Salman Rushdie war an diesem Sommertag in New York ein entspannter Mensch. Er schien im Reinen mit sich. Zum Interview kam er allein, wie immer. Seit vielen Jahren schon hatte er keine Personenschützer mehr bei sich. Die Gefahr? Er spüre sie nicht mehr, sagte er. Es hatte etwas Trotziges: Von den Fanatikern, die es auf sein Leben abgesehen hatten, ließ sich Rushdie nicht seine Freiheit nehmen. Nicht mehr. Den Radikalen, die ihn seit der iranischen Fatwa von 1989 hassten, seit dem Aufruf, ihn zu töten, weil er mit seinen "Satanischen Versen" den Islam beleidigt habe – er schenkte ihnen nicht mehr viel Aufmerksamkeit.
Er, der sich jahrelang verstecken musste, lief heute durch die Straßen von Manhattan und freute sich über das Gewühl von Menschen aus der ganzen Welt. Er war einer von ihnen. Rushdie, der Weltbürger. Er habe hier ein neues Zuhause gefunden, in der Einwandererstadt New York, die niemandem mehr gehört als den Neuen. "Wir werden immer mehr", sagte er. Und: "Wir sind mehr als die."
Die. Rushdie meinte damit nicht seine eigenen Feinde, sondern die der Demokratie. Er sorgte sich um Amerika, nicht um sich selbst. Da saß er im Büro seines Agenten, im 21. Stock hoch über Midtown Manhattan, sprach über Trump und alles Schlechte in der Welt und brachte es fertig, sich dennoch als Optimist zu bezeichnen. Als einen, der sein früheres Leben abgeschlossen hat. Der nach vorn schaut. Kämpfen? Ja, sagte er, das müsse man. Mehr denn je. Aber: "Jetzt seid ihr dran."