kaum ein Flugunglück der letzten Jahre hat die Menschen so bewegt wie der Absturz der Air- France-Maschine vergangene Woche auf dem Weg von Rio de Janeiro nach Paris. Die tagelange Ungewissheit und die Falschmeldungen haben dazu ebenso beigetragen wie die vielen anrührenden Geschichten der Opfer. Es waren Urlauber, Geschäftsreisende - fast jeder von uns hätte in der Maschine sitzen können. Auch die Situation ist allen geläufig: Eine Gewitterzone naht, die Crew erinnert daran, die Gurte festzuziehen, es beginnt zu wackeln …
Was dann wirklich geschah auf dem Flug AF 447, ist noch nicht genau bekannt. Doch anhand der bereits vorliegenden Informationen und mithilfe von Experten lässt sich relativ gut nachvollziehen, welches Inferno sich bei Nacht über dem Atlantik abgespielt haben muss. Mehr als zwei Dutzend stern-Reporter, Bildredakteure und Fotografen haben in aller Welt Fakten und Fotos zusammengetragen. Sie sprachen mit Angehörigen und Freunden der Opfer, Mitgliedern des Bergungsteams und mit vielen Fachleuten, zum Beispiel Flugkapitänen und auch Technikern, die den Airbus A330 warten. Sie konnten die Handbücher einsehen, um die Steuerung und den Autopiloten besser zu verstehen. Sie sichteten das Material von Eumetsat, der Kontrollstelle für die Meteosat-Satelliten, die das Absturzgebiet zum fraglichen Zeitpunkt beobachtet haben, und sprachen mit Flugwetterberatern des Deutschen Wetterdienstes über die Situation vor Ort. Der Pariser stern-Korrespondent Claus Lutterbeck hat die Recherchen zusammengefasst und dabei versucht, den Flug der AF 447 zu rekonstruieren - vor allem jene furchtbaren 14 Minuten, die über Leben und Tod entschieden.
In Rio de Janeiro ist das Gefühl der Beklemmung weit verbreitet, berichtet stern-Reporter Joachim Rienhardt. Viele der sonst so lebensfrohen Brasilianer sehen das Flugunglück als Menetekel, als eine Warnung vor dem globalen Klimawandel, der die Meere erwärmt und immer heftigere Unwetter verursacht. Die Statistik zeigt, dass Fliegen nach wie vor die sicherste Art ist zu reisen. Trotzdem hat mindestens jeder fünfte Deutsche Angst davor oder zumindest ein mulmiges Gefühl, wenn er in der Maschine sitzt. Auch wenn einem Flugangst bisher fremd war: Nach Lektüre unserer Titelgeschichte kann man diese Menschen ein wenig besser verstehen.
Herzlichst Ihr
Thomas Osterkorn