muenchen »Sonst kann man am Computer üben«

Das Münchner »SprachDuo« bringt sprachinteressierte Deutsche und Austauschschüler zusammen.

Das Münchner »SprachDuo« bringt sprachinteressierte Deutsche und Austauschschüler zusammen.

»Hallo, ich heiße Vanessa und suche jemanden, der mit mir italienisch spricht. Ich selbst spreche« So oder ähnlich liest sich die Netzpost im Münchner SprachDuo-Mail-Verteiler. Die Idee ist simpel gestrickt und doch ziemlich erfolgreich: Ein Austauschschüler bringt einem Deutschen seine Sprache bei, während der Austauschschüler vom deutschen Studenten wiederum Deutsch erlernt. Das ganze nennt sich dann »SprachDuo«. Das Projekt entstand 1999 aus einer studentischen Initiative namens »Associations des Etats Généraux des Etudiants de l'Europe« (AEGEE, ein Forum europäischer Studenten).

Ein Interview mit Tim Appel, einem der Organisatoren des Projektes in München, der gerade seinen Bachelor in Mathematik beendet hat.

Wie wird Euer Angebot - ihr vermittelt Paare im Internet, habt eine Mailingliste, veranstaltet regelmäßige Treffen - angenommen?

»Im letzten Jahr hatten wir geschätzt vielleicht 30 oder mehr Pärchen, die sich mehr oder weniger regelmäßig getroffen haben. Zur Zeit sind 495 Studenten in der Datenbank, die einen Partner suchen. Letztendlich weiß ich aber nicht, wie viele Pärchen es zur Zeit gibt. Die treffen sich einfach so, das bekommen wir nicht mit. Ich schätze 50.«

Was sind die Vorteile, was die Nachteile beim Sprachenlernen über ein SprachDuo?

»Ganz wichtig: Es macht sehr viel Spaß. Man lernt mit Muttersprachlern, erfährt nebenbei etwas über das Mutterland, bekommt Kontakte und Freundschaften. Auf der anderen Seite besteht immer die Gefahr, dass man viel quatscht und wenig ernsthaft lernt. Gut lernen lässt sich meist nur die Konversation. Keiner treibt einen, man muss sich also erst mal selbst motivieren. Wichtig ist natürlich, dass man sich mit seinem Partner persönlich versteht, sonst klappt es nicht. Viele treffen sich so leider nur ein, zwei Mal, dann verläuft es sich.«

Gibt es gravierende Probleme?

»Je nachdem, was man erwartet. Meist ist es kein sehr intensives Lernen. Ein gravierendes Problem ist auch die Organisation. Wir machen es in der Freizeit, und eigentlich hat keiner dafür freie Zeit.«

Welche sind die begehrtesten Sprachen? Welche Sprachen finden keine »Abnehmer«?

»Deutsch, Spanisch, Englisch, Französisch stehen natürlich ganz vorne. Unter www.lrz.de/~tumi gibt's auch eine genaue Statistik. Wenig Abnehmer finden alle anderen Sprachen, zum Beispiel Finnisch, Ungarisch, Tschechisch... Ein bisschen mehr noch r Russisch. Da man aber nicht nur einmal sucht, sondern dauerhaft in einer Datenbank eingetragen bleibt, hat man jederzeit noch die Chance, später mit jemandem in Kontakt zu kommen.«

Für wen genau lohnt es sich, daran teilzunehmen?

»Es lohnt sich, sowie man zumindest einen Anfängerkurs mitgemacht hat. In irgendeiner Sprache muss natürlich eine Basiskommunikation möglich sein, das kann gegebenenfalls auch in eine dritte Sprache sein. Wichtig ist es, einen Sprach-Partner finden, der ähnlich gut oder schlecht ist. Wenn die Unterschiede zu groß sind, wird es meist einseitig oder frustrierend. Und es lohnt sich nur, wenn man auch Spaß daran hat, jemanden aus einem anderen Land kennen zu lernen. Sonst kann man am Computer üben. Ich kenne keine SprachDuos, die nur konzentriert Sprachübungen machen. Eher im Gegenteil«

Wie seid ihr auf die Idee gekommen? Hat eure Initiative ein Vorbild?

»Ein richtiges Vorbild hatten wir nicht - aber an anderen Unis gibt es so etwas auch, es ist keine neue Idee. Es ist nur überall ein bisschen anders organisiert. Außerdem gibt es Sprachschulen, die die Vermittlung von Sprachpartnern anbieten. Meist aber gegen Gebühr.« (fn)

PRODUKTE & TIPPS