Einfach erklärt Was ist eine Fatwa?

Fatwa Halbmond Moschee Köln
Eine Fatwa bezeichnet ein religiöses Rechtsgutachen im Islam (Symbolbild)
© Christoph Hardt/Geisler-Fotopres/ / Picture Alliance
Seit der Fatwa gegen Schriftsteller Salman Rushdie wird der Begriff häufig mit dem darin enthaltenen Tötungsaufruf gleichgesetzt. "Fatwa" bezeichnet allerdings zunächst nur ein islamisches Rechtsgutachten. Eine Erklärung. 

Eine Fatwa ist im Islam ein Rechtsgutachten, das ein als Mufti bezeichneter islamischer Rechtsgelehrter ausstellt. In einer Fatwa werden bestimmte Fragestellungen und Probleme auf Basis der Scharia, also der islamischen Rechtsnorm, beantwortet. 

Durch Fatwas können Muslime detaillierte Erklärungen, aber auch Anweisungen in Bezug auf Fragen des Glaubens erhalten. Das Gewicht eines solchen Gutachtens beruht auf der Autorität des ausstellenden Muftis. Im Gegensatz zu einem Gerichtsurteil ist eine Fatwa nur für diejenigen bindend, die die Autorität des Verfassers anerkennen. 

Basierend auf der islamischen Strömung und damit Rechtsschule des Muftis können Fatwas verschiedener Gutachter zu denselben Fragen unterschiedlich und sogar widersprüchlich ausfallen. Sunniten würden in solchen Fällen beispielsweise der Fatwa eines Rechtsgelehrten der eigenen religiösen Strömung folgen und das Gutachten eines schiitischen Geistlichen nicht anerkennen. 

In Ländern, in denen die Scharia Grundlage der geltenden Rechtsordnung oder gar mit dieser gleichgesetzt ist – Beispiele sind Afghanistan, Ägypten, Iran, Libanon, Pakistan, Saudi-Arabien – haben Fatwas einen höheren Stellenwert und werden teils von behördlicher Seite verbreitet.

Einige Beispiele für Fatwas 

Fatwas können sich mit einfachen Alltagsfragen befassen, aber auch einen schwerwiegenden Einfluss haben, bis hin zu Todesurteilen. Eine der bekanntesten Fatwas in der westlichen Welt dürfte der Tötungsaufruf von Ayatollah Khomeini gegen den Schriftsteller Salman Rushdie aus dem Jahr 1989 sein. Das damalige geistliche Oberhaupt des Iran rief darin alle Muslime zur Tötung des britisch-indischen Autors auf, weil dieser mit seinem Roman "Die Satanischen Verse" den Islam, den Koran und den Propheten Mohammed beleidigt habe. Zugleich setzte der Iran ein Kopfgeld auf Rushdie aus. Rushdie lebte in der Folge unter Polizeischutz und zu großen Teilen im Verborgenen. 33 Jahre nach der Fatwa kam es zu einem Attentat auf ihn (mehr dazu hier beim stern).

2015 unterzeichneten 70.000 indische Muslime eine Fatwa gegen den selbst ernannten Islamischen Staat, die Taliban, Al-Kaida und andere islamistische Terrorvereinigungen. Diese seien "eine Gefahr für die Menschheit" und nicht islamisch.

Eine weitere Fatwa beschäftigte sich wiederum 2010 mit der eher alltagsbezogenen Frage, unter welchen Umständen Profifußballer im Ramadan das Fasten brechen dürfen. 

In der Galerie: Vier Wochen lang üben sich viele Gläubige im muslimischen Fastenmonat Ramadan von früh bis spät im Verzicht – um den Monat zu ehren, in dem Mohammed nach islamischem Glauben den Koran empfing. Alle Infos zum Ramadan.