Das Phänomen kennt jeder: Nutzt man einen Laptop, ein Smartphone oder ein anderes akkubetriebenes Gerät über viele Jahre, hält es irgendwann nicht mal mehr ansatzweise so lange durch wie beim Kauf. Doch was normalerweise Jahre braucht, scheint bei den aktuellen iPhones teilweise deutlich schneller einzutreten.
Darüber klagen zahlreiche Nutzer bei sozialen Medien. Ausgelöst wurde die Welle von Tech-Journalist Sam Kohl. "Ich habe mein iPhone 14 Pro jetzt weniger als ein Jahr. Das ist ... nicht hinnehmbar", postete er am 1. August beim mittlerweile zu X umbenannten Kurznachrichtendienst Twitter. Ein Screenshot zeigt, worauf er sich bezieht: Sein iPhone zeigt den Zustand seines Akkus nur noch mit 90 Prozent an.
iPhone 14: Starke Abnutzung
Bedenkt man, dass das iPhone 14 erst Ende September 2022 auf den Markt kam, ist das tatsächlich ein erstaunlich schlechter Wert. Normalerweise wird ein Wert um 90 Prozent bei normaler Nutzung erst nach etwa zwei Jahren erreicht. Zur Einordnung hilft Apples Vorgehen beim Batterietausch: Erreicht man im Garantiezeitraum bei normaler Nutzung einen Zustand von unter 80 Prozent, gilt die Batterie des iPhones als defekt – und wird vom Hersteller kostenlos ausgetauscht.
Konkret zeigt der Batteriezustand die Fähigkeit des Geräts an, die Ladung zu halten. Die normale Anzeige ist davon nicht betroffen: Das iPhone zeigt weiter 100 Prozent, wenn es geladen ist, der Akku nimmt aber trotzdem weniger Ladung auf. Je schlechter der Zustand, desto schneller ist der Akku leer. Da vor allem das Aufladen den Batteriezustand strapaziert, nehmen die Probleme mit der Zeit immer weiter zu. Ist der Zustand nach weniger als einem Jahr bereits bei 90 Prozent, ist also bereits abzusehen, dass die Akkukapazität in einigen Jahren nur noch schneller abnehmen wird. Den Zustand Ihres eigenen Akkus können Sie in den Einstellungen unter "Batterie" und dann "Batteriezustand" überprüfen.
Zerlegt: So stark wurde das iPhone 14 im Innern umgebaut

Links liegt die Display-Einheit, rechts die erstmals seit dem iPhone 4s wieder entfernbare Rückseite. In der Mitte liegt der Hauptteil des Gehäuses.
Zu sehen ist die Öffnung an der Rückseite, gut an der oben links sichtbaren Hauptkamera-Einheit zu erkennen. Am rechten Rand befindet sich die Hauptplatine mit dem A15-Prozessor, unten sind die sogenannte Taptic-Engine und die Lautsprecher platziert.
Erinnerungen an "Batterygate"
Wie sich schnell zeigte, ist Kohl nicht alleine. Hunderte Besitzer aktueller iPhone-Modelle meldeten sich in sozialen Medien zu Wort, berichteten von ähnlich starken Abnutzungserscheinungen, in einigen Fällen wurden sogar Werte bis zu 87 Prozent entdeckt. Auch in der Redaktion des stern fand sich ein iPhone 14 Pro, das seit Erscheinen einen Akkuzustand von nur noch 90 Prozent erreicht hatte. Und mittlerweile teilweise schon nachmittags wieder an die Steckdose muss.
Die Situation erinnert viele Nutzer an das sogenannte "Batterygate". Ende 2016 wurde entdeckt, dass Apple die Prozessor-Leistung seiner iPhones im Hintergrund herunterschraubte, wenn die Akkukapazität einen kritischen Wert erreicht hatte. Der Konzern reagierte mit einem Austausch-Programm, senkte die Preise des Akkuwechsels zeitweise auf nur noch 29 Euro. Auch die Anzeige des Batteriezustandes in den Einstellungen ist eine Folge des kleinen Skandals: Apple führte sie in Reaktion auf die Vorwürfe mit iOS 11.3 ein, später folgten Änderungen beim Ladevorgang, um die Abnutzung abzumildern.
Warum genau der Akku der aktuellen iPhones schneller leiden könnte als der Vorgänger, ist nicht bekannt. Apple hat sich bislang nicht zu den Vorwürfen geäußert, das wahre Ausmaß des Problem ist kaum seriös abzuschätzen. Sam Kohl hat sich indessen zu einer harten Haltung entschieden. In einem aktuellen Video greift er die Situation noch einmal auf. Ihn hätten Hunderte oder gar Tausende Beschwerden dazu erreicht, erklärt er. "Ich kann dieses Smartphone aktuell einfach nicht mehr empfehlen", fasst er seine persönliche Haltung zusammen. "Der Akku ist einfach zu schlecht."