Krankenschwester, Lehrerin, Bürokauffrau? Oder vielleicht doch lieber Webdesignerin oder Biophysikerin? Nach wie vor entscheiden sich junge Mädchen überproportional häufig für »typisch weibliche« Berufsfelder, meint Oda Becker, Mitarbeiterin des »Kompetenzzentrums Frauen in Informationsgesellschaft und Technologie« in Bielefeld. In einer bundesweiten Kampagne erhalten junge Mädchen daher die Möglichkeit, Arbeitsfelder abseits der traditionellen Frauenberufe kennen zu lernen.
Am »Girls' Day«, dieses Jahr ist das der 25. April, können interessierte Mädchen der Klassen 5 bis 10 bei einem eintägigen Schnupperpraktikum Arbeitswelten im technischen Bereich erleben. Damit soll den Mädchen Mut gemacht werden, Berufe zu ergreifen, die für Frauen noch immer ungewöhnlich sind.
Der bundesweite Mädchen-Zukunftstag wird zum zweiten Mal veranstaltet. Nach zweimonatiger Vorbereitungsphase machten beim ersten Mal 1.800 Mädchen in 39 Betrieben mit. »Zusätzlich gab es eigene, von uns nicht offiziell registrierte Veranstaltungen: Allein bei VW nahmen zum Beispiel weitere 900 Mädchen teil.«
Nicht nur die Vorlaufphase ist in diesem Jahr entschieden länger, auch die Projekt-Unterstützung ist größer: »Unsere Aktionspartner kommen aus so unterschiedlichen Richtungen, dass wir mit einer sehr großen Resonanz rechnen«, sagt Becker. Das Aktionsbündnis ist breit gefächert, vom Bundesministerium für Forschung und Bildung über den Deutschen Gewerkschaftsbund bis zur Bundesvereinigung deutscher Arbeitgeberverbände. Mehrere tausend Tages-Praktikumsplätze soll es geben.
Nicht nur die Mädchen können von diesem Schnupperpraktikum profitieren. Ariane Alpmann, Geschäftsführerin der Initiative D21 e.V.: »Gerade bei dem derzeit herrschenden Fachkräftemangel in IT- Berufen bietet sich den teilnehmenden Unternehmen hier die Möglichkeit, Kontakt zu talentiertem Nachwuchs herzustellen und Mädchen, die zuvor nur über ?frauentypische' Berufe Bescheid wussten, für einen technischen Beruf zu interessieren.«
Inspiration für den »Girls' Day« war unter anderem der in den USA schon seit 1993 existierende »Take-Our-Daughters-To-Work«-Tag, bei dem junge Mädchen von ihren Eltern mit an deren Arbeitsplatz genommen werden. Das ist zwar auch eine Möglichkeit für den hiesigen »Girls' Day«, doch »eine Elternbeteiligung wollen wir ausdrücklich nicht in den Vordergrund stellen«, sagt Oda Becker, »da Töchter arbeitsloser Eltern nicht benachteiligt werden sollen«. Außerdem würden Mädchenveranstaltungen in Deutschland bereits seit den 80er Jahren von einzelnen Bundesländern und Unternehmen organisiert. »Der ?Girls' Day' nährt sich also aus einer längeren Tradition.«
Johanna Bartels, dpa