Sommelier oder Akademiker? Das ist hier die Frage!
Ein Berufswunsch ohne Anglizismus? »Yap«, meint Marc Christian (23), »ich könnte mir gut vorstellen, Sommelier zu werden.« Sommelier? »Das ist der, der im Restaurant für den Wein verantwortlich ist. Den Keller bestückt, Weine zu Gerichten empfiehlt und die Gäste berät. Er arbeitet auch eng mit dem Küchenchef zusammen, um Wein und Essen optimal zu kombinieren.«
Marc ist eigentlich Student der Kommunikationswissenschaft. Trotzdem, tagesaktuellen Journalismus und »diesen PR-Werbungs-Kram« findet er »öde«. Er braucht etwas, hinter dem er voll und ganz stehen kann. So etwas wie: Wein. »Wein ist dynamisch, da gibt es nie Stillstand. Wein ist lebendig, entwickelt sich und das interessiert mich.« Geld sei dabei zweitrangig, denn reich werde man bei diesem Job normalerweise nicht.
Schon immer hatte Marc ein Faible für Kulinarisches. Und weil es für den Studenten nicht möglich war, ständig Top-Restaurants zu besuchen hat er irgendwann angefangen »autodidaktisch zu kochen«. Die Beschäftigung mit Wein kam automatisch dazu.
Natürlich, um Sommelier zu werden, bedürfe es schon mehr als Essen und Trinken. »Neben einem höheren Schulabschluss braucht man eine abgeschlossene Ausbildung in einem gastronomischen Beruf und ein viermonatiges Praktikum in der Weinwirtschaft.« An der Hotelfachschule in Heidelberg gebe es dann einen Aufbaukurs zum Sommelier. Im Moment hat Marc noch keine abgeschlossene Lehre. »Aber im Notfall setzte ich halt noch eine Kochlehre drauf, bin ja noch jung.« Und zielstrebig. Erste Erfahrungen im Wingert (Weinberg) hat er schon hinter sich. Weinstöcke anbinden, Fassproben diskutieren und die ersten Blindverkostungen. Ohne die Hilfe eines Etiketts oder der Flaschenform. Die Erkennungsquote? Marc gibt sich bescheiden: Es gehe schon etwas über die reine Unterscheidung von rot oder weiß hinaus.
Im Herbst geht's dann wieder in den Weinberg, die Traubenlese steht an. Und weil das noch längst nicht alles ist, ist Marc auch im Winter wieder zur Stelle, wenn die Einlagerung der Weine beginnt. »Das ist unheimlich faszinierend. Auch, dass sich der Wein ständig verändert, selbst nach der Flaschenabfüllung.« Jetzt ist Marc in seinem Element, erzählt von Gerbstoffen, die weich und rund werden, träumt von Säure, die mit Tanninen ein harmonisches Spiel eingeht und hat auch noch einen praktischen Tipp parat. Die Weinausstattung für einen Sommerabend im Park: »Auf jeden Fall was unkompliziertes. Leichte, frische Weißweine - etwa Rieslinge aus der Pfalz oder einen Auxerrois von der Mosel. Lecker auch ein Weißer Burgunder aus dem Elsass. Vorsichtig wäre ich bei Modeweinen, wie Pinot Grigio oder dem Gavi. Sind oft überteuert und nicht wirklich gut.« Auch mit Rotweinen sollte man es im Sommer unkompliziert angehen lassen: »Etwa ein Rosso Piceno aus Oberitalien oder Wein aus Südfrankreich, wie die Languedoc-Weine.« An Nahrungsmitteln empfiehlt der Meister Finger-Food. Kreative Sandwichs oder Spargelröllchen. Bon appétit. (cw)