Andrew Wylie, der Agent von Salman Rushdie, hat sich in einem Interview mit der Zeitung "El País" über den Zustand des renommierten britisch-indischen Autors geäußert. Auf die Frage, wie es Rushdie gehe, antwortete Wylie, Rushdie habe die Sehkraft eines Auges verloren und eine Hand sei bewegungsunfähig, weil die Nerven im Arm durchtrennt wurden. "Seine Wunden waren tief." Er habe drei schwere am Hals gehabt. "Und er hat etwa 15 weitere Wunden in der Brust und am Oberkörper. Es war also ein brutaler Angriff."
Der Angreifer hatte Rushdie im August bei einer Literaturveranstaltung im US-Bundesstaat New York attackiert (der stern berichtete). "Die Nachrichten sind nicht gut", zitierte die "New York Times" damals Andrew Wylie. Der 75-jährige Rushdie wurde an ein Beatmungsgerät angeschlossen.
Agent von Salman Rushdie: "Er wird leben. Und das ist das Wichtigste"
Schon wenige Tage später schrieb sein Sohn Zafar Rushdie auf Twitter: "Trotz seiner schwerwiegenden und lebensverändernden Verletzungen bleibt sein üblicher kämpferischer und aufsässiger Sinn für Humor intakt." Sein Vater sei nicht mehr an ein Beatmungsgerät und eine zusätzliche Sauerstoffversorgung angeschlossen. Rushdie war auf dem Weg der Besserung.
Ob er noch im Krankenhaus sei und wo sich Rushdie derzeit aufhalte, dazu könne er sich nicht äußern, sagt sein Agent im Interview mit "El País". Und ergänzt: "Er wird leben. Und das ist das Wichtigste."
Fatwa gegen Salman Rushdie aus dem Jahr 1989
Der Angreifer hatte Rushdie am 12. August bei einer Literaturveranstaltung im Westen des US-Bundesstaats New York mit einem Messer attackiert. Der 24-Jährige wurde von Zuschauern überwältigt und von einem anwesenden Polizisten festgenommen. Der "New York Post" sagte der mutmaßliche Täter in einem Interview, Rushdie sei jemand, der den Islam attackiert habe. Er möge Rushdie nicht. Den 1989 verstorbenen religiösen Führer der Islamischen Revolution im Iran Ayatollah Khomeini lobte er dagegen.
Khomeini hatte 1989 alle Muslime in einer Fatwa, einer religiösen Anweisung, zur Tötung Rushdies aufgerufen. Grund war die angebliche Beleidigung des Propheten Mohammed in Rushdies im Jahr zuvor erschienenen Roman "Die satanischen Verse".
Wie die "New York Times" Anfang September berichtete, hätten Ermittler keine Hinweise auf ein Motiv für den Angriff gegeben. Der 24-Jährige, der am Tatort festgenommen wurde, plädierte bei seinem Erscheinen vor Gericht am 18. August auf "nicht schuldig" in Bezug auf versuchten Mord zweiten Grades und Körperverletzung mit einer Waffe.
Agent zieht Vergleich zur Ermordung John Lennons
Im "El País"-Interview fragt der Journalist Rushdies Agenten, ob das Attentat so viele Jahre nach dem Erlass der Fatwa bedeute, dass wir in einer besonders gefährlichen Zeit für die Meinungsäußerung leben.
Die zehn erfolgreichsten Schriftstellerinnen überhaupt

Die Liste der erfolgreichsten Schriftsteller übehaupt – nicht nur der weiblichen Autoren – führt die Granddame des Krimis: Agatha Christie. Rund zwei Milliarden (!) Mal wurden ihre 66 Romane sowie diverse Kurzgeschichten verkauft. Etliche Bücher wurden verfilmt, einige für die Bühne adaptiert. Selbst heute noch inspiriert der besondere Stil der großen Autorin aktuelle Kinofilme. So steht die Krimiparodie "Knifes out" von 2019 ganz in der Tradition bekannter Kriminalfälle wie der "Mord im Orientexpress" oder "Und dann gab’s keines mehr".
Wylies Antwort: "Ich denke, der Angriff war wahrscheinlich etwas, das Salman und ich in der Vergangenheit besprochen haben, nämlich dass die Hauptgefahr, der er so viele Jahre nach der Verhängung der Fatwa ausgesetzt ist, von einer zufälligen Person ausgeht, die aus dem Nichts kommt und ihn angreift." Dagegen könne man sich nicht schützen, weil es völlig unerwartet und unlogisch sei. Es sei wie bei der Ermordung von John Lennon gewesen.
Andrew Wylie ist auch der Agent von Art Spiegelman, dessen preisgekrönter Holocaust-Comic "Maus" eine US-Schulbehörde Anfang des Jahres aus dem Lehrplan strich. Was hinter der Zensur steckt, lesen Sie hier.
Quellen: El País, New York Post, New York Times (I), New York Times (II) Guardian