder von Angesicht zu Angesicht mit jemandem spricht.

Verpflichtet, 24 Stunden am Tag erreichbar zu sein?

Dabei ist es aber wohl auch so, dass die Möglichkeit, ständig mit anderen in Kontakt bleiben können, dazu führt, dass sich viele Menschen verpflichtet fühlen, auch 24 Stunden am Tag erreichbar zu sein. Es gebe da so ein Gefühl, "dass das Setzen von Grenzen nicht richtig ist - es gibt die Erwartung, dass wir keine Grenzen setzen", sagt Allan Stegeman, Kommunikationswissenschaftler an der Universität Drexel in Philadelphia.

Eine Pause von der Technik sei aber ab und zu notwendig, betont Weil. Schließlich sei Technik dazu da, das Leben zu verbessern. "Wir brauchen die Technik", sagt Weil, "aber sie darf nicht Besitz von uns ergreifen." Die Psychologin empfiehlt, sich zum Beispiel für das Web-Surfen eine klare Zeitgrenze zu setzen. Zum Beispiel mit einem Wecker, der klingelt, wenn es Zeit wäre, sich wieder auszuloggen. Ab und zu sollte man auch das Handy bewusst aus- und auf den Anrufbeantworter umschalten. "Sie können sagen: ’Ich bin nach 18.00 Uhr nicht erreichbar’", sagt Weil.

Starke E-Mail-Nutzer sollten festlegen, wie oft am Tag sie nach ihrer elektronischen Post sehen, schlägt Rosen vor. E-Mails sollten in Kategorien wie "wichtig" und "später lesen" eingeteilt werden. Und dabei sollte vielleicht auch die Löschen-Taste viel häufiger zum Einsatz kommen.

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Martha Irvine/AP

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