muenchen Einzelgänger haben keine Chance

Begabte Schüler treffen auf erfahrene Mathematik-Studenten: das Programm »AbiTUMath« der TU München

Begabte Schüler treffen auf erfahrene Mathematik-Studenten: das Programm »AbiTUMath« der TU München

Da wandert er vor der Tafel auf und ab, schreibt ab und zu etwas an, lässt anderes wieder aus (»das ist jetzt hier nicht so interessant«). So souverän doziert er da vor Studenten, Schülern und Professoren, dass man ihm sein Alter fast gar nicht abnimmt: Christian Reiher, 17 Jahre, ist in seinem Element - der Mathematik. In Kloster Neustift in Südtirol, wo die TU München zum ersten Mal ihr Programm »AbiTUMath« für Schüler und Studenten ausrichtet, stellte der Schüler einen Sonderfall im Bereich der quadratischen Reste vor, den er selbst auf eine etwas andere Art als in der mathematischen Literatur bewies.

AbiTUMath, das ist ein Grenzgänger zwischen zwei komplett verschiedenen Welten - hier treffen Universität und Schule aufeinander. »Wir möchten den Übergang von der Schulmathematik zum Unistudium erleichtern«, nennt Projektleiter Andreas Ruffing (Foto) das Ziel der einwöchigen Veranstaltung kurz vor Semesterbeginn. In Kloster Neustift arbeiten daher Schüler und Studenten im Tandem - als gleichberechtigte Partner lösen sie Probleme aus dem »ungemein aufstrebenden Bereich der Biomathematik« (Ruffing): Wie hängen Fisch- und Haipopulation zusammen? Wie funktioniert die Diffusion in der Gebärmutter? Wie können wir effektiv auf Diabetes getestet werden? »Die Schüler sollen vor allem erfahren, wie wir an der Uni an mathematische Probleme herangehen - ganz anders als in der Schule«, sagt Ruffing.

Und von Christian Reiher beispielsweise lernen selbst die Studenten im vierten Semester noch einiges: Immerhin war Reiher bei der »Internationalen Mathematik-Olympiade« im Juli 2000 in Korea siegreich, gewann eine Goldmedaille. »Na ja, es kommt schon verhältnismäßig oft vor, dass ich Mathematik mache«, sagt er und grinst schüchtern. »Ich lese gerne Gauß und Euler - auf Latein.«

Weshalb AbiTUMath? Student Moritz Simon kennt das Problem des Mathematik-Studiums aus eigener Erfahrung: »Das ist am Anfang ein echter Schock. Innerhalb sehr kurzer Zeit kommt sehr viel Neues. Man muss die Teamarbeit lernen - Einzelgänger haben fast keine Chance, gerade in den ersten Klausuren, wo noch relativ viele durchfallen.« Nach dem ersten Durchgang von AbiTUMath zieht Organisator Ruffing ein positives Fazit: »Über die Teilnehmer erreichen wir noch viel mehr - sie erzählen das weiter, berichten von unserem Angebot.« Klar, dass die TU München den begabten Mathe-Nachwuchs aus ganz Deutschland zu sich locken möchte. So soll AbiTUMath auch im nächsten Jahr noch einmal stattfinden.

Denn Mathematiker, das ist den ersten 40 Teilnehmern von AbiTUMath klar, werden immer noch händeringend gesucht: Derzeit sind nach Angaben des Informationssystems Studienwahl und Arbeitsmarkt der Uni Essen nur 1.000 Mathematiker arbeitslos gemeldet - davon fast überhaupt keine jünger als 30 Jahre. (fn)

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