berlin Umstrittenes Comeback

Präsidentschaftswahl an der Technischen Universität Berlin (TU)

Präsidentschaftswahl an der Technischen Universität Berlin (TU)

Hans-Jürgen Ewers hat es geschafft. Im zweiten Anlauf wurde der amtierende Präsident der Technischen Universität Berlin wiedergewählt. Trotz des Fehlens eines Gegenkandidaten verlief die Wahl alles andere als einstimmig. Auf Ewers entfielen 33 Stimmen - 31 hätten gereicht. 26 Wähler stimmten mit Nein, eine Stimme war ungültig. Die knappe Wahl macht es deutlich: Deutschlands größte Technische Universität ist gespalten. Zwei Blöcke zeichnen sich ab. Das liberal-konservative Lager des Präsidenten und die Reformfraktion.

Bereits vor vier Jahren unterlag der Vertreter der Reformer, der Erziehungswissenschaftler Ulrich Steinmüller, dem Kandidaten Ewers. Dieser trat schnell als ein entschlossener Unipräsident auf. Unter dem Druck der Berliner Haushaltslage war die TU gezwungen, ihr Ausbildungsangebot fast zu halbieren. Die Zahl der Studienplätze nahm ab. Ewers fusionierte die ehemals 15 Fachbereiche zu acht Fakultäten. Forschungsschwerpunkte wurden gebildet, die Kontakte zur Wirtschaft ausgebaut.

Doch Ewers polarisiert seine Umwelt nicht zuletzt durch sein Bekenntnis zu Studiengebühren . Von ihm stammt die Aussage »Studieren ohne Gebühr ist unsozial«. Für den Volkswissenschaftler ist es die »blanke Einkommensumverteilung von unten nach oben«. Er spricht sich für Darlehen an die Studenten aus. Mit diesen sollen sie die Studiengebühren bestreiten. Die Rückzahlung ist an die spätere Einkommenssituation gekoppelt.

Die Gegner des Präsidenten stört vor allem sein Stil. Selbst in den eigenen Reihen habe er durch seine Art und Weise viele vor den Kopf gestoßen, sagen TU-Mitarbeiter auf Anfrage. Ewers vertrete die Meinung, wonach eine Hochschule eher wie ein Betrieb mit Aufsichtsrat und nicht wie ein demokratisches Gremium geführt werden sollte. Seine Gegner werfen dem Präsidenten vor, »schöne Worte« zu machen, aber die nötigen Reformen nicht entschlossen anzugehen. So sei die dringendste Aufgabe, die Universitätsverwaltung zu dezentralisieren, nicht entschieden angegangen worden.

Ewers ist nicht in erster Linie als Universitätsprofessor bekannt. Der breiten Öffentlichkeit präsentiert sich der ehemalige Leiter des Münsteraner Instituts für Verkehrswissenschaft als Sachverständiger für Verkehr und Umwelt auf Bundesebene. Er erscheint in den Medien wenn es um Bahnreform, Infrastrukturpolitik oder Ökosteuer geht. Eins beruhigt, Milliardenlöcher wie bei der Bahn dürften an der TU nicht auftreten. (ad)

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