Ein Meisterwerk aus dem 15. Jahrhundert meisterhaft für die Gegenwart aufbereitet: "Das Letzte Abendmahl" von Leonardo da Vinci kann jetzt en detail im Internet studiert werden, in einer Auflösung von 16 Gigapixel und damit 1.600 Mal genauer als eine herkömmliche Digitalaufnahme. Bei einer Farbtiefe von 16 Bit misst das Bild 172.181 Bildpunkte in der Länge und 93.611 in der Breite.
Die Übertragung einer solchen Unmenge von Pixeldaten braucht seine Zeit, auch wenn die dafür eingerichtete Webseite immer nur einen kleinen Ausschnitt anzeigt. Innerhalb dieser Grenzen lässt sich das Gemälde dann ähnlich erkunden wie eine Satellitenaufnahme von Google Earth. Die extreme Auflösung ermöglicht es Kunsthistorikern, das Werk bis ins letzte Detail zu studieren, einschließlich der Spuren von Zeichnungen, die Leonardo vor der Arbeit mit Ölfarbe erstellt hat. "Man kann sehen, wie Leonardo es geschafft hat, die Gläser transparent zu machen", sagt Kurator Alberto Artioli. "Man kann auch den Zustand der Degeneration erkennen, in dem sich das Gemälde befindet."
Nur 25 Besucher pro Viertelstunde
Das Wandbild in der Mailänder Kirche Santa Maria delle Grazie wurde bis 1999 restauriert, in einem aufwendigen Prozess, der die in einem halben Jahrtausend entstandenen Schäden zu beheben versuchte. Die Kirche wurde mehrfach bombardiert, zuletzt 1943, und von Napoleons Truppen als Pferdestall benutzt. Zum Schutz des Kunstwerks werden innerhalb von 15 Minuten nur 25 Besucher eingelassen. Diese müssen zudem eine besondere Schleuse mit Filtern passieren, um die Staubbelastung möglichst gering zu halten. "Die Nachfrage ist drei bis vier Mal größer", sagt Artioli. Um das Gemälde zu erhalten, könnten aber nicht mehr Besucher eingelassen werden. Alle, die nach Mailand gekommen sind, und es nicht bis zum "Letzten Abendmahl" geschafft haben, können das Werk nun im Internet studieren.
Im Web
"Das Letzte Abendmahl" bei haltadefinzione.com: Neben den digitialisierten Gemälden selbst gibt es auch einen Film, der die Fotoaufnahmen zeigt - leider ohne Kommentar.
Da Vinics Abendmahl wurde digitalisiert von der italienischen Firma Hal9000 (so hieß auch der Computer in "2001 - Odyssee im Weltraum"), die sich auf Bildbearbeitung und Kunstrestauration mit digitalen Mitteln spezialisiert hat. Das Gemälde wurde mit einer digitalen Spiegelreflexkamera von Nikon und sehr starken Zoomobjektiven abfotografiert. Die Kamera war auf eine Art motorgetriebenes, ferngesteuertes Stativ montiert, sodass die Bewegung der Kamera absolut präzise vorgenommen werden konnte. Diese Konstruktion stammt von dem auf Technik für Panaromafotografie spezialisierten deutschen Unternehmen Clauss.
"Das letzte Abendmahl" ist nicht das erste historische Kunstwerk, das Hal9000 in ultrahoher Auflösung ins Internet gestellt hat. Die Gemälde "Vita di Cristo" von Gaudenzio Ferrari und "La gloria di Sant'Ignazio" gibt es schon seit einigen Monaten online, allerdings nicht in ganz so hoher Qualität wie jetzt das Abendmahl