Prozess in den USA Schriftsteller Salman Rushdie schildert Moment des Angriffs auf ihn

Salman Rushdie
Salman Rushdie entging bei einem Attentat nur knapp dem Tod
© Bernd von Jutrczenka / DPA
Nur knapp entging der Schriftsteller Salman Rushdie dem Tod. In seinem Eröffnungsplädoyer schildert der Staatsanwalt nun den Moment, der Schockwellen durch die Welt sandte.

Der Schriftsteller Salman Rushdie hat am Dienstag vor einem US-Gericht den Messerangriff auf sich im Jahr 2022 geschildert. "In letzter Minute" habe er den Mann gesehen, der bei einer Konferenz auf ihn zugestürmt war, berichtete Rushdie vor den Geschworenen in Mayville im Bundesstaat New York. Dann habe er die Stiche gefühlt und später in einem "See von Blut" gelegen, sagte der 77-Jährige.

Der Angeklagte US-Amerikaner Hadi Matar aus New Jersey hatte Medien gesagt, er habe nur zwei Seiten von Rushdies berühmten Buch "Die Satanischen Verse" gelesen, glaube aber, der Autor habe "den Islam angegriffen". Matar ist den Gerichtsakten zufolge wegen versuchten Mordes und Körperverletzung angeklagt.

Mutmaßlicher Täter auch wegen Terrorismus angeklagt

Matar hatte auf nicht schuldig plädiert. Ihm drohen mehr als drei Jahrzehnte Haft. Nach Angaben der "New York Times" skandierte er beim Eintritt in den Gerichtssaal zweimal "Free Palestine" ("Befreit Palästina"). 

Der US-Bürger mit libanesischen Wurzeln ist zudem von einem Bundesgericht des Terrorismus angeklagt worden. Matar habe mit dem Mordversuch im August 2022 "einen terroristischen Akt im Namen der Hisbollah" begangen, erklärte das US-Justizministerium im Juli vergangenen Jahres.

Matar hatte bei der Attacke in Chautauqua am 12. August 2022 mindestens zehn Mal auf Rushdie eingestochen. Der Autor erlitt schwere Verletzungen im Gesicht, am Hals und am Unterleib und ist seit dem Angriff auf einem Auge blind.

Portrait Salman Rushdie lehnt seinen Kopf auf eine Hand und trägt eine Augenklappe
Der Schriftsteller Salman Rushdie, 76, aufgenommen im April 2024 in New York City. Durch die Messerattacke ist sein rechtes Auge erblindet, auch in seine verletzte Hand ist das Gefühl "nicht vollständig zurückgekehrt", wie er sagt
© Ruvén Afanador / stern
"Für Wut gab es keinen Platz" – sehen Sie hier das exklusive Videointerview mit Salman Rushdie mit deutschen Untertiteln

Salman Rushdie wegen "Die Satanischen Verse" immer wieder Drohungen ausgesetz

Während einer Veranstaltung im US-Bundesstaat New York sei der vermummte Täter auf die Bühne gestürmt, schilderte Bezirksstaatsanwalt Jason Schmidt nach Angaben der "New York Times" in seinem Eröffnungsplädoyer am Montag im Bezirk Chautauqua im Westen des Bundesstaates. 

Matar habe sich auf Rushdie gestürzt. Dann "stieß er das Messer immer und immer und immer und immer wieder in Herrn Rushdie hinein", so Schmidt weiter. "Er stach, schwang und schnitt in Herrn Rushdies Kopf hinein."

Rushdie wurde immer wieder Opfer von Drohungen und Mordversuchen, seit er 1988 "Die Satanischen Verse" veröffentlicht hatte. Die iranische Staatsführung bezeichnete das Buch als blasphemisch. Irans damaliges geistliches Oberhaupt Ayatollah Khomeini rief 1989 in einer Fatwa zur Tötung des Schriftstellers auf. Der US-Bundespolizei FBI zufolge unterstützte die libanesische Hisbollah die Fatwa.

Der heute 77-jährige Rushdie hatte den Vorfall in seinem im April 2024 veröffentlichten Buch "Knife: Gedanken nach einem Mordversuch" verarbeitet.

AFP · DPA
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