In ihrer 1988 veröffentlichten Charta lässt die Hamas keine Zweifel offen. Sie will "die Fahne Allahs über jedem Zoll Palästinas aufziehen". Kein Hamas-Führer wird von dieser Position öffentlich abrücken, weil er in den Augen seiner Mitstreiter als schwach und unzuverlässig gelten würde. Allenfalls taktische Waffenruhen sind vertretbar. Phasen, in denen sich die Hamas für den nächsten Konflikt neu formieren kann, in denen sie aus dem unerschöpflichen Reservoir junger Männer und Jugendlicher neu rekrutieren kann. Es reizt daher die Israelis sicher, den hydragleichen Feind ein für alle Mal zu vertreiben. Doch natürlich wird das nicht gelingen, selbst wenn sie jedes Haus im Gazastreifen auf der Suche nach Waffen und Gegnern durchkämmten. Aber es würde Israel genügen, die Hamas so weit niederzuringen, dass deren Rivale aus dem Westjordanland, die Fatah, politisch wieder in Gaza Fuß fassen könnte. Dies dürfte ein strategisches Ziel der Regierung in Jerusalem sein. Denn Fatah- Chef Abbas, gemäßigt und verhandlungsbereit, ist Israels Liebling auf der Palästinenserseite. Dafür müsste Abbas allerdings die Sympathie der Bewohner von Gaza zurückerobern, die er bei der Parlamentswahl vor zwei Jahren an die Hamas verloren hatte. Dieses Ziel lässt sich - falls überhaupt - nur erreichen, wenn sich die israelische Armee mit Augenmaß bewegt, wenn sie den richtigen Weg findet zwischen verständlicher Selbstverteidigung und rücksichtslosem Krieg. Denn je länger der Kampf dauert, desto tiefer wurzelt der Wunsch nach Rache bei den geschundenen Menschen in Gaza. Und damit schwinden die Chancen, das zu tun, was allein ein Ausweg aus der Krise sein könnte: endlich das Gespräch mit denjenigen Hamas-Funktionären zu suchen, die angedeutet haben, dass ein Miteinander machbar wäre. Lesen Sie dazu den Bericht ab Seite 26 und den Zwischenruf von Hans Ulrich-Jörges, Seite 42.
Afrika, das sind meist Bilder von Armut und Krieg, von Vertriebenen, Verletzten, Getöteten. Doch Afrika ist mehr als nur Elend vor pittoreskem Hintergrund. Denn immer mehr Afrikaner sind dabei, sich auf die eigene Kultur und Vergangenheit zu besinnen und darauf ihre Zukunft zu bauen. Der Westen ist nicht mehr das einzige Modell. Besonders deutlich wird das im westafrikanischen Mali. Auch Mali kämpft mit Problemen - die Baumwollindustrie kann mit den subventionsgestützten Kampfpreisen der US-Farmer nicht mithalten, mehr als die Hälfte seiner Bewohner kann nicht lesen und schreiben -, und doch ist das Land im Aufbruch. stern-Reporter Marc Goergen und der Fotograf Horst Friedrichs reisten durch das Land, entlang dem mächtigen Niger-Strom, durch die Wüste bis nach Timbuktu. Es entstanden faszinierende Bilder und eine spannende Reportage: ab Seite 50.
Herzlichst Ihr
Andreas Petzold