Über Adolf Hitler hieß es, er habe Hamburg nicht gemocht und sei deswegen nur selten in der Hansestadt gewesen. Wie so vieles, was nach dem Krieg über die Nazizeit gesagt wurde, stimmt auch diese Erzählung nicht. An 75 Tagen war der Diktator nachweislich in der Stadt, und die Begeisterung kannte, wie überall in Deutschland keine Grenzen. Zum Beispiel am 13. Februar 1939, ein Tag vor dem Stapellauf der "Bismark". Der "Führer" trat am Rathaus auf, vor einer Menschenmenge, die die Sicherheitsleute kaum im Zaun halten konnte. So ist es auf Fotos aus der Zeit zu sehen, die nun in dem Bildband "Hamburg Krieg und Nachkrieg" erschienen sind.
Hamburg-Bilder von sechs Stadtfotografen
Auf 288 Seiten hat Herausgeber Jan Zimmermann hunderte historischer Fotos aus der Zeit des Dritten Reichs, dem Krieg und der ersten Nachkriegsjahren gesammelt. Die Bilder stammen von fünf Fotografen und einer Fotorgrafin - darunter der Pressefotograf Hugo Schmidt-Luchs aber auch offizielle Propaganda-Fotografen wie Theodor Scheerer. Ihre Motive reichen von Hochglanz-Werbebilder führender Nazis in vollem Ornat über dokumentarische Momente wie etwa die Folgen der ersten Bombenangriffe bis zu Alltagsszenen aus den gesamten sechs Kriegsjahren und danach.
Am eindrücklichsten sind die Fotos die wie Schnappschüsse wirken: Hitlerjugend-Jungs im Gegenlicht, Trümmerbahnen vor den letzten Fachwerkhäusern in der Innenstadt oder Bauarbeiter auf der Grindelhäuser-Baustelle, wo ab Mitte der 40er Jahre die ersten Wohnhochhäuser Deutschlands entstanden. "Zwei große Katastrophen beherrschen die Geschichte Hamburgs und haben die tiefgreifendsten Veränderungen des Hamburger Stadtbilds bewirkt: der Große Brand von 1842 und die alliierten Bombenangriffe vom Juli 1943, die Operation Gomorrha", schreibt Herausgeber Zimmermann. Wie tiefgreifend, das zeigt der Bildband ausführlich. Selbst gebürtige Hamburger und zugezogene Hamburger dürften überrascht sein, wie stark sich ihre Stadt durch den Krieg und im Laufe der Zeit danach verändert hat.