Lucienne ist 13 Jahre alt und hat in ihrem Leben bisher nicht nur Glück gehabt. Sie lebt nicht bei ihrer Familie, sondern in einem Kinderheim. Lucienne ist bestürzt, über die schlimmen Dinge, die in Deutschland gestrandete Flüchtlinge auf ihrem Weg hierher erleiden mussten - und über die Attacken und Äußerungen von Rechtsradikalen, die ihnen den Start in Deutschland erschweren. Weil Lucienne helfen und etwas verändern möchte, hat auch sie gespendet - genauso wie viele andere in Deutschland, die selbst nicht viel haben und trotzdem bereit sind zu geben. Zu ihrer Spende hat sie einen Brief an die Flüchtlinge gelegt, der sich Ende vergangener Woche im Internet verbreitete.
"Hallo ihr Lieben, es tut mir leid, was in eurem Heimatland gerade geschieht. Ich möchte euch gerne helfen", schrieb Lucienne. Ihr Brief wurde in den Hamburger Messehallen gefunden, einem der Orte in Deutschland, an dem sich seit Wochen unzählige freiwillige Helfer treffen, um die überwältigende Menge an Sachspenden zu sortieren, die dort täglich eintreffen. "Ihr seid in Deutschland herzlich willkommen. Auch ich kann nicht bei meiner Familie leben, sondern lebe im Kinderheim. Viele Menschen haben mir geholfen, dass es mir heute gut geht. Ich wünsche euch, dass ihr diese Hilfe auch bekommt. Ärgert euch nicht über einige Idioten in Deutschland, die motzen, sie haben alle keine Ahnung."
So lebt Lucienne
Jetzt hat die freiwillige Helferin, die auch Luciennes Brief gefunden und auf Facebook gepostet hat, das junge Mädchen besucht. "Sie lebt zusammen mit ihrem Bruder seit 7 Jahren in einem Kinderheim. Sie hat mir erzählt, dass es ihr dort sehr gut geht und dass sie froh ist, dort zu sein", schreibt Anja Stagge bei Facebook über ihren Besuch bei Lucienne. "Zusammen mit ihr und ihrem Bruder leben dort noch 5 Jungs. Sie ist das einzige Mädchen. Sie meinte, dass es manchmal ganz schön doof ist, das einzige Mädchen zu sein."
Der Brief der 13-Jährigen wird angeblich gerade in verschiedene Sprachen übersetzt, um ihn dann an die Flüchtlinge weiterzugeben. Davon war Lucienne besonders begeistert: "Oh, vielleicht bekomme ich ja dann doch Post von einem der Flüchtlinge", sagte sie laut Anja Stagge. Die schrieb auf Facebook weiter, dass sie der Besuch stark berührt habe. "Er hat mir gezeigt, wie stark sich Thematiken derzeit überschneiden." In der nächsten Woche will Lucienne jetzt selbst in der Messehalle in Hamburg vorbeischauen und mithelfen.