Vor genau 200 Jahren, am 2. Dezember 1805, besiegte Napoleon in der Drei-Kaiser-Schlacht von Austerlitz die alten Großmächte Österreich und Russland und ebnete damit den Weg für ein vereintes Europa. In Frankreich hatte er das Chaos nach der Revolution geordnet. Er brach mit verkrusteten Traditionen, militärisch, politisch und auch gesellschaftlich.
Die deutschen Intellektuellen lagen ihm zu Füßen. Als Beethoven seine dritte Symphonie, die "Eroica", abschloss, trug das Titelblatt eine Widmung für Bonaparte. Dem Dichter Hölderlin war er "der Herrlichste", der Denker Hegel sah in ihm den "Weltgeist zu Pferde" und bekannte sich als "unbedingter Verehrer" Napoleons. Heinrich Heine, der ihn durch Düsseldorf reiten sah, schwor: "Nie schwindet mir dieses Bild aus meinem Gedächtnis."
Deutschland verdankte dem Franzosen ein bürgerliches Gesetzbuch, das den Gleichheitsgrundsatz zur Norm machte und mit Adelsprivilegien aufräumte. Napoleon teilte Deutschland neu auf, formte aus Hunderten von Fürstentümern etwa 30, schuf aus einem Flickenteppich von Kleinststaaten das Königreich Westfalen und führte die moderne Staatsverwaltung ein. Er ließ Pappelalleen pflanzen, damit seine Truppen im Halbschatten marschieren konnten, und half dem ersten Markenartikel der Kosmetikindustrie auf den Weg, schließlich war es ein französischer Soldat, der dem Haus eines Duftwasserherstellers in Köln die Nummer 4711 verpasste. Und der rheinische Karneval ist nicht zuletzt eine Parodie auf die französischen Besatzer mit ihren prunkvollen Uniformen.
Tilman Müller, promovierter Politologe und stern-Korrespondent in Paris, beschreibt Napoleon in seiner Titelgeschichte (Seite 190) als Tyrannen und Reformer, der bis heute ein Mythos ist. Er sagt: "Gerade im Moment, wo sich viele Franzosen wegen der Probleme in den Vorstädten Sorgen machen, besinnen sie sich ganz gerne auf ihre historische Größe, und niemand verkörpert diese historische Größe mehr als Napoleon."
stern-Krimi-Bibliothek.
24 spannende Romane von Weltklasse-Autoren präsentiert die Redaktion vom 1. Dezember an in einer neuen Buchreihe. Ein halbes Jahr lang werden wir jede Woche ein Krimi-Highlight im Heft vorstellen, das Sie dann für 6,95 Euro im Buchhandel kaufen oder im Internet unter www.stern.de/krimis bestellen können. Mit dabei: Patricia Cornwell, Robert Harris, Minette Walters, Michael Connelly und Elizabeth George, aber auch Entdeckungen wie Robert Crais oder Garry Disher (siehe auch Seite 232).
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Vor fünf Jahren hat der stern diese Aktion zusammen mit der Amadeu Antonio Stiftung gegründet. Gemeinsam fördern wir zum Beispiel Exit, das Aussteigerprogramm für junge Neonazis. Einen wichtigen Beitrag gegen Fremdenfeindlichkeit und die Benachteiligung von Minderheiten im Alltag leisten immer wieder Schülerzeitungen. Die jungen Kollegen erleben die Konflikte, die sich oft auf dem Schulhof abspielen, am eigenen Leib. Sie reagieren mit Worten und nicht mit Fäusten. Diese Leistung wird die stern-Aktion "Mut gegen rechte Gewalt" künftig auszeichnen. In Zusammenarbeit mit dem größten deutschen Schülerzeitungspreis der Kultusministerkonferenz und des Vereins Deutsche Jugendpresse vergeben wir den Sonderpreis "Medien mit Mut". Wir prämieren die Schülerzeitungsredaktion, die am vorbildlichsten gegen rechts Position bezogen hat, mit 1000 Euro und Praktikumsplätzen beim stern, bei stern.de und mut-gegen-rechte-gewalt.de. Für den besten Artikel vergeben wir noch einmal 250 Euro.
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Herzlichst Ihr
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