Ein hübsch gedeckter Frühstückstisch, lachende Eltern und ordentlich gekleidete Kinder, die friedlich ihr Brötchen essen: So sieht das ganz normale Familienleben aus, wenn man der Werbung Glauben schenkt. Schreikrämpfe, weil die Wurst falsch auf dem Brot liegt, der Kakao zu kalt oder zu heiß ist oder Saftgläser, deren Inhalt sich über den gesamten Tisch und mehrere Familienmitglieder verteilt, gibt es dort nicht. Stattdessen wirken sowohl Eltern als auch Kinder immer glücklich, niemals wütend oder auch nur genervt.
Dass diese Bilder wenig, wenn nicht gar nichts mit der Realität von Eltern zu tun haben, darüber schreiben nun britische Mütter bei Twitter und Facebook unter dem Sammelbegriff "Real Mum Moments". Sie erzählen peinliche Geschichten, gestehen Erziehungssünden und das immer mit einem Augenzwinkern. Brutal ehrlich und wirklich komisch.
"Wenn du im Bus bist und deinem Sohn erklärst, dass er nichts von deiner Diät-Cola haben kann, weil es ein Mütter-Getränk ist und er sagt 'Wein?'"
"Aus der Dusche kommend zeigt mein 19 Monate altes Kind auf mich und sagt 'Große Scheide, Mami ... sehr groß'"
"Der Tag unserer Hochzeit, Stille in der vollbesetzten Kirche, kurz bevor wir unser Gelübde sprechen, flüstert Angelina lautstark ... 'Mami, ich muss mal groß'. Ich musste den Priester dann bitten, einen Moment zu warten."
"Wenn mein Sohn mich fragt 'Mami, warum verfolgst du mir immer zur Schule?' Von einer verantwortungsvollen Mutter zur Stalkerin in einem Ruck."
Alles teilen, nicht nur die guten Seiten
Ins Leben gerufen wurde der Hashtag von der britischen Organisation "Digital Mums", die sich für Frauen in digitalen Berufen einsetzt. Es soll ein Gegengewicht zu der umstrittenen Motherhood Challenge auf Facebook sein. Dort priesen vor wenigen Wochen Frauen gegenseitig ihre Fähigkeiten als Mütter und posteten dazu besonders liebreizende Bilder ihrer Kinder. Gerade in Großbritannien und den USA war das ein Riesenthema. "Es ist unsere Version der Facebook Motherhood Challenge, es geht darum ALLES zu teilen, was einen als Mutter ausmacht – nicht nur die retuschierte und gephotoshopte Version davon", sagte Nikki Cochrane von "Digital Mums" dem "Telegraph".
In Großbritannien wird der Muttertag bereits am 6. März gefeiert. Die "Real Mum Moments" sollen den Müttern passend zu ihrem Feiertag ein gutes Gefühl geben. Ihnen zeigen, dass es nicht schlimm ist, wenn ihr Familienleben nicht so ist wie in der Werbung. Gerade soziale Netzwerke erzeugen bei Müttern oft unrealistische Vorstellungen davon, wie das Leben mit Kindern auszusehen hat. Ein bisschen Realität scheint da mal ganz gut zu tun.