In Münster sind die Nächte lang
Cavete Münster! So lautete noch in den fünfziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts das Motto einiger enttäuschter Studenten. Meidet Münster - eine Losung, die vor allem auf das damals nicht existente Nachtleben hinweisen sollte. Obwohl die Uhren in Münster bekanntlich ein wenig langsamer laufen als in anderen Teilen der Republik, hat sich das beschauliche Städtchen in den letzten Jahrzehnten zur selbst ernannten Westfalenmetropole entwickelt. Für Skater und Techno-Anhänger ist Münster schon länger ein Begriff, und auch der gemeine Student muss keine Angst mehr haben, zwischen Bibliothek, Mensa und Hörsaalgebäude der Langeweile zu erliegen. An jeder Ecke eine Kneipe, zahlreiche Clubs und Diskotheken - für jeden Geschmack ist etwas dabei. Das Spektrum reicht von der flauschigen und schrägen Mini-Bar bis zum hochmodernen Abtanz-Tempel, erlaubt ist auch in Münster mittlerweile das Meiste, was gefällt. 46.000 Studenten wollen schließlich versorgt sein.
Das Kuriose am Nachtleben in Münster ist, dass es keine Geheimtipps gibt. Jeder Student hat seine Kneipe, seinen unschlagbaren Ort der nächtlichen Ekstase, jede Studentengruppe schwört auf diesen Club und keinen anderen. Da sich dieses Verhalten aber in schöner Regelmäßigkeit weiter dreht und immer wieder andere Lokalitäten zu den Angesagtesten zählen, stand vermutlich jede Kneipe und jeder Club schon an der Spitze der nach oben hin offenen Coolness-Tabelle der münsteraner Studenten. Dabei spielt es keine Rolle, ob es sich um das verschroben trashige Ambiente eines ehemaligen Animier-Lokals wie der Luna Bar oder um die sterile Atmosphäre einer Großraumdisco wie dem Bellagio handelt, immer wieder tauchen andere Namen im Veranstaltungskalender der Studenten auf. Abwechslung ist garantiert.
Den Überblick zu behalten, dürfte dabei für Studienanfänger ebenso schwierig sein, wie die Organisation der ersten Semester. Orientierungshilfen bieten dabei Zeitschriften wie die na dann, Ultimo oder GIG, in denen das aktuelle Programm nach zu lesen ist und die man in zahlreichen Geschäften und Instituten findet. Außerdem kann man auf www.nightzap.de Kurzinformationen rund um das Nachtleben der ganzen Region abrufen. Selbst wer nie einen Blick in diese Publikationen wirft, kommt an den bunten Angeboten der Clubs und Discos nicht vorbei. An jeder Ecke hängen Plakate, Flyer klemmen nach fast jeder Vorlesung auf dem Gepäckträger.
Neben dem offiziellen Programm der Lokalitäten gibt es natürlich auch noch die unzähligen Parties mit Uni-Bezug. Jedes Semester beginnt mit den Semesteranfangsparties der Fachschaften und Institute, dann folgen Wohnheimparties, später gibt es wahlweise Weihnachts- oder Sommerparties und gleich danach Semsterabschlussparties. Auch hier ist die Auswahl bei mehr als 100 Studienfächern und dazu gehörigen Instituten groß. Masse und Klasse stimmen zwar auch hier nicht immer überein, studentische Bierpreise um die 2 Mark versöhnen aber immer wieder viele Leute.
Als Leitregel für das Nachtleben der Studenten in Münster lässt sich fest halten, dass besonders der Mittwoch als Ausgeh-Abend erkoren wurde. Warum weiß zwar keiner, die Kneipen sind aber besonders an diesem Abend genau wie die Studenten gut gefüllt. Vielleicht liegt es daran, dass für die meisten Studenten am Mittwochabend das Wochenende beginnt, aber das ist eine ganz andere Geschichte. Und das würde noch lange nicht erklären, warum am Dienstag und Donnerstag fast genau so viele Leute unterwegs sind. (mk)