Noch etwas mehr als 60 Tage sind es bis zu den Präsidentenwahlen in den USA. Für Barack Obama könnten die Umfragen momentan wirklich besser sein, der Republikaner John McCain hat mächtig aufgeholt. Mit dem demokratischen Parteitag in Denver hat nun die entscheidende Schlacht in diesem Wahlspektakel begonnen - die Schlacht um Amerikas Mitte. Darin spielt eine Frau eine bedeutende Rolle: Michelle Obama, 44, engste Beraterin ihres Mannes. "Meinen Fels" nennt er sie. Und eigentlich müsste sie eine Idealbesetzung für das Weiße Haus sein. Sie ist klug und selbstbewusst, schön und glamourös, herzlich und geradeaus. Juristin mit Harvard-Abschluss, die in den vergangenen Jahren deutlich mehr verdiente als ihr Mann. Eine der wenigen schwarzen Frauen, die sich aus eigener Kraft und gegen den offenen Rassismus nach oben gearbeitet haben. Michelle Obama ist so stilsicher und elegant, dass sie bereits mit Jacqueline Kennedy verglichen wird. Doch vielen weißen Wählern gilt sie als zu vorlaut, zu kritisch. Denn manchmal sagt sie offen, was sie denkt. Etwa: "Zum ersten Mal in meinem Erwachsenenleben bin ich stolz auf mein Land." Das macht Michelle Obama auch zu einem politischen Risiko. Unsere USA-Korrespondenten Katja Gloger und Jan-Christoph Wiechmann haben Michelle Obama in den vergangenen Monaten begleitet, sprachen mit Freunden und Weggefährten - und auch mit ihr. Sie sahen die zwei Gesichter einer faszinierenden Frau, die sehr direkt und sarkastisch sein kann, aber in Zeiten republikanischer Attacken auch die brave, patriotische Ehefrau zu spielen vermag. Das Porträt lesen Sie ab Seite 36.
Der Skandal um verkaufte Adressen und betrügerische Abbuchungen hat gezeigt: Unsere persönlichen Daten sind heute heiß begehrte Ware. Sie werden gehandelt, sortiert und miteinander verknüpft. Und am Ende steht man dann da - als gläserner Konsument. Wir wollten es genau wissen und haben zu Testzwecken Hunderte Adressen samt Personenprofilen aus Hamburg gekauft. Das ist völlig legal und kostet pro Adresse 1,50 Euro. Als stern-Mitarbeiter dann die Betroffenen anriefen und ihnen erzählten, was über sie gespeichert ist, waren die meisten empört und schockiert. Die Kollegen Rolf-Herbert Peters und Jan Boris Wintzenburg beschreiben in der Titelgeschichte (Seite 124) das Millionengeschäft mit unseren persönlichen Daten, bei dem die Grenzen zwischen legal und illegal oft grau sind. Auch bei zwei an der Recherche beteiligten stern-Redakteuren wurde schon unberechtigt Geld vom Konto abgebucht. Und während Fotografin Suse Walczak unterwegs war, um die betroffenen Personen zu fotografieren, zog die Firma K2 Network aus den USA 40 Dollar bei ihr ein. "K2 macht in Computerspielen", sagt Walczak, "ich habe da nie etwas bestellt. Ich kann nur Moorhuhn."
Herzlichst Ihr
Thomas Osterkorn